dampf m. a-St., nur in Gl.: ‚Dampf, Rauch,
Dunst, vapor‘ 〈Var.: dampf 10. Jh., bair. auch
vorwiegend d- (Gl. 3, 328, 37 t-, Wien Cod.
2723. 2732 usw.), damph (Gl. 1, 643, 36; 4, 414,
13; damth Gl. 1, 643, 38 ist eine Verschrei-
bung); damf (Gl. 1, 643, 36), tamph (14. Jh.)〉. —
Mhd. dampf (vereinzelt tampf, z. B. bei Kon-
rad von Würzburg [zu t neben d im Mhd. s.
Paul, Mhd. Gr.²³ § 148, 1 und → firdamnôn]);
an Synonymen für mhd. dampf kommen brâ-
dem, swadem, rouch vor; nhd. Dampf.
Ahd. Wb. II, 32; Splett, Ahd. Wb. I, 124; Starck-
Wells 89. 839; Graff V, 141 f.; Schade 95; Lexer I,
408; Benecke I, 331; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 606;
Dt. Wb. II, 714 ff.; Dt. Wb.² VI, 170; Falk-Torp,
Norw.-dän. et. Wb. 175; Kluge²¹ 121. 147; Kluge²²
127; Pfeifer, Et. Wb. 254.
Wegen der d-Schreibung in bair. Quellen des
10. Jh.s (s. o.) setzt man für das Ahd. eine Vor-
form mit *þ-, also ein *þampa-, an (z. B.
F. Kluge, Glotta 3 [1912], 280; Schatz, Ahd.
Gr. § 193). Ist dieser Ansatz korrekt, so kommt
nur die Wz. uridg. *temǝ- [**temH₁-] ‚dunkel‘
als Ausgangspunkt in Frage; → demar. Da bei
dieser Wz. keine labialhaltige Wz.-Erweiterung
bezeugt ist, müßte man annehmen, daß *temǝ-
nach dem Vorbild von *dhembh- (s. u.) zu
*tembh- (s. u.) umgebildet worden ist, woraus
sich dann im Germ. eine sekundäre Wz.-Form
*þemp- mit auslautendem *p entwickelt hat
(dazu s. u.). Die außerahd. Entsprechungen so-
wie die Varianten mit der Fortsetzung eines ur-
germ. *- weisen jedoch allein auf eine Wz. mit
einem anlautenden urgerm. *đ (s. u.). Gilt dieser
Ansatz auch für das Ahd., so handelt es sich im
Obd. um eine phonologische Unregelmäßigkeit
(zur Seltenheit der Schreibung d für t im Bair. s.
Braune, Ahd. Gr.¹⁴ § 163 Anm. 5), die durch die
Angleichung von d, g an „Starkverschlußlaute“
im Wortinnern verursacht und so zu inversen
Schreibungen geführt haben könnte. Zugunsten
der Annahme, daß bei den frühen bair. Gl.-Be-
legen eine sekundäre Entwicklung von t zu d
vorliegt, könnte man mhd. südbair. tǫmpf an-
führen (zur Bewahrung des alten Unterschieds
zwischen etymologischem d- und t- im Südbair.
s. Kranzmayer, Hist. Lautgeographie § 28b. 27 c 4
[jedoch anders zu bair. dampf; ebenso Wein-
hold, Bair. Gr. § 140]) und den aus dem 10./
11. Jh. stammenden bair. Beleg tampfo; →
dampfo. Auffallend bleibt aber, daß bei dem
Verb dempfen die Schreibung themfen (s. d.)
vorkommt, was vielleicht doch auf einer Vermi-
schung mit der Wz. von demar beruht.
Unter einer Vorform *đampa- werden mit ahd.
dampf gleichgesetzt: mndd. damp m. ‚Dampf,
Engbrüstigkeit; Rückstände beim Reinigen des
Münzmetalls; Bedrängnis‘; mndl., nndl., nost-
fries. damp ‚Dampf, Rauch, heißer Dunst‘; me.
damp (seit dem 14. Jh.) ‚Schwaden in einer Koh-
lengrube‘, ne. damp ‚Dunst, Feuchtigkeit, Läh-
mung‘ (nisl. dampi m., dampr m. ‚Dampf‘ und
ndän. damp ‚Dampf, Dunst‘ sind aus dem
Mndd. entlehnt). Urgerm. *đampa- ist eine ab-
lautende Bildung zu einem st. v. urgerm. *đim-
pan-, das im Mhd. als dimpfen ‚dampfen, rau-
chen‘ fortgesetzt ist (Lexer I, 433; unbegründet
Kluge²²: mhd. dimpfen sei eine nur mhd. Rück-
bildung). Das Nebeneinander eines st., ursprl.
e-stufigen Verbs und eines ursprl. o-stufigen
Nomen actionis hat zahlreiche Parallelen, z. B.
in ahd. rouh ‚Rauch‘ neben riochan ‚dampfen,
rauchen‘, ahd. sang ‚Gesang‘ neben singan (Kra-
he-Meid, Germ. Sprachwiss. III § 68, 2). Die
Fortsetzungen von *đamp- und auch der ablau-
tenden Varianten *đump- und *đimp- sind im
Westgerm. vor allem in der mhd., mndd. und
mndl. Sprachperiode verbreitet; → dampfo,
dempfen, dumpfe.
Fick III (Germ.)⁴ 201; Holthausen, As. Wb. 77;
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 393; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. I, 418; Verdam, Mndl. handwb.
128; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 105; Vries, Ndls. et.
wb. 105; Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries. Spr. I,
277; ME Dict. C-D, 532; OED² IV, 231; Oxf. Dict.
of Engl. Et. 243; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 511 f.; Falk-
Torp, Norw.-dän. et. Wb. I, 135 f.
Neben den Wurzelvarianten *đamp-, *đimp-,
*đump-, die auf ein auslautendes urgerm. *-p
weisen, stehen solche mit der Kontinuante eines
urgerm. *-: spätahd., mhd. timber ‚dunkel,
finster, schwarz‘ (s. d.); anord. dumba ‚Staub-
(wolke)‘, nnorw. damb n. ‚Staub‘; nschwed. dial.
dimba st. v. ‚dampfen, rauchen, stieben‘, dimba
‚Dampf‘, aschwed. damb ‚Dampf, Dunst,
Rauch‘, nschwed. damm ‚Staub‘, damma ‚stau-
ben, stäuben‘. Bei der Vorform von anord.
dimmr und ae. dimm ‚dunkel‘ liegt möglicher-
weise keine Assimilation von mb zu mm vor,
sondern eine Umgestaltung nach *þimma-
‚dunkel‘ (as. thimm), dessen Doppel-m auf die
Lautverbindung *m + Laryngal zurückgeführt
werden kann; vgl. mit der Kontinuante des so-
nantischen Laryngals ved. támisrā f. ‚dunkle
Nacht‘ (s. Lühr, Mü. Stud. z. Spr.wiss. 35
[1976], 81. 91 Anm. 47). Bei den Wurzeln
*dhemb- und *dhembh- handelt es sich um Wur-
zelerweiterungen der uridg. Wz. *dhem-, die
vorliegt in: (anord. spät bezeugt dámr m. ‚Ge-
schmack‘; nnorw. daam m. ‚Geschmack, Ge-
ruch, Aussehen‘?), nnorw. daam ‚dunkel‘, daa-
ma f. ‚Wolkenschleier‘; aind. dhámati ‚bläst,
bläst auf, facht an‘, npers. damīdan ‚blasen, we-
hen‘; gr. θεμερ-ῶπις ‚ernst blickend‘, Hesych θέ-
μερον ⋅ σεμνόν ‚ernst, feierlich‘, mir. deim
‚schwarz, dunkel‘, deime f. ‚Dunkelheit‘.
Die früher unter einer Grundbedeutung ‚davonfliegen
wie der Staub, blasen‘ verglichenen Wörter toch. A tsä-
mā- ‚wachsen‘ (B tsmetär) lassen sich nur dann auf
eine Wz. mit anlautendem *dh zurückführen, wenn
auf *dh ein *i̯ folgt oder wenn *h in *dh dissimilato-
risch geschwunden ist (vgl. toch. A tsārw- ‚sich freu-
en‘; → darba). Wahrscheinlich gehören diese Wörter
aber zu uridg. *demǝ- oder *damǝ- [**demH₂- oder
**damH₂-] ‚bauen‘ (W. Winter, IF 67 [1962], 26 ff.).
Pokorny 247 f.; Vries, Ndls. et. wb. 105; Vries, Anord.
et. Wb.² 87 (73: die Verbindung von anord. dámr mit
der Wurzel *dhem- wird nicht erwähnt); Jóhannesson,
a. a. O. 511 ff.; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord.
34; Falk-Torp, a. a. O.; Torp, Nynorsk et. ordb. 59;
Rietz, Dialektlexikon ö. svenska allmogesprâket 88;
Hellquist, Svensk et. ordb.³ 134; Mayrhofer, K. et.
Wb. d. Aind. II, 92; Frisk, Gr. et. Wb. I, 660; Chan-
traine, Dict. ét. gr. 427; Fick II (Kelt.)⁴ 147; Holder,
Acelt. Spr. I, 1264; Dict. of Irish D-8; J. Loth, Rev. celt.
45 (1928), 187; Windekens, Lex. ét. tokh. 144.
Der Anschluß an lat. fimus m., fimum n. ‚Mist, Kot,
Dünger‘ (Fick I [Idg.])⁴ 463; Walde-Pokorny I, 851)
ist abzulehnen, da diese Substantive zu lat. suffīre
‚räuchern‘ < *dhūi̯e- mit einem gemeinwestidg. Laut-
wandel von *ūi̯ [**uHi̯] > īi̯ gehören (Lühr, in Das
Germ. u. d. Rekonstr. d. idg. Grundspr. 30 f. mit
Anm. 40. 42; anders Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. I,
499 f.: -dhu̯-ii̯ō).
Weder für die Wurzelform *dhemb- noch für
die Wurzelform *dhembh- gibt es Anschluß an
weiteres idg. Sprachmaterial. Daß die Wz. ur-
germ. *đem- in lit. nom. pl. dùmplės ‚Blase-
balg‘, dùmpti ‚wehen, blasen‘ (lit. dumpliúoti
‚schnaufen, keuchen‘) eine Entsprechung hat
(Persson, Beitr. z. idg. Wortf. 8) und für die Sip-
pe von Dampf so eine Grundbedeutung ‚blasen,
fauchen‘ anzunehmen ist (Seebold [Kluge²² 127]
vergleicht die Bedeutungsverhältnisse bei den
baltoslav. Ableitungen von der Wz. *dhwes-, bei
denen u. a. die Bedeutung ‚Ausdünstung‘ vor-
kommt), ist unwahrscheinlich, da p in dùmplės
einen Übergangslaut zwischen m und l darstellt,
der auf dùmpti übergegriffen hat (wegen lit. šim̃-
tas ‚hundert‘ usw. kann -p- kaum in der Laut-
folge -mt- aufgekommen sein; anders Traut-
mann, Apreuß. Spr.denkm. 324 f.). Auch in der
Vorform von spätahd., mhd. timber, *đem-ra-,
kann sich in der Folge *mr ein labialer Gleitlaut
entwickelt haben, sofern die parallele Bildung
*tem-ra- > *tem--ra- > anord. timbr, ae.,
afries. timber, as. timbar, ahd. zimber ‚Bau-
holz‘, got. tim(b)rjan ‚zimmern‘ urgerm. Alter
erweist (Kieckers, Handb. d. vgl. got. Gr. § 79, 2)
und nicht b-lose Formen wie got. timrjan auf
einen erst einzelsprachlichen b-Einschub deu-
ten (so Braune-Ebbinghaus, Got. Gr.¹⁹ § 55
Anm. 1). Ist die Bildung mit dem r-Suffix und
dem b-Einschub zwischen m und r jedoch alt,
so mag aus *đem--ra- ‚dunkel‘ eine Wurzel-
form *đem- abstrahiert worden und ein umin-
terpretiertes *đem-ra- so die Ursache für die
Wurzelerweiterung im Germ. gewesen sein
(Lühr, Expressivität 161). Die dem Wort Dampf
zugrunde liegende p-haltige Wurzelform
*đemp- erklärt sich im Germ. am leichtesten mit
der Annahme einer urgerm. Intensivbildung zu
einem bereits urgerm. *đema- (schwed. dial.
dimba), also einem *đumpō-, von der aus wie in
anderen Fällen die stimmlose Tenuis in das st.
Verb (mhd. dimpfen) eingedrungen ist und so zu
den Wurzelvarianten urgerm. *đem- und
*đemp- geführt hat; vgl. etwa aschwed. banka,
bunka ‚klopfen, schlagen‘; nndd. bunken; nndl.
bonken ‚klopfen, pochen‘; me. bonchen, bun-
chen ‚schlagen‘ neben anord. banga ‚schlagen,
hämmern‘ (zum Problem der Übertragung von
Tenues aus Intensiva und Iterativa insgesamt s.
Lühr, a. a. O. 350 ff. 363 f.). Die erwähnten Ver-
ben mndd. dumpen, mndl. verdompen, nndl.
dial. dompen könnten ein solches Intensiv
*đumpō- fortsetzen, sofern die transitive Bedeu-
tung sekundär ist.
Ob das Wort für ‚dumm‘ in einer Grundbedeutung
‚trübe‘ im Sinne von ‚umnebelt‘ zu der Wz. urgerm.
*đem- gehört, ist unsicher; → tumb.
S. auch dampfo.