dûga
Band II, Spalte 840
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dûgaAWB f. n-St., nur Gl. 3, 373, 40 (Oxford
Jun. 83 mfrk.). 400, 22 (Berlin Ms. lat. 4° 674
[früher Cheltenham 9303], Wiesbaden 2
rheinfrk.), beide Hss. 13. Jh.: Faßdaube, gum-
pha(?)
Var.: dugen. Mhd. dûge, tauwe
sw. f. Faßdaube, frühnhd. dug(e), 15. Jh. tū-
be, Luther 1532 taube, 1533 daube, nhd. Dau-
be Seitenbrett an einem hölzernen Faß (bis
zum 16. Jh. Holzstück, das dazu verarbeitet
wird
). Die seit dem 15. Jh. belegte Form mit b
setzt sich im 16. Jh. in der Schriftsprache durch
und erscheint auch in den Dialekten teils neben
dauge (s. u.), z. B. schweiz. dūwe, dūbe, elsäss.
dub, bair.-österr. daufel, tauffeln (unter Ein-
fluß von frz. douelle?), daufen f., rheinfrk.,
moselfrk. dou, rhein. douf, rheinhess. daue,
daube, schleswig-holstein. deu, ndsächs. deve.
Die g-Form bleibt als Relikt in alem., md. und
nndd. Mundarten bis in die Gegenwart erhal-
ten (z. B. schweiz. dūg, tūg[e], dauge, duuge,
elsäss. dug[e], südbad. d[a]uge, dūg, schwäb.
dougǝ, dǝuge, dūge, tugen, taugen).

Splett, Ahd. Wb. I, 1214; Starck-Wells 110; Lexer I,
474; Dt. Wb. II, 829 f. 844; Dt. Wb.² VI, 387 f. 407;
Kluge²¹ 122; Kluge²² 129; Pfeifer, Et. Wb. 258; Hier-
sche, Dt. et. Wb. D-41 f.; ders., in Kolb-Festschrift
258 ff.; W. Kaspers, ZfNamenf. 19 (1943), 241 ff.
Schweiz. Id. XIII, 2240 ff.; Stalder, Versuch eines
schweiz. Id. I, 273; Martin-Lienhart, Wb. d. els. Mdaa.
II, 643. 668; Ochs, Bad. Wb. I, 435; Fischer, Schwäb.
Wb. II, 111; Schmeller, Bayer. Wb.² I, 491; Müller,
Rhein. Wb. I, 1278; Mensing, Schleswig-holst. Wb. I,
716.

Ahd., mhd. dûga, -e entsprechen: mndd., mndl.
dūge f., nndl. duig; nostfries. düge.

Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 492; Verdam,
Mndl. handwb. 154; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 140
(doch eher Anschluß an nndl. duwen stoßen, drük-
ken, schieben
); Vries, Ndls. et. wb. 142.

Bei den g-Formen handelt es sich um Entleh-
nungen aus spätlat. dōga f. Faß, Gefäß (doga
βοῦττις) (italien., prov., katal., wallon. doga,
rum. doaga; tschech. duha, sloven. doga, serbo-
kroat. dȕga Daube sind eher Entlehnungen aus
dem Rom. als eigene slav. Bildungen), das sei-
nerseits mit vulgärlat.-rom. Längung der ersten
Silbe und postvokalischem c > g aus gr. δοκή,
δοκά (δοχή) f. Behälter entlehnt ist (zum Laut-
lichen s. Leumann, Lat. Laut- u. Formenlehre
55 f.; Sommer, Lat. Laut- u. Formenlehre⁴ 152;
vgl. lat. inschriftlich lagremas, italien., span.
port. lagrima gegenüber klass. lat. lacrima); zu
rom. ō > ahd. ū vgl. ahd. Rûma < lat. Rōma,
ahd. lûra Tresterwein (s. d.) < lat. lōra Nach-
wein
. Die b-Form ist dagegen aus rom. dova,
duva, dove entlehnt (nfrz. douve, dimin. frz.
seit 1296 douelle, afrz. dove Faßbrett; ferner
italien. mailänd. dova, rätorom., friaul. dove,
engadin. dua), wozu sich im Mlat. (seit 862 in
Frankreich) duva und (seit dem 12. Jh.) dova
Faßbrett stellen. Die mlat. und rom. v-Formen
sind dabei über doa, dua durch Entstehung ei-
nes Übergangslauts v vor Vokal ebenso wie die
germ. g-Formen aus spätlat. dōga hervorgegan-
gen (vgl. mailänd. dova, duva für älteres dua,
piemont. dova, friaul. dove; s. G. Rohlfs, Hist.
Gr. d. italien. Spr. [Berlin, 1949] I § 339;
H. Rheinfelder, Afrz. Gr.⁵ I [München, 1976]
§ 710) und nicht erst im Germ. entstanden (so
Frings, Germania Romana II, 234). Neben
Daube haben die rom. Wörter z. T. die Bedeu-
tung Graben (afrz. ca. 1160 douve Wassergra-
ben
), Bedeutungen, die sich am ehesten aus der
Bedeutung Gefäß (vgl. oben die Bedeutung
von gr. δοκή) herleiten lassen. Die lautliche
Vielfalt des Wortes Daube spricht also für eine
mindestens zweifache Übernahme, und zwar
teils in den gleichen Dialektgebieten; vgl. z. B.
das Nebeneinander von doga und dova in der
Schweiz und das frühe Auftreten von dova im
Mlat. Während Alanne, Dt. Weinbauterminolo-
gie 53 mit einer Entlehnung aus dem Lat. über
Gallien rechnet (anders Neuphil. Mitt. 56
[1955], 214 f.: Entlehnung über die Alpen ins
Dt. zur Karolingerzeit), postuliert Frings, Ger-
mania Romana II, 233 ff. rom. Ursprung.

Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. I, 363 f.; Ernout-Meil-
let, Dict. ét. lat.⁴ 181; Thes. ling. lat. V, 1812; Du Can-
ge II, 898; III, 155 f. 220; Niermeyer, Med. Lat. Lexi-
con 347; Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 3062; Meyer-
Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 2714; Wartburg, Frz. et.
Wb. III, 114 ff.; Gamillscheg, Et. Wb. d. frz. Spr.²
330 f.; Berneker, Slav. et. Wb. 233; Miklosich, Et.
Wb. d. slav. Spr. 48; O. N. Trubaev (Hrsg.), Etimolo-
gieskij slovar’ slavjanskich jazykov V (Moskau, 1978),
98 f. Nicht beweisbar ist Kaspers (a. a. O. 246
Anm. 1) Herleitung von Daube aus dem Kelt., zumal
das von ihm zum Vergleich herangezogene air. dabach
Faß seiner Herkunft nach unklar ist (nicht mehr bei
Pokorny 233 f.). Ebensowenig kann Daube mit süd-
hess., rhein. Teuchel hölzerne Wasserleitung unter ei-
nem gemeinsamen Anlaut ahd. *tū-, der auf die Wur-
zeln uridg. *dhe-b-, *dhe-p- tief, hohl bzw. *dhe-
g- zu beziehen sei (H.-G. Maak, ZfdPh. 94 [1975],
367 ff.), verbunden werden.

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