breit
Volume II, Column 311
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breit adj. breit, latus; weit (ausgedehnt),
immensus, pandus, planus; stattlich, amplus
;
übertr. gewichtig, bedeutend; überheblich,
elatus
Var.: p-; -ai-; -d, -d-. Mhd. nhd.
breit.

Ahd. Wb. I, 1340 ff.; Splett, Ahd. Wb. I, 100; Schütz-
eichel⁴ 80; Starck-Wells 75; Graff III, 294 f.; Schade
83; Lexer I, 347; Benecke I, 236; Diefenbach, Gl. lat.-
germ. 31 (amplus). 321 (lātus); Dt. Wb. II, 356 ff.;
Kluge²¹ 98; Kluge²² 104; Pfeifer, Et. Wb. 212.

Das ahd. Wort hat Entsprechungen in sämtlichen
germ. Dialekten: as. brēd, mndd. brē(i)t (-d-);
mndl. breet (-d-), nndl. breed; afries. brēd, breid,
nfries. brēd; ae. brād, me. brōd, auch brad, broid,
ne. broad; anord. breiðr, nnorw. brei(d), ndän.
nschwed. bred; langob. braid- (uia quod dicitur
braida
a. 885); got. *braiþs (nur nom. sg.n. braid
= πλατύς Matth. 7, 13).

Fick III (Germ.)⁴ 277; Holthausen, As. Wb. 9; Sehrt,
Wb. z. Hel.² 61; Berr, Et. Gl. to Hel. 64; Lasch-
Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 347; Schiller-Lüb-
ben, Mndd. Wb. I, 421; Verdam, Mndl. handwb. 116;
Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 91; Vries, Ndls. et. wb.
85; Holthausen, Afries. Wb.² 11; Richthofen, Afries.
Wb. 665 f.; Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries. Spr.
I, 223 f.; Holthausen, Ae. et. Wb. 31; Bosworth-Tol-
ler, AS Dict. 118 f.; Suppl. 103; Suppl. II, 12; ME Dict.
AB, 1188 ff.; OED² II, 566; Oxf. Dict. of Engl. Et.
119; Vries, Anord. et. Wb.² 55; Jóhannesson, Isl. et.
Wb. 897; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 24;
Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 100; Torp, Nynorsk
et. ordb. 39; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 97; Bruckner,
Spr. d. Langob. § 27. 72. 108; Feist, Vgl. Wb. d. got.
Spr. 104; Lehmann, Gothic Et. Dict. B-93.

Noch immer hat sich keine Etymologie, noch
immer keine lautlich oder bedeutungsmäßig
plausible Anknüpfung in einer anderen idg.
Sprache gefunden. Nur innerhalb des Germ.
gibt es in ahd. breta f. n-St. flache Hand (s. d.)
die Ablautvariante mit Schwundstufe idg. und
germ. -i, ahd. e (s. Braune, Ahd. Gr.¹⁴ § 31
Anm. 1 und breta) zu der in ahd. breit vorlie-
genden Vollstufe idg. *-o-, germ. *-ai-, ahd.
-ei-. Verfehlt war jedenfalls Joh. Schmidts Be-
mühen, got. *braiþs, ahd. breit trotz seines anl.
b- (< idg. bh-) mit gr. βρθω wuchtig, schwer
belastet sein
zusammenzustellen, das ja auch
begrifflich keineswegs sehr nahelag (Idg. Voka-
lismus [1871] 60; skeptisch dazu A. Bezzenber-
ger, BB 3 [1879], 81 und O. Wiedemann, BB 13
[1888], 309 f.), ganz abgesehen davon, daß
sich das griech. Verbum viel wahrscheinlicher
als schwundstufige Verwandte (βρ-) zu gr. βα-
ρύς, lat. gravis, got. kaurus schwer stellen läßt,
sowie, mit anderer Ablautstufe, zu lat. dial. brū-
tus schwerfällig, allesamt mit anlautendem
Labiovelar *g-. Zugleich erledigte sich so der
Versuch von K. F. Johansson, Zfgvl. Spr. 30
(1890), 450 f., den etym. Zusammenhang von
got. *braiþs mit gr. βρῑθ- dadurch zu retten,
daß er beide ursprl. mit der Konsonantengruppe
*mr- beginnen ließ (im Hinblick auf ein seman-
tisch weitabliegendes aind. mrityáti zerfällt,
löst sich auf
, so immer wieder in den älteren
Aufl. von Kluges Etym. Wb.), wie auch Th. v.
Grienbergers Vorschlag (Unters. z. got. Wort-
kunde 53), got. *braiþs mit lat. brūtus schwer-
(fällig)
zu identifizieren
.

Ähnliche Skepsis hatte schon Persson, Beitr. z. idg.
Wortf. I, 34 zum Ausdruck gebracht; demgegenüber
sind die fast zwei Jahrzehnte späteren Phantastereien
von J. Loewenthal, die ausgehend von nengl. in broad
sunshine
einen idg. Ansatz mit der Bed. lichtäugig
zugrundelegen (WuS 10 [1927], 166 f.), kaum ernst
zu nehmen, ebensowenig die noch jüngeren haltlosen
Spekulationen J. Triers in Lehm 43.

Statt dessen spricht das Nebeneinander von
ahd. breta < germ. *riđō- (s. o.) und ahd. breit
< germ. *raiđa- für die Wahrscheinlichkeit ei-
ner Rekonstruktion idg. *bhrit : *bhrot,
möglicherweise nominalisierte t-Erweiterungen
zu einer idg. Basis *bhri- : *bhro- (: *bhre-)
mit der Bed. streuen, ausschütten, wie sie ohne
i-Erweiterung vielleicht in lit. beti (beriù, b-
riaũ) streuen, ausschütten vorliegt (doch
Fraenkel, Lit. et. Wb. 40: zu *bher- tragen); so
ähnlich auch schon H. Petersson (IF 23 [1908
09], 391 f.), der, ohne bei den Latinisten viel
Anklang zu finden, auch lat. frōns Stirn hierher
stellte und letzten Endes eine Wz. *bher- aus-
breiten
zugrundelegte, alles theoretische
Möglichkeiten, die aber nicht durch lautgesetz-
lich einwandfreies und inhaltlich überzeugendes
Wortmaterial gesichert sind.

Walde-Pokorny II, 194; Pokorny 132; Frisk, Gr. et.
Wb. I, 267 f. (βρί, βρθω). 221 f. (βαρύς); Walde-Hof-
mann, Lat. et. Wb. I, 620 f. (gravis). 117 f. (brūtus).

S. auch breta.

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