breta
Volume II, Column 325
Symbol XML file TEI Symbol PDF file PDF Citation symbol Citation

bretaAWB f. n-(?)St., nur in Gl.: flache, breite
Hand, Handfläche, palma, vola
Var.: p-;
einmal brettin (11. Jh.) wohl für *bretun
akk. pl. = palmas? einmal -te (13. Jh., mhd.).
Das Wort ist nach dem 13. Jh. auf hochdt. Ge-
biet nicht mehr zu belegen, auch nicht in den
dt. Mdaa. der Gegenwart.

Ahd. Wb. I, 1374; Splett, Ahd. Wb. I, 102; Starck-
Wells 77; Graff III, 295; Schade 84; Dt. Wb. II, 376;
Kluge²¹ 98; Kluge²² 104.

Etym. Entsprechungen von ahd. breta begegnen
meist als zweiter Teil von Zss. in afries. hondbre-
de f. und ae. handbred n., -brǣdu f., me. hond-
brede, auch -brōd(e), -brād, wohl unter Einfluß
von ae. brād breit. Außerdem findet sich ein
Wortelement breða- in der aisl. Zss. breðafnn f.
Schneewehe (Vlsunga Saga I, 116), das ge-
meinhin zu aisl. breði, nnorw. mdart. bræ, bride
Gletscher (färöisch breði Schneeflocke), eigtl.
breite Fläche? (s. u.), gestellt wird sowie zu ei-
nem davon abgeleiteten Verbum nnorw. breda,
brida schimmern wie Schnee, ohne daß ein
möglicher Zusammenhang mit aisl. breiðr und
ahd. breta ernstlich bestritten wird.

Holthausen, Afries. Wb.² 12. 39; Richthofen, Afries.
Wb. 825. 1164; Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries.
Spr. II, 30; Holthausen, Ae. et. Wb. 33; Bosworth-
Toller, AS Dict. 508; Suppl. 507; ME Dict. G-H, 893;
OED² II, 524 (brede²); VI, 1071 (handbrede); Vries,
Anord. et. Wb.² 55; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 897;
Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 24; Fritzner,
Ordb. o. d. g. norske sprog I, 180; Cleasby-Vigfusson,
Icel.-Engl. Dict. 77; Torp, Nynorsk et. ordb. 39; Norsk
ordbok I, 882; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 100;
Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 104 (s. v. *braiþs); Leh-
mann, Gothic Et. Dict. B-93 (s. v. *braiþs).

Trotz der immer wieder vorgebrachten Beden-
ken kann doch kaum ein Zweifel darüber be-
stehen, daß ahd. breta und Verwandte auf ur-
germ. *riđō zurückzuführen sind und zu der
Sippe von ahd. breit (s. d.), urgerm. *raiđa- ge-
hören. Da es aber keinen regelmäßigen Laut-
wandel i > e vor -ō/ -a im Germanischen gab
(vgl. A. L. Lloyd, Lang. 62 [1966], 738 ff.), ist
der e-Vokal in diesem Wort viell. seinem weit-
gehenden Gebrauch als zweites Glied von Zss.
zuzuschreiben; vgl. ahd. -fred, ae. -ferð, -freð in
Eigennamen (neben ahd. fridu, ae. friðu), ae.
fyrwet (neben fyrwit) Neugier usw. Vgl.
Braune, Ahd. Gr.¹⁴ § 31 Anm. 3; G. Baesecke,
PBB 52 (1928), 104; St. Sonderegger, ZMF 28
(1961), 268; Campbell, OE Gr. § 372; Sievers-
Brunner, Ae. Gr.³ § 43, 3.

Wie die weitere Entwicklung von ae. hand-bred
und -brǣdu nahelegt, wurde der Untergang des
Wortes wohl durch den An- oder Gleichklang
von Formen wie andd. *-breda und *-brēda
(< *-breida) oder ae. -bred(e) und -brǣdu be-
siegelt.

Das gelegentlich zur etym. Analyse herangezogene
lett. Wort birda feiner Schnee und Verwandtes sind
fernzuhalten (vgl. Falk-Torp, a. a. O. 110).

Zu den wenigen, meist umstrittenen außergerm.
Verknüpfungen von ahd. breta breit.

Information

Volume II, Column 325

Show print version
Citation symbol Citation
Symbol XML file Download (TEI)
Symbol PDF file Download (PDF)

Lemma:
Referenced in: