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Band II, Spalte 813
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drucken sw. v. I, nur Tatian, Notker und in
Gl.: (nieder)drücken, pressen, bedrücken,
quälen, bedrängen, untertänig machen, confer-
cire, subdere, premere
Var.: th-, t-, -k-,
-cch-, -ch-; 3. sg.prät. druhta. Mhd. druk-
ken, drücken drücken, (be)drängen, (aus)-
pressen, ein Buch drucken
. Bis ins 17. Jh. ste-
hen drücken und drucken bedeutungsgleich ne-
beneinander; in der Bedeutung ein Buch druk-
ken
: obd. drucken, zuerst 1439 Straßburg (be-
reits 1428 Brifdrucker), drücken, zuerst 1473
Augsburg, aber auch nndd. drücken, zuerst
1501 Lübeck, nhd. drücken, drucken. u-
Schreibungen in frühen Drucken nördlich des
Mains (insbesondere im Md. des 15. Jh.s) ste-
hen oftmals für ü. Im Obd. hindert ch jedoch
den Umlaut von u, und da wichtige Zentren
des frühen Buchdrucks in Oberdeutschland
liegen, hat sich für Bücher drucken, eigent-
lich drücken (vgl. das von pressen abgeleitete
Presse), die umlautlose Form durchgesetzt.

Splett, Ahd. Wb. I, 154; Schützeichel⁴ 93; Starck-
Wells 109. 801. 841; Graff V, 253 f.; Schade 113; Le-
xer I, 470 f.; Benecke I, 400; Diefenbach, Gl. lat.-
germ. 455 (premere); Dt. Wb. II, 1442; Dt. Wb.² VI,
1432 ff.; Kluge²¹ 144; Kluge²² 157; Pfeifer, Et. Wb.
311 f.; Raven, Schw. Verben d. Ahd. I, 30 f.; Wilmanns,
Dt. Gr. II § 69; A. Goetze, Nomina ante res (Heidel-
berg, 1917), 5; E. Ploss, Stud. zu den dt. Maler- und
Färberbüchern des Mittelalters (Diss. München, 1953),
198; W. Stammler, Kleine Schriften zur Sprachgesch.
(Berlin, 1954), 144 ff.; S. Corsten, in Stud. zur dt. Lit.
des Mittelalters. Hrsg. von R. Schützeichel (Bonn,
1979), 620 ff.

Ahd. drucken entsprechen: mndd. drucken
drücken; mndl. drucken, drocken, druycken
drücken, zwingen, pressen, Bücher drucken;
afries. threza, (th)racht drücken; ae. ðryccan
zerdrücken, -treten; beleidigen, unterdrücken;
drängen, stoßen
, me. þrücchen drücken, ne.
dial. thrutch pressen, quetschen, (be)drängen;
nnorw. trykkje, ndän. trykke drücken, druk-
ken
, aschwed. þrykkja, nschwed. trycka drük-
ken, drucken
: < urgerm. *þrukk(i)jan-. Zuge-
hörig sind ahd. drûh Kette, Fessel (s. d.) und
ferner wohl aisl. þrauka sw. v. schwer gehen,
sich fortschleppen
, nisl. þrauka eine schwere
Arbeit aushalten, mit schweren Schritten gehen
,
nnorw. trauka aushalten, warten < *þraukō-
(ja)n-, nnorw. dial. troka auf der selben Stelle
stampfen
, nisl. þroka aushalten < *þrukōn-,
nschwed. tråka langsam arbeiten, langsam ge-
hen
, nschwed. tråkig langweilig, sofern eine
Bedeutungsentwicklung von bedrückt sein zu
schwer gehen, eine schwere Arbeit aushalten
anzunehmen ist. Urgerm. *þrukk(i)jan- ist eine
Intensivbildung zu der in ahd. drûh und wohl
auch in aisl. þrúga drohen, unterdrücken, nisl.
þrúga, nnorw. truga, aschwed. þrugha,
nschwed. truga, adän. trwghe, ndän. true dro-
hen
(< *þrūō[ja]n-) vorliegenden Wz. ur-
germ. *þrūχ/ - drücken, quetschen < dre-
hend reiben
, vorurgerm. *trūk- (einer Erweite-
rung der Wz. uridg. *terǝ- [**terH₁-],
drâen), die im Germ. wie im Balt. (s. u.) auch in
der abgeleiteten Bedeutung spalten vorkommt
( drûh). Aus der Wz. *þrukk- konnte eine
Form *þrauk-/ þruk- (aisl. þrauka, nisl. þroka,
s. o.) abstrahiert werden (dazu s. Lühr, Expressi-
vität 347 ff.).

Von Bedeutung und Ablautstufe her ist für aisl. þrau-
ka usw. ein Anschluß an aisl. þrekr Kraft, Stärke,
Ausdauer
(A. M. Sturtevant, JEGP 33 [1934], 96) we-
niger überzeugend als an ahd. drucken.

Fick III (Germ.)⁴ 194; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 487 f.; Verdam, Mndl. handwb. 154;
Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 139; Vries, Ndls. et. wb.
141 (entweder affectieve consonantverscherping
oder *-kk- < *-kn-); Holthausen, Afries. Wb.² 112;
ders., Ae. et. Wb. 371; Bosworth-Toller, AS Dict.
1073; Stratmann-Bradley, ME Dict.³ 638; OED²
XVIII, 29; Vries, Anord. et. Wb.² 620; Jóhannesson,
Isl. et. Wb. 442; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord.
318; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1290; Torp, Ny-
norsk et. ordb. 801. 807. 812; Hellquist, Svensk et.
ordb.³ 1231; Ordb. o. d. danske sprog XXIV, 678 ff.

Außerhalb des Germ. sind in der Grundbedeu-
tung spalten zugehörig: lit. trkti (-kstu, -kau)
entzweireißen, bersten, einen Bruch bekom-
men
, trkis Riß, Bruch, Spalt, lett. trũkt,
(-kstu, -ku) entzweigehen, brechen; mangeln,
fehlen
, trũkums Bruch; Mangel.

Nicht unmittelbar vergleichbar ist gr. τρύχω reibe
auf, erschöpfe, quäle
, weil es sich um eine innergriech.
Weiterbildung auf -χ- von dem Verb τρύω reibe auf,
erschöpfe
handeln dürfte (Frisk, Gr. et. Wb. II, 938;
Schwyzer, Gr. Gram.² I, 685. 702).

Walde-Pokorny I, 731 f.; Pokorny 1074; Fraenkel,
Lit. et. Wb. 1130 f.; Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt.
Wb. IV, 251 f.

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