brust² (?) Genus unsicher, nur nom. u.
akk. pl. brust (oder sg. mit kollektiver Bed.?)
Gl. 2, 699, 53. 703, 14 (11. Jh., wohl mfrk. oder
rheinfrk.). Das Wort glossiert lat. arbuta
‚Laubsprossen oder Frucht des Erdbeerbaums‘.
Meistens wird eine Verschreibung für *brusc
vermutet (so zuerst E. Björkman, Zfdt. Wortf.
3 [1902], 265 f.; immer noch Ahd. Wb. I,
1456; Starck-Wells 81), das mit spätmhd.,
nhd. mdartl. brüsch m. ‚Mäusedorn, Ruscus
aculeatus L.‘ (auch ‚Heidekraut‘, Calluna vul-
garis Salisb.), mndd. brusch m. ‚dss.‘, mndl.
brusc(h) m. ‚Strauchgewächs‘ verknüpft wird.
Diese Wörter sind aber ziemlich späte Entleh-
nungen aus frz. brusc (= italien., span. brusco)
< mlat. bruscus ‚Mäusedorn‘ (vgl. Marzell,
Wb. d. dt. Pflanzennamen I, 733; Weigand, Dt.
Wb.⁵ I, 296 f.; Mittellat. Wb. I, 1591).
Dagegen ist ahd. brust² wohl kein Schreibfehler,
sondern ein echtgerm. Wort. Schon lange hat
man ein angeblich nicht belegtes germ. (fränk.?)
Wort *brust- ‚junger Trieb‘ angesetzt, und zwar
als Quelle für afrz., aprov. brost m., nfrz. brout
‚dss.‘, afrz. broster, nfrz. brouter ‚die Triebe ab-
grasen‘ (Gamillscheg, Romania Germ.² 323;
Wartburg, Frz. et. Wb. XV, 1, 311 ff., bes. 316;
Trésor de la langue franç. IV, 1013). Diese zwei
fränk. Glossenbelege bestätigen die Existenz
des Wortes, das mit as. brustian ‚knospen‘ eng
verwandt ist und auf die idg. Wz. *bhreu̯s-
‚schwellen, sprießen‘ zurückgeht (→ brust¹).
Ahd. brust² ist wahrscheinlich wegen Homony-
mie mit dem viel häufiger vorkommenden brust¹
erloschen.