druos f. i-St., in Gl. seit dem 8. Jh. (Abro-
gans): ‚Drüse, Geschwulst, Eichel, glandula,
glans‘ 〈Pa drosi, K dhroasi (Gl. 1, 14, 7. 15, 7)
sind als Nom. Pl. des fem. i-Stammes und nicht
als Nom. Sg. eines ī(n)-Stammes zu bestim-
men; vgl. Gl. 4, 68, 55 ff. druosi ‚glandulas‘〉. —
Mhd. druos st.f., vom 13. Jh. an drüese sw. f.
‚Drüse, Beule‘, (14. Jh.) ‚Pestbeule‘ (vgl.
16. Jh. Sterbedrüse ‚Pestbeule‘; in Flüchen und
Verwünschungsformeln wie 15. Jh. habt euch
die drues!, 16. Jh. poz peul poz drüß!), (16. Jh.
auch) ‚Teufel‘, nhd. Drüse. Das nhd. Wort
stammt von der Pluralform ahd. druosi (s. o.)
her, die sich in spätmhd. drüese als Sg. verselb-
ständigt hat; daneben nhd. Druse f. fach-
sprachliche Bezeichnung einer Pferdekrank-
heit (19. Jh. ‚eitriger Nasenkatarrh mit Ent-
zündung der Lymphdrüsen‘, 18. Jh. noch mit
Umlaut), in der Bergmannssprache (16. Jh.)
‚Hohlraum im Gestein‘, (18. Jh.) ‚in zusam-
menhängenden Kristallen ausgebildete Mine-
ralien‘.
Splett, Ahd. Wb. I, 155; Starck-Wells 109. 801; Graff
V, 263 (jedoch auch ī[n]-Stamm); H. Butzmann, PBB
86 (Halle, 1964), 393; Schade 113; Baesecke, Dt. Ab-
rogans 113; Splett, Abrogans-Studien 65; Lexer I,
472 f.; Benecke I, 401; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 264
(glandula); Dt. Wb. II, 1458 ff.; Dt. Wb.² VI, 1453 ff.
(jedoch auch ī[n]-Stamm); Kluge²¹ 145; Kluge²²
157 f.; Pfeifer, Et. Wb. 312 f.; B. Liebich, PBB 23
(1898), 226 f.; H. Lüschen, Die Namen der Steine. Das
Mineralreich im Spiegel der Sprache (Thun-München,
1968), 209 f.
Ahd. druos usw. entsprechen: as. thrōs f.
‚Drüse‘, mndd. drōs m. (pl. drȫse) ‚Drüse, Drü-
senschwellung, Geschwulst, Geschwür‘, drȫse f.
‚Drüse, Druse, Pferdekrankheit, Drüsenschwel-
lung am Hals‘; mndl. droese f. ‚Geschwür,
Schwellung‘, nndl. droes; nostfries. dröse ‚Ka-
tarrh mit Drüsenanschwellung‘, nwestfries.
droes, troes, trūs ‚Druse‘: < *þrōsi-.
Fick III (Germ.)⁴ 193; Holthausen, As. Wb. 79;
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 485; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. I, 583; Verdam, Mndl. handwb.
153; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 136; Suppl. 39;
Vries, Ndls. et. wb. 137; Doornkaat Koolman, Wb. d.
ostfries. Spr. I, 341 f.; Dijkstra, Friesch Wb. I, 298; III,
332.
Zu einer Wz. urgerm. *þrōs- fehlt eine genaue
Entsprechung. Eine mit einer vorurgerm. Wz.
*trōs- ‚gedeihen, schwellen‘ verwandte Wz. be-
gegnet aber in av. θraoš- ‚zur Reife, Vollendung
gelangen oder bringen‘ (2.pl.injunktiv aorist
θraoštā), θraošti- f. ‚Reife, Vollendung‘ <
*treu̯(ǝ)s- [**treu̯(H₁)s-]. Der unterschiedliche
Wz.-Vokalismus läßt sich im Falle der unerwei-
terten Wz. vorurgerm. *trō- [**troH₁-] und
*treu̯ǝ- [**treu̯H₁-] vereinen (→ driuwan). Es
ist anzunehmen, daß in beiden Fällen eine Wz.-
Erweiterung mit *s eingetreten ist.
Walde-Pokorny I, 154; Pokorny 1095; Bartholomae,
Airan. Wb. 800 f.; J. Kellens-E. Pirart, Les textes vieil-
avestiques (Wiesbaden, 1990) II, 252 (ohne Etymolo-
gie); E. Schwyzer, IF 47 (1929), 237 (jedoch av. θrao-
štā als s-Aorist).
Der Anschluß an ein mit ahd. drâsen, drâsôn, mhd.
drâsen, dræsen ‚schnauben, duften‘ verwandtes st. re-
duplizierendes Verb *þrāsan- ‚aufblähen‘, das eine s-
Erweiterung zu mhd. dræhen ‚hauchen, duften‘ sein
soll (Dt. Wb.², a. a. O.), ist sowohl von der Ablautstu-
fe als auch von der Bedeutung her nicht überzeugend.