durling mhd. st.m., nur Gl. 3, 26, 38 durlinc
Admont 759 bair. 13. Jh.: ‚Drossel, turdus‘. —
Nhd. Dörling ‚Singvogel, Drossel‘, dial. ält.
schles. (Breslau) dörling m. Bezeichnung der
gewöhnlichen Nachtigall gegenüber der größe-
ren Nachtigall (Davidsvogel, polnische Nachti-
gall, anderswo auch Sprosser), preuß. ‚Nachti-
gall, die bei Tag schlägt‘, anderswo ‚Tagschlä-
ger, Rotvogel‘. So wie zirling ‚Misteldrossel‘
(zitiert bei W. Wackernagel, Voces variae ani-
mantium² [Basel, 1869], 41) neben lautnach-
ahmendem zirren (zuerst 1601; vgl. ält. ndän.
sirre ‚vom Ton der Heimchen‘) steht, wurde
die Vogelbezeichnung mhd. durling als Ablei-
tung von dem lautmalenden Verb turren (zu-
erst 1702) betrachtet, wobei für das Suffix
-ling bei Vogelbezeichnungen auf Wörter wie
as. hliuning ‚Sperling‘ (Gl. 4, 288, 44), spätahd.
sperling zu spar, mndd. lunink ‚Sperling‘
(H. H. Munske, Das Suffix *-inga/ -unga in
den german. Sprachen [Marburg, 1964], 82. 94.
98) verwiesen wurde. Nach einer anderen Auf-
fassung gehört ahd. durling zu thür. dorlen
‚wirbeln‘. Die Nachtigall (‚Wirbler‘) wäre in
diesem Fall nach ihrem trillernden Gesang be-
nannt; vgl. obersächs., thür. dorl m. ‚kleiner
Kreisel, Tanzknopf‘ und das Verb thür. dorlen
‚wirbeln, sich im Kreise herumdrehen‘ (Suo-
lahti, Dt. Vogelnamen 38), für das — ohne Aus-
fall des m — mhd. turmeln, türmeln sw. v.
‚schwindeln, taumeln‘ zum Vergleich herange-
zogen wird. Da aber sowohl turren als auch
dorlen nicht für das Mittelhochdeutsche erwie-
sen werden können, ist die Annahme am wahr-
scheinlichsten, daß auf der Basis von lautma-
lendem dur als Nachahmung des Vogelrufs
eine Ableitung mit dem Suffix -ling vorgenom-
men worden ist. Eine solche Lautnachahmung
konnte spontan entstehen; vgl. tur(r) als laut-
malendes Klangwort in verschiedener Anwen-
dung; z. B. turr! da flog die ganze schaar (H. v.
Fallersleben); vgl. lat. turtur m.f. ‚Turteltaube‘
(→ turtulatûba).
Splett, Ahd. Wb. I, 160; Starck-Wells 111; Lexer II,
1582; Benecke III, 151; Dt. Wb. II, 1287; XI, 1, 2,
1902; XV, 1622. 1626 f.; Dt. Wb.² VI, 1272; Weigand,
Dt. Wb.⁵ I, 370; Kluge, Nom. Stammbildung³ § 55;
Wilmanns, Dt. Gr. II § 280. — Adelung, Gr.-krit. Wb.
d. hd. Mda. I, 1524; H. v. Fallersleben, Die dt. Mdaa. 4
(1857), 165 f.; Mitzka, Schles. Wb. I, 203; Müller-
Fraureuth, Wb. d. obersächs. Mdaa. I, 232; Hertel,
Thür. Spr.schatz 83.