dicki
Band II, Spalte 624
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dickiAWB adj. ja-St., Gl., Otfrid: dick, dicht,
zusammengedrängt, wiederholt, crassus, den-
sus, spissus
Var.: thichi, thiki; dic adj. a-St.,
Notker: dick, dicht Var.: dig, tig. Mhd.
dicke, dic, nhd. dick (mit der seit dem 13. Jh.
vom Obd. ausgehenden Apokope). Das Adv.
ahd. dicko, mhd. dicke, nhd. dicke oft, häufig
ist landschaftlich noch heute in den süddt.
Mdaa. wie in der Studentensprache üblich
(auch in es dicke haben); dicko. Die alte Be-
deutung dicht ist erhalten in Verbindungen
wie dicker Nebel, dicker Wald (vgl. ndän. tykke
skogen) und in der Redewendung durch dick
und dünn durch unwegsames Gelände
(16. Jh.), durch schwierige Situationen
(19. Jh.); vgl. ndän. gennem tykt og tyndt, ne.
through thick and thin.

Splett, Ahd. Wb. I, 136; Schützeichel⁴ 89; Starck-
Wells 99. 799; Graff V, 111 f.; J. Jaehrling, Die philo-
soph. Terminologie Notkers d. Deutschen (Berlin,
1969), 72; Schade 102; Lexer I, 422 f.; Benecke I, 323;
Diefenbach, Gl. lat.-germ. 173 (densus); Dt. Wb. II,
1073 ff.; Dt. Wb.² IV, 899 ff.; Kluge²¹ 131; Kluge²²
142; Pfeifer, Et. Wb. 281 f.; P. Scardigli-T. Gervasi,
Avviamento all’etimologia Inglese e Tedesca (Firenze,
1978), 297; S. Kleemann, Zfdt. Wortf. 1 (1901), 41;
K. Konrad, Zfdt. Wortf. 12 (1910), 276; W. Besch,
Sprachlandschaften und Sprachausgleich im 15. Jahrhun-
dert (München, 1967), 155 ff.; E. Schwarz, Kurze dt.
Wortgesch. (Darmstadt, 1982), 104.

Die germ. Verwandten lauten: as. thikki dick,
dicht
(adv. thikko dicht), mndd. dick(e) dick,
dicht
; mndl. dic(ke) dick, fest (dick[e], decke
oft, häufig), nndl. dik; afries. thikke zahl-
reich
, nostfries. dik(ke) dick; ae. þicce zahl-
reich
, auch finster, neblig, me. þicke, ne.
thick; aisl. þjokkr, þykkr dick, nnorw. tjukk,
ndän. tyk, aschwed. þiokker, þiukker, nschwed.
tjock (aus dem Skand. entlehnt sind finn. tiukka
dicht, eng, geizig, shetl. sjukk dichter Nebel).
Während die westgerm. Lautformen in der Re-
gel einen ja-St. *þekja- (< *þekwja-; s. u.) vor-
aussetzen, beruht ein Teil der nordgerm. For-
men auf *þekwja- (aisl. þykkr mit einem aus
dem Akk. þykkvan analogischen y) und ein Teil
auf einer Vorform *þekwu- (Noreen, Aisl. Gr.
§ 82, 4. 89 Anm. 1. 92). Demgegenüber ist im
Falle von ahd. dic (mhd. dic, sofern keine Apo-
kope vorauszusetzen ist) Übertritt in die a-
Stämme erfolgt; vgl. das Nebeneinander von ja-
und a-stämmigen Adjektiven im Falle von ahd.
Otfrid wîsi und wîs weise, ginuagi und ginuag
genug (Braune, Ahd. Gr.¹⁴ § 249 Anm. 2; ver-
fehlt Dt. Wb.² a. a. O.: ein Rest des u-Stammes
[dazu s. u.] lebe mit Übergang zum a-Stamm in
dem a-stämmigen Adj. ahd. dik fort; in diesem
Fall wäre eine Form mit -h < zwischenvokali-
schem *-k- zu erwarten).

Fick III (Germ.)⁴ 176; Holthausen, As. Wb. 77; Sehrt,
Wb. z. Hel.² 600; Berr, Et. Gl. to Hel. 407; Lasch-
Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 426; Schiller-Lüb-
ben, Mndd. Wb. I, 514; Verdam, Mndl. handwb. 137;
Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 119; Vries, Ndls. et. wb.
117; Holthausen, Afries. Wb.² 110; Richthofen, Afries.
Wb. 1072; Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries. Spr.
I, 295 f.; Holthausen, Ae. et. Wb. 364; Bosworth-Tol-
ler, AS Dict. 1057; Suppl. 729; Suppl. II, 61; Strat-
mann-Bradley, ME Dict.³ 633; OED² XVII, 926 ff.;
Oxf. Dict. of Engl. Et. 916; Vries, Anord. et. Wb.² 614.
630; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 435; Holthausen, Vgl.
Wb. d. Awestnord. 324; Falk-Torp, Norw.-dän. et.
Wb. 1308; Torp, Nynorsk et. ordb. 791; Hellquist,
Svensk et. ordb.³ 1193; A. Torp, Ark. f. nord. fil. 24
(190708), 94 f.; E. N. Setälä, Finn.-Ugr. Forsch. 13
(1913), 460; Y. Wichmann, Finn.-Ugr. Forsch. 11
(1911), 266; Jakobsen, Shetl. et. ordb. 723.

Außergerm. vergleicht sich air. tiug, kymr.,
korn. tew, bret. teo (mit brit. *ew < *egw)
dick, dicht. Sofern air. tiug auf einer Vorform
urkelt. *tegu- beruht (Thurneysen, Gr. of OIr.
§ 75) und wegen der brit. Vorform *teg-
nicht aus *tegu- > *tegu- (mit Schwund von
* vor *u; Lewis-Pedersen, Conc. Comp. Celt.
Gr. 30; Jackson, Lang. and Hist. in Early Britain
373. 442) herzuleiten ist, kann man für das
Germ. und Kelt. einen u-Stamm uridg. *tegu-
zugrunde legen. Der u-St. urgerm. *þeku- wäre
dann wie auch sonst öfters in einen ja-St. über-
gegangen (vgl. got. hardus hart neben ahd. her-
ti
; s. d.). Der Übertritt kann im Fem. erfolgt
sein, wo im Gen. *w nach Konsonant vor *j
schwindet; vgl. den zu got. þaursus dürr gehö-
rigen Akk.Sg.f. þaursja < *þursjōn- < *þurs-
wjōn-, der auf einem Paradigma vorurgerm.
Nom. *þsī, Gen. þsās beruht (Kieckers,
Handb. d. vgl. got. Gr. § 129). Weitere sichere
Anschlußmöglichkeiten fehlen. Sofern die Aus-
gangsbedeutung von uridg. *tegu- dicht be-
deckt
(etwa von der dicken Deckschicht über
Wohngruben) war, trifft möglicherweise Ficks,
a. a. O. Anschluß an die in decken (s. d.) vorlie-
gende Wz. zu (zustimmend Falk-Torp, a. a. O.;
Pedersen, Vgl. Gr. d. kelt. Spr. I, 99 f.; Boisacq,
Dict. ét. gr.⁴ 965); zur Bedeutung vgl. die s-mo-
bile-haltige Ableitung gr. στεγνός bedeckt,
wasserdicht, verstopft
, στεγανός bedeckt, dek-
kend, wasserdicht, verschlossen
(στεγνότης
Dichte, Verstopfung) zu gr. τέγη, στέγη, τέ-
γος, στέγος Dach.

Pokorny 1057; Walde-Pokorny I, 718; Frisk, Gr. et.
Wb. II, 780 f.; Chantraine, Dict. ét. gr. 1046; Vendry-
es, Lex. ét. de l’irl. anc. T-76 (jedoch ohne Hinweis
auf das Wort dick); Fick II (Kelt.)⁴ 127; Dict. of Irish
T-192 f.; Ernault, Gl. moyen-breton 690; F. Heider-
manns, Zfvgl.Spr. 99 (1986), 282. Ein Zusammenhang
mit der in mhd. dîhte ( dîhan) vorliegenden Wz. ist
nicht nachweisbar; anders Kluge²² 131: westidg. *te-
gu- sei eine nasallose Variante dazu. Auch die Auffas-
sung, urkelt., vorurgerm. *tegu- setze ein nichtidg.
Substrat fort (Vries, Ndls. et. wb. 117), ist ohne Stüt-
ze.

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