dûdistel
Band II, Spalte 837
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dûdistelAWB mhd.(?) st.m., nur Gl. 3, 386, 26
Oxford Jun. 83 mfrk. 13. Jh., aus älterer
ndrhein. Vorlage um ca. 1150; 3, 719, 43 Cod.
Cheltenhamensis 7087 as., mndd. 12. Jh.: Sau-
distel, Gänsedistel
(Sonchus oleraceus L.);
Karde(?) (Dipsacus silvester L.[?]); paliurus,
scoliasmus
Var.: -th-. Frühnhd. dawdistel,
nhd. dial. els. dudischlen, luxem. daudeschtel,
lothr. dudischel, bad., rhein., pfälz. daudistel,
nassau. taudistel, westfäl. daudissel, diudissel,
dūdissel, nndd. dudistel f., auch als Familienna-
me; umgedeutet ist tuendestel Zaundistel die
Pflanze wächst oft an Zäunen.

Splett, Ahd. Wb. I, 142. 156; Starck-Wells 110; Lexer
I, 474; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 315 (lactucella); Dt.
Wb. II, 1499 f.; Marzell, Wb. d. dt. Pflanzennamen
IV, 400 f.; Pritzel-Jessen, Dt. Volksnamen d. Pflanzen
383; Reier, Adt. Heilpflanzen I, 116; Martin-Lienhart,
Wb. d. els. Mdaa. II, 723; Ochs, Bad. Wb. I, 438; Foll-
mann, Wb. d. dt.-lothr. Mdaa. 111; Luxemb. Wb. I,
185; Müller, Rhein. Wb. I, 1279; Christmann, Pfälz.
Wb. II, 149; Kehrein, Volksspr. u. Wb. von Nassau
403; Woeste, Wb. d. westf. Mda. 61.

Im Ae. entspricht ðūðistil m. Saudistel, lactuca
(1179), ne. dial. (Sussex) thowthistle, früher
auch thoothistle < urgerm. *þū- als erstem Ele-
ment (zum zweiten Element s. distil).

Bosworth-Toller, AS Dict. 1082; OED² XVII, 988;
Bierbaumer, Bot. Wortsch. d. Ae. I, 136.

Wegen ae. ðūfeðistel Saudistel (Bosworth-Tol-
ler, a. a. O. 1075), dessen erster Bestandteil wohl
zu ae. ðūf m. Büschel, Busch (Banner) (vgl. a-
nord. þúfr ON; þúfa Erhöhung, Hügel >
finn. tupas, typäs Hügelchen; gr. τύφη f. Na-
me einer zum Ausstopfen von Polstern und Bet-
ten verwendeten Pflanze, Typha angustata
<
*tū-bh-) gehört, könnte man urgerm. *þū- mit
F. Holthausen, Zfvgl.Spr. 71 (1954), 60 zu der
unerweiterten Wz. uridg. *teǝ- [**teH₂-]
schwellen stellen (vgl. auch ae. ðfel Busch,
Dickicht
, ðūft Dickicht) und an russ.-ksl. ty-
ju, tyti fett werden, jungav. tūiiri- käsig ge-
wordene Milch, Molke
, gr. τῡρός m. Käse an-
schließen (nicht zu dweran, s. d.). In diesem Fall
wäre ein von der Schwundstufe der Wz. gebilde-
tes Wz.-Nomen vorurgerm. *tū- [**tuH₂-] zu
erwägen. (Zu weiteren Ableitungen von dieser
Wz. s. dûsunt.) Da jedoch ein derartiges Wz.-
Nomen sonst keine Entsprechung hat, ist mög-
lich, daß ein bereits westgerm. *þūfa-þiχstila-
vorauszusetzen ist, das nach *sū-þiχstila- Sau-
distel
( sûdistil) zu *þū-þiχstila- umgebildet
wurde. Dagegen ist nach E. Schröder, Nachr. v.
d. Ges. d. Wiss. zu Gött. (1908), 28 im Falle von
*sū-þiχstila- Herkunft aus *þū-þiχstila- und
damit Dissimilation von *þ : *þ > *s : *þ an-
zunehmen. Doch fehlen für eine derartige Dissi-
milation Parallelen wie auch für die umgekehrte
Entwicklung von *s : *þ > *þ : *þ.

Vries, Anord. et. Wb.² 626; Fritzner, Ordb. o. d. g.
norske sprog III, 1050; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 321; Heggstad, Gamalnorsk ordb. 733; Collin-
der, Urg. Lehnw. im Finn. 129. Boisacq, Dict. ét.
gr.⁴ II, 994; Frisk, Gr. et. Wb. II, 949; Chantraine,
Dict. ét. gr. 1147.

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