dorndril, -dregil, -dragil
Volume II, Column 733
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dorndril, -dregil, -dragil m. a-St., nur in
Gl. seit dem 11. Jh.: Dorndreher, Rotkopf-
würger, Neuntöter, furfarius
(Gattung lanius)
Var.: -dragel, -drigil, -dral, -drel, -dreil,
-drell usw.. Mhd. auch zu dorndræhsel, -dro-
schel, im 15. Jh. zu dorndreher umgedeutet
(s. u.); nhd. mdartl. (bair.) noch dorndræel
(Schmeller, Bayer. Wb.² I, 542).

Splett, Ahd. Wb. I, 146. 148; Starck-Wells 105. 800;
Diefenbach, Gl. lat.-germ. 253; Lexer I, 452; Dt. Wb.
II, 1293 f.; Dt. Wb.² VI, 1279 f.; Kluge²¹ 139.

Der nhd. Form Dorndreher entsprechen mndd.
dōrndreyer und nndl. doorndraaier (Lasch-
Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 456; Wb. d.
ndl. taal III, 2, 3015).

Das Wort war ursprl. eine Zss. aus dorn (s. d.)
und einem Nomen agentis *drhil, *dregil zu ei-
nem im Ahd. nicht vorkommenden Verb wie
got. þragjan laufen (< urg. *þrajan-), ae.
ðrǣgan dss. (< urg. *þrǣ[i]jan-): der dorn-
dr(h)il, -dregil war ein Vogel, der in Dorn-
sträuchern herumhüpft
(zu -dr[h]il vgl. aisl.
þraell Sklave, Diener, zu -dregil vgl. as. thre-
gil, ahd. drigil Diener: wer fortwährend her-
umläuft
; drigil). Wegen der Isolierung des
Grundworts im Ahd. war das Wort allerlei
volksetym. Umbildungen und Entstellungen
ausgesetzt: der Name des Vogels, der seine
Beute auf spitzen Dornen aufspießt, wurde so
als Dorndreher oder Dorndrechsel mißver-
standen (daß diese Benennung kaum die urspr.
gewesen sein kann, wie Suolahti, Dt. Vogelna-
men 146 ff. glaubte, wurde von D. v. Kralik,
Gött. Gel. Anz. 1914, 132 ff. nachgewiesen).
Diese grausame Tätigkeit des Vogels kam aber
in einer anderen ahd. Benennung, warghengil
Würger-Henker, tatsächlich zum Ausdruck
(s. d.).

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