dus
Volume II, Column 888
Symbol XML file TEI Symbol PDF file PDF Citation symbol Citation

dusAWB adv., nur De Heinr. thu[s] md. (mo-
selfrk.?, südmfrk.?, nordrheinfrk.? 11. Jh.)
auf folgende Weise; duslîh adj., nur Gl.
1, 714, 20 (Codex Brüssel 18725 mfrk., 9. Jh.
th-): solch, hoc. Daneben findet sich eine Va-
riante mit anlautendem s- in Hildebr. sus so,
mhd. sus, jünger sust, sunst, nndd. auch süs
(Umlaut möglicherweise aus älterem susgitân
mit Wandel von u > ü vor i) so.

Splett, Ahd. Wb. I, 159; Schützeichel⁴ 95; Starck-
Wells 113; Graff V, 68; Schade 898. 934; Kluge²¹
717; Kluge²² 680; Pfeifer, Et. Wb. 1654 (s. v. sonst);
W. A. Benware, PBB 101 (1979), 345 (zur Dental-
epenthese in sunst). Zu De Heinr. thu[s] s. M.-L. Ditt-
rich, ZfdA. 84 (195253), 289; R. Schützeichel, in
Schröbler-Festschrift (PBB 95 [Sonderheft, Tübingen,
1973]) 37. Zur Lokalisierung von De Heinr. s.
W.Jungandreas, Leuv. bijdr. 57 (1968), 75 ff.; W. San-
ders, ZfdA 98 (1969), 15 f.; ders., Der Leidener Wille-
ram (München, 1974), 182 Anm. 369.

Ahd. dus entspricht as. thus, mndd. düs, nndd.
dus; mndl., nndl. dus; afries. thus, nostfries.
düs, nwestfries. dus; ae. ðus, me. þus, ne. thus
adv., konj. so. Die Variante mit anlautendem
s- findet sich auch im As., Mndd. und Mndl. (
sus). Mit ahd. duslîh sind ae. ðyslic solch, das
neben ðul-, ðyllic mit Assimilation von sl zu ll
steht, und afries. thusk dss. identisch (im Ae.
bewirkt das Hinterglied eines Kompositums i-
Umlaut, wenn der auf ihm liegende Ton gemin-
dert war; s. Sievers-Brunner, Ae. Gr.³ § 95
Anm. 1. 349). Die Vorform des Adjektivs, *þus-
līka-, enthält im ersten Element ein Adv. und ist
in der Bildeweise so mit ahd. eddeslîh irgendei-
ner, irgendwer, wer
(s. d.) zu vergleichen.

Holthausen, As. Wb. 79; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 498; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I,
602; Bremisch-ndsächs. Wb. I, 275; Jungandreas,
Ndsächs. Wb. III, 714; Verdam, Mndl. handwb. 155.
589; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 143 f.; Vries, Ndls. et.
wb. 145; Holthausen, Afries. Wb.² 113; Richthofen,
Afries. Wb. 1081; Doornkaat Koolman, Wb. d. ost-
fries. Spr. I, 365; Dijkstra, Friesch Wb. I, 303; Holt-
hausen, Ae. et. Wb. 373; Bosworth-Toller, AS Dict.
1081; Stratmann-Bradley, ME Dict.³ 641; OED²
XVIII, 41 f.; Oxf. Dict. of Engl. Et. 921.

Von ahd. sus und dus hält E. Sievers, PBB 12
(1887), 499 die Vorform *þus für das Ältere,
und zwar sei *þus vom Demonstrativpron. *to-
abgeleitet (zustimmend G. Lerchner, Studien
zum nordwestgermanischen Wortschatz [Halle,
1965], 69 f.). Nach G. Schmidt, Germ. Adv. 82
ist *þu- entweder mit aind. t doch, aber, son-
dern, vielmehr
gleichzusetzen, oder *þ so sei
eine nach urgerm. *χw wie analogische Bil-
dung, wobei für das -s zugrunde liegende Ele-
ment *se als eine -lose Nebenform von ur-
germ. *swa so gr. *Fhε (< *se) in argiv.
Fhεδιεστας = ἰδιώτης Privatmann, Laie, unge-
bildeter Mensch
, lat. sed ohne, alles Ableitun-
gen vom Stamm des Reflexivums uridg. *s()e/
o-, verglichen werden könnten.

Hält man an einer Vorform *þu-se mit anlautendem
*þ- fest, so wäre wegen des auslautenden -s anzuneh-
men, daß das Wort zur Zeit des Vernerschen Gesetzes
starktonig verwendet, später aber wieder schwachto-
nig gebraucht wurde, da gegenüber ahd. noh < vorur-
germ. *nu-ke der a-(e-, o-)Umlaut wie auch sonst in
schwachtoniger Stellung unterblieben ist.

Betrachtet man aber nicht die Vorform von
ahd. dus, sondern die von ahd. sus als die ur-
sprüngliche Bildung, so ist hier ein urgerm.
*swe-se vorauszusetzen, dessen erster Bestand-
teil *swe- im Ablaut zu *swa- < *so- (vgl. ur-
germ. *swe-līka- > ahd. solîh neben urgerm.
*swa-līka- > got. swaleiks; solîh) stehen
würde. Das zweite Element *-se könnte der
Verstärkungspartikel *-se in dem Pron. dieser
( dese) entsprechen. *swe-se, das wegen *-s-
zunächst im Starkton gebraucht wäre (s. o. zu
*þus), müßte demnach sekundär unter dem
Schwachton über *swǝs > *swus zu sus gewor-
den sein, worin die Lautentwicklung von ur-
germ. *swe-līka- zu ahd. solîh (s. d.) eine Paral-
lele hätte; vgl. einsilbiges got. -hun irgend <
*χwun < *χwǝn < vorurgerm. *ke-ne. Der
Anlaut *þ- in der Vorform von ahd. dus wäre in
diesem Fall eine Neuerung und sekundär vom
Demonstrativpron. übertragen. Die Annahme,
daß die Vorform von ahd. sus das Ursprüngliche
sei, verdient wohl den Vorzug, weil ein urgerm.
*χw wie, nach dem der Pronominalstamm
*to- umgebildet worden sein könnte, nicht mit
Sicherheit nachweisbar ist. So sind anorw. hú,
ae., afries., as. hū, mndd. wū, mndl. hoe auch
aus urgerm. *χwō herleitbar (vgl. G. Schmidt,
a. a. O. 80). Und eine Gleichsetzung von *þ-
mit aind. t empfiehlt sich aus semantischen
Gründen nicht.

Lühr, Stud. z. Hildebrandlied 564 f. Anders Holthau-
sen, a. a. O. 72: sus aus sō + thus (dagegen Lerchner,
a. a. O., der wegen des Umlauts jedoch wenig überzeu-
gend eine Vorform *susi erwägt).

Information

Volume II, Column 888

Show print version
Citation symbol Citation
Symbol XML file Download (TEI)
Symbol PDF file Download (PDF)

Lemmas: