darra
Volume II, Column 545
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darraAWB f. ō- oder n-St.?, nur in Gl.: Vorrich-
tung zum Dörren, wohl für Malz, Brandstätte,
Darre, cumera, ustrina
. Mhd. darre sw. f.
Gestell oder Vorrichtung zum Dörren, Dürre,
Auszehrung
, nhd. Darre neben Derre f. Hür-
de, crates, zum Dörren, Trocknen des Getrei-
des, Malzes, Obstes
.

Ahd. Wb. II, 312; Splett, Ahd. Wb. I, 133; Starck-
Wells 91. 798. 840; Graff V, 200; Schade 97; Lexer I,
413; Benecke I, 322; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 162
(cumera). 631 (ustrina); Dt. Wb. II, 786; Kluge²¹ 122;
Kluge²² 128; Pfeifer, Et. Wb. 300; Heyne, Dt. Hausal-
tertümer II, 334 Anm. 73.

In den dt. Dialekten begegnen außer dem Wort Darre
in gleicher Bedeutung Ableitungen von dem Verb dör-
ren: els., vorarlb. dörr(e), kärnt. derre, tirol. dörr’,
steir. dörre, pfälz. därr, oberhess. derre, dörre; ober-
sächs., schles. dorre, dörre, schleswig-holst. dörr; auf
das Adj. dürr geht pfälz. dürre zurück.

Martin-Lienhart, Wb. d. els. Mdaa. II, 707; Jutz, Vor-
arlberg. Wb. I, 586; Lexer, Kärnt. Wb. 52; Schöpf, Ti-
rol. Id. 86; Schatz, Wb. d. tirol. Mdaa. 126. 128 f.; Un-
ger-Khull, Steir. Wortschatz 163; Christmann, Pfälz.
Wb. II, 684; Crecelius, Oberhess. Wb. 315; Mitzka,
Schles. Wb. I, 183. 203; Mensing, Schleswig-holst. Wb.
I, 684. 812.

Entsprechungen aus weiteren germ. Sprachen
sind: mndd. darre, dāre Darre zum Trocknen
des Getreides
; afries. thēre f. Darre (mit se-
kundärer Längung des Vokals vor ehemaligem
rr), nostfries. dare, dâr Darre, Hürde zum
Darren oder Dörren des Malzes, Getreides
etc.
; nnorw. dial. tarre, tarr m. Vorrichtung
zum Malztrocknen
; nschwed. dial. tarre Vor-
richtung in der Badestube zum Trocknen des
Leinens
usw. Den Ausgangspunkt bildet ein ur-
germ. *þarzō(n)-, eine Ableitung von der Wz.
urgerm. *þers- trocknen. Zur o-Stufe und zur
Akzentuierung der vorurgerm. Vorform *tors
vgl. ae. waru f. Niederlassung, Wohnort <
vorurgerm. *os- (Krahe-Meid, Germ. Sprach-
wiss. III § 69, 1). Da dieser Typ im Uridg. als
Nomen actionis fungiert, ist anzunehmen, daß
im Falle von urgerm. *þarzō(n)- und *azō Ab-
strakta zu Konkreta geworden sind. Neben ur-
germ. *þarzō(n)- ist wegen nnorw. dial. tarre,
tarr ein Mask. *þarza(n)- vorauszusetzen, das
wohl eine jüngere Bildung darstellt. Eine Bil-
dung mit n-Suffix liegt in hamb. darn, mndd.,
mndl. dārne < *þarznō vor.

Fick III (Germ.)⁴ 183; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 399; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I,
485 f.; Lübben-Walther, Mndd. Handwb. 74; Walter,
Wortschatz d. Afries. 63; Doornkaat Koolman, Wb. d.
ostfries. Spr. I, 281; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb.
1318; Torp, Nynorsk et. ordb. 772; Hellquist, Svensk
et. ordb.³ 1167; Rietz, Dialektlex. ö. svenska allmoge-
språket 774.

Bei dem Wort Darre handelt es sich um ein altes
technisches Wort mit nahen Verwandten im Gr.
und Arm.: gr. hom. ταρσός, att. ταρρός m., sel-
ten ταρσά pl.n. (geflochtene) Vorrichtung zum
Dörren und Trocknen, z. B. von Käse; Schilf-
matte; Fußblatt, -sohle
, τρασιά, ταρσιή, τερσιά
f. Hürde zum Trocknen von Feigen usw., ge-
trocknete Feigen, Trockenplatz für Getreide
u. a.
; arm. tՙa (gen. -i), tՙa-er (mit dem Pl.-
[Koll.-]Suffix -er) Stange, wo die Hühner ih-
ren Ruheplatz haben; Stange, woran Weintrau-
ben und andere Früchte zum Aufbewahren auf-
gehängt werden
. Während in den germ. Spra-
chen die o-Stufe der Wz. zugrunde liegt, sind
die gr. und arm. Wörter von der Schwundstufe
der Wz. (*ts-o-, *tsā, *tsā) aus gebildet. Die
auffallende Bedeutungsverschiebung zu Fuß-
blatt usw.
im Gr. ist von der flachen Gestalt der
betreffenden Gegenstände ausgegangen.

Walde-Pokorny I, 738; Pokorny 1079; Fick I (Idg.)⁴
444; Frisk, Gr. et. Wb. II, 857 f.; Boisacq, Dict. ét. gr.
943 f.; Chantraine, Dict. ét. gr. 1095; Lidén, Arm.
Stud. 45 f.

S. auch derren, dorrên, durri, durst.

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