eibar¹
Volume II, Column 969
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eibar¹, eivar¹ adj., Gl., Notker: scharf, bit-
ter, schmerzlich, acerbus, amarus
Var.: ai-, e-;
-p-, -u-, -f-; -er, -ir-, -r-; zu -v- (-f-) neben
-b- vgl. Braune, Ahd. Gr.¹⁴ § 139 Anm. 5.
Mhd. nicht belegt, frühnhd., nhd. (veraltet u.
mdartl.) eifer, ēfer (mit mdt. Monophthongie-
rung) scharf, herb, ätzend.

Ahd. Wb. III, 94 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 168; Schütz-
eichel⁴ 98; Starck-Wells 123. 803. 842; Graff I, 100;
Schade 126; Dt. Wb. III, 31; Dt. Wb.² VII, 90; Ade-
lung, Gr.-krit. Wb. d. hd. Mda. I, 1668; Mitzka,
Schles. Wb. I, 231 (mit Karte hinter S. 224); Kluge²¹
156; Kluge²² 168 (s. v. Eifer); Pfeifer, Et. Wb. 335
(s. v. Eifer).

Allein im Ae. begegnet ein entsprechendes Wort:
ae. āfor bitter, sauer, scharf, hart, streng, ge-
waltsam, rauh
. Auch außergerm. Verwandte
sind kaum vorhanden; nur lit aibrùmas das
Wässern (im Munde)
wird oft herangezogen,
aber die Bed. macht Schwierigkeiten (ursprl.
das Brennen, Sodbrennen? oder wie lit. aitrù-
mas bitterer Geschmack?). Germ. *aira-, vor-
germ. *abhro- ist viell. eine Ableitung von der
idg. Wz. *a- brennen [**H1/3a-] ( eit, ēr¹,
ēr²).

Holthausen, Ae. et. Wb. 2; Bosworth-Toller, AS Dict.
27; Suppl. 27. Fraenkel, Lit. et. Wb. 2; Kurschat,
Lit.-dt. Wb. I, 12; Walde-Pokorny I, 6; Pokorny 11.

Der oft vermutete Zusammenhang mit der Sippe von
nhd. Eifer einem Wort unklarer Herkunft, das erst
seit dem 15. Jh. belegt ist und durch Luthers Bibel-
übersetzung Eingang in die nhd. Literatursprache fin-
det ist wegen des Vokalismus fraglich. Zwar enthal-
ten die meisten Belege den Diphthong ei (ey); vgl. be-
reits 1349/50 eifrær Eifersüchtiger (Konrad v. Me-
genberg) und seit 1411 eifern (zuerst bei Hans Vintler,
Blume der Tugend als subst. Inf. Eifersucht). Doch
kommen daneben im 15. u. 16. Jh. mehrere Formen
mit ī (y) vor: yferende, yferin (1432/3, s. u.), yfer
(1494, Brant, Narrenschiff; viell. als *yferer zu lesen),
yfer (v. 1510), yfferer (1520), yfer, yfrers (1523); vgl.
Dt. Wb.² VII, 357 ff. Dieses ī war wohl ursprl. (s. u.)
und ist erst durch die frühnhd. Diphthongierung zu ei
geworden, weshalb die Sippe von Eifer nicht von ahd.
eibar, eivar herstammen kann; ein Ablautverhältnis
ai: ī ist auch kaum anzunehmen (vgl. Pfeifer, Et. Wb.
335).

Nach Dt. Wb.² VII, 360 f. könnten die ī-Formen zu
den vereinzelten alem. Belegen von ī für ursprl. ei ge-
hören (Weinhold, Alem. Gr. § 40); dagegen spricht
aber zweierlei: erstens werden Eifer und die anderen
Mitglieder dieser Sippe kein einziges Mal mit ai (ay)
geschrieben, selbst nicht in den bair. u. schwäb. Denk-
mälern, wo diese Schreibung für altes ei herrscht.
Zweitens kommen Formen mit ī (y) in Meister Ingolds
Das goldene Spiel (1432/3; hrsg. v. E. Schröder, Straß-
burg, 1882, S. 17) dreimal vor, jedesmal neben Wör-
tern mit ai für altes ei: ain yferende lieb (darauf folgt
beschaiden), ain yfferende fraw, ain yferin. Der Dialekt
ist schwäbisch (Schröder S. xi ff.) und unterscheidet
nahezu konsequent zwischen ai (ay) und ei (ey); statt
ei (ey) kommt selten ī vor (vgl. Weinhold, a. a. O. § 90.
94. 99), sonst ist ī für ai (ay) im Schwäb. nie belegt.

Die von O. Philipp, Zfdt. Mdaa. 14 (1919), 75 zitierten
Formen efern (Saaz, 1451) und effern (Eger, 1474) ge-
hören nicht zu eifern mit mdt. Monophth. eines ursprl.
ei-, sondern zu äfern rächen, vergelten, anfechten,
beanstanden
; vgl. Dt. Wb.² I, 1557 ff. Andererseits
können auch die Wörter nndd. īver, nndl. ijver,
ndän., nschwed. iver, die erst seit dem 16. Jh. aus dem
Hd. entlehnt wurden, u. zwar unter dem Einfluß der
Lutherbibel, die nur die diphth. Schreibung kennt,
nichts zur Frage nach dem ursprl. Vokalismus beitra-
gen.

Abzulehnen Noreen, Urg. Lautlehre 46; E. Wadstein,
IF 5 (1895), 21: ahd. eibar, eivar stehe im Ablautver-
hältnis zu mhd. îfer, das zu ae. gīfre gierig, nhd.
mdartl. geifern gehöre (< *ga-īfr-; vgl. auch W. de
Vries, Tijdschrift 34 [191516], 217); Dt. Wb. III, 87:
zu anord. iðja labor, studium mit Übergang þ > f;
K. v. Bahder, IF 14 (1903), 261 f.: zu ahd. ibu wenn,
anord. efa zweifeln.

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