dampfo
Volume II, Column 516
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dampfo m. n-St., nur in Gl.: schwerer Ka-
tarrh, Schnupfen, catarrhus, asthma
Var.:
tampho (Gl. 3, 489, 16; 10./11. Jh. mit t wie in
tampf dampf); dāpho; damppho; dappe
(13. Jh.); akk. sg. verschrieben dūphin.
Mhd., frühnhd. dampfe als Synonym zu strû-
che, snupfen, vlôz.

Ahd. Wb. II, 33; Splett, Ahd. Wb. I, 124; Starck-
Wells 89; Graff V, 142; Schade 95; Lexer I, 408; Die-
fenbach, Gl. lat.-germ. 106 (vapor); Dt. Wb. II, 715;
V, 273; Höfler, Dt. Krankheitsnamenbuch 90.

Dem n-Stamm ahd. dampfo entspricht allein
mndd. dampe m. Engbrüstigkeit, Asthma (vgl.
auch ahd. dempfo m. Schnupfen). Schleswig-
holst. dat Dampen Schnupfen, Katarrh ist
nicht identisch, sondern stellt eine Substantivie-
rung des sw. v. dampen schnupfen dar. Die
Vorform urgerm. *đampa-n- von ahd. dampfo
(zum anlautenden *đ s. dampf) usw. ist eine de-
nominale Ableitung von urgerm. *đampa-
Dampf des Typs ahd. gêro m. Zipfel, Land-
zunge
, das von ahd. gêr m. Wurfspeer abgelei-
tet ist (s. E. Wessén, Zur Gesch. d. n-Dekl.
[Uppsala 1914] 4; Lühr, Expressivität 317 f.).
Während zwischen der Basis und der Ableitung
im Falle von gêr und gêro ein Bedeutungsunter-
schied besteht, weisen auch Kontinuanten des
a-Stammes *đampa- Bedeutungen wie Asthma
auf. Weil die Grundbedeutung von *đampa- die
Bedeutung Dampf war, ist anzunehmen, daß
die Bedeutung Asthma vom n-Stamm auf den
a-Stamm übertragen worden ist. Diese Entwick-
lung hat ihre Ursache darin, daß a-Stämme viel-
fach in n-Stämme übergegangen sind (Krahe-
Meid, Germ. Sprachwiss. III § 91, 6) und zwi-
schen beiden Stämmen so Bedeutungsgleichheit
entstanden ist; vgl. das Nebeneinander von ahd.
garto und gart m. Garten.

Kontinuanten des a-Stammes mit einer Bedeutung wie
Asthma liegen außer im Mndd. (damp Engbrüstig-
keit, Asthma
, dempich, dampich, dumpich asthma-
tisch
) in hd. und ndd. Dialekten vor: dampf, damp
u. ä. wie auch Ableitungen dämpfig, dämpig schwerat-
mig, engbrüstig
usw. Die Annahme, daß das mdartl.
Wort Dampf wegen der mit ahd. dampfo übereinstim-
menden Bedeutung durch Apokope des auslautenden
Vokals aus dem n-Stamm entstanden ist, ist unwahr-
scheinlich, weil dann zumindest vereinzelt eine Fle-
xion als n-Stamm in den Dialekten zu erwarten wäre.

Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 393; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. I, 478; Schweiz. Id. XII, 1904 f.;
Martin-Lienhart, Wb. d. els. Mdaa. II, 685 f.; Ochs,
Bad. Wb. I, 413; Fischer, Schwäb. Wb. II, 46 f.; Jutz,
Vorarlberg. Wb. I, 523; Schmeller, Bayer. Wb.² I, 510;
Lexer, Kärnt. Wb. 51; Unger-Khull, Steir. Wortschatz
140; Follmann, Wb. d. dt.-lothr. Mdaa. 19; Luxemb.
Wb. I, 193; Müller, Rhein. Wb. I, 1234; Christmann,
Pfälz. Wb. II, 64; Kehrein, Volksspr. u. Wb. von Nas-
sau 106; Maurer-Mulch, Südhess. Wb. I, 1344; Crece-
lius, Oberhess. Wb. 248; Vilmar, Id. von Kurhessen 66;
Hertel, Thür. Spr.schatz 79; Müller-Fraureuth, Wb. d.
obersächs. Mdaa. I, 193. 262; Mitzka, Schles. Wb. I,
181; Woeste, Wb. d. westf. Mda. 48; Kück, Lüneb.
Wb. I, 298 f.; Scheel, Hamb. Wb. 649 f.; Bretschnei-
der, Brandenb.-berlin. Wb. I, 918; Mensing, Schles-
wig-holst. Wb. I, 671. 673; Wossidlo-Teuchert,
Meckl. Wb. II, 241 f.; Frischbier, Preuß. Wb. I, 131 f.;
Ziesemer, Preuß. Wb. II, 16. 129.

S. auch dampf.

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