eid
Band II, Spalte 976
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eidAWB m. a-St.: Eid, Schwur, eidliche Ver-
pflichtung, iuramentum, iusiurandum, sacra-
mentum, testificatio
Var.: eidh, eith, eit,
heit. Mhd. eit (eid-) st.m. dss., nhd. Eid m.

Ahd. Wb. III, 95 ff.; Splett, Ahd. Wb. I, 169; Schütz-
eichel⁴ 98; Starck-Wells 118. 802; Graff I, 151 f.;
Schade 126; Lexer I, 534 f.; Benecke I, 426 ff.; Dt.
Wb. III, 82 f.; Dt. Wb.² VII, 332 ff.; Kluge²¹ 155;
Kluge²² 168; Pfeifer, Et. Wb. 333 f.

Das Wort hat Entsprechungen in allen germ.
Sprachen: as. ēth m., mndd. ēit (ēid-) m., selten
n.; mndl. eet, -d m. (auch f.), nndl. eed; afries.
ēth, ēd m., nfries. ēd, eed; ae. āð m., me. ōth
usw., ne. oath; aisl. eiðr m., nnorw. eid,
nschwed. ndän. ed; got. aiþs m.; langob. aidos
m. pl.

Fick III (Germ.)⁴ 2; Holthausen, As. Wb. 17; Sehrt,
Wb. z. Hel.² 89; Berr, Et. Gl. to Hel. 87; Lasch-
Borchling, Mndd. handwb. I, 1, 620; Schiller-Lübben,
Mndd. Wb. I, 648; Verdam, Mndl. handwb. 160;
Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 147; Vries, Ndls. et. wb.
148 f.; Holthausen, Afries. Wb.² 22; Richthofen,
Afries. Wb. 717 ff.; Doornkaat Koolman, Wb. d. ost-
fries. Spr. I, 378; Dijkstra, Friesch Wb. I, 319; Holt-
hausen, Ae. et. Wb. 8; Bosworth-Toller, AS Dict.
57 f.; Suppl. 55; Suppl. II, 6; ME Dict. O-308 ff.;
OED² X, 631 f.; Oxf. Dict. of Engl. Et. 619; Vries,
Anord. et. Wb.² 95; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 44;
Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 46; Falk-Torp,
Norw.-dän. et. Wb. 179 f.; Torp, Nynorsk et. ordb.
84 f.; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 173; Feist, Vgl. Wb.
d. got. Spr. 29; Lehmann, Gothic Et. Dict. A-91;
Bruckner, Spr. d. Langob. 27. 175. 179. Hoops Real-
lex. I, 522 ff.; Hoops Reallex.² VI, 537 ff.; K. v. Amira,
Grdr. d. germ. Rechts³ (Straßburg, 1913), 269 f.

Diese Formen setzen urgerm. *aiþaz < idg.
*otos voraus. Lautlich und von der Bedeutung
her vergleichbar sind nur air. oeth m. Eid,
akymr. anutonou periuria, kymr. anudon
Meineid (an- [neg.] + ud- < *ot-) und viell.
osk. eítuns in der Deutung von A. L. Prosdoci-
mi, Arch. glottol. 60 (1975), 83 ff. (Vereidigte
> Rekruten).

Die früher allgemein herrschende Ansicht, daß
das germ. Wort für Eid wie auch andere
Rechtswörter aus dem Kelt. entlehnt wurde, ist
seit den fünfziger Jahren in Frage gestellt wor-
den. Daß zwischen den Germanen und Kelten
schon sehr früh enge sprachliche und kulturelle
Beziehungen bestanden, steht außer Frage, aber
es ist oft unmöglich festzustellen, ob ein Wort
zum gemeinsamen Wortschatz der beiden Grup-
pen gehört oder aus der einen Sprache in die an-
dere entlehnt worden ist. Bei einigen Wörtern ist
aus sprachlichen Gründen Entlehnung kaum zu
leugnen ( ambaht, gîsal, rîchi), bei anderen
aber, die weder keltische noch germanische
Lautveränderungen zeigen und die sich etym.
mit keiner Wortsippe der einen oder der ande-
ren Sprache verknüpfen lassen, ist Entlehnung
zwar möglich, aber nicht sicher erweisbar. Was
die Rechtswörter angeht, so scheint die Tatsa-
che, daß wenigstens gîsal und rîchi zweifellos
sehr früh aus dem Kelt. ins Germ. entlehnt wor-
den sind, auf eine Beeinflussung des germ.
Rechtswesens von seiten der Kelten zu deuten
und das Vorhandensein anderer Lehnwörter auf
diesem Gebiet wahrscheinlich zu machen. Daß
germ. *aiþaz zu dieser Gruppe gehört, läßt sich
jedoch weder erweisen noch widerlegen. Kate-
gorische Behauptungen wie bei Vendryes, Lex.
ét. de l’irl. anc. O-12: .. il n’y a pas emprunt
d’une langue à l’autre
sind ebenso unbegründet
wie die früheren, die auf Entlehnung bestanden
(z. B. Arbois de Jubainville, Les premiers habi-
tants de l’Europe² II, 335). Im Dict. of Irish
NOP-108 wird sogar die Möglichkeit einer kelt.
Entlehnung aus dem Germ. erwogen!

Die Etym. der kelt. und germ. Wörter ist unklar.
Formal entspricht gr. οἶτος Menschengeschick,
(unglückliches) Schicksal
; wenn dieses auch
nicht sicher erklärte Wort zur idg. Wz. *e-
[**He-] gehen gehört (vgl. aind. ití- f.
Gang, Wandel, ity Gang; lat. itiō das Ge-
hen
; air. *ethae, etha itum est, ethaid geht)
und ursprl. etwa Gang (der Welt) bedeutete,
wäre auch semantisch eine Verknüpfung mög-
lich: kelt. *oto-, germ. *aiþaz (ital. *eto-) wä-
re als Eidgang, Vortreten zur Eidesleistung zu
deuten. Zur Bed. vgl. nschwed. edgång Eidable-
gung
, gå ed einen Eid ablegen, anorw. ganga
eiða dss..

Wenn osk. eítuns zugehörig ist, ist (wegen osk. <
*e) kaum Verbindung mit gr. αἶνος Rede, Lobrede
möglich (zu Anschlüssen für gr. ἀναίνομαι leugne,
weigere mich
s. Peters, Idg. Laryngale im Griech.
80 f.); ebensowenig ein Anschluß an heth. ai- ver-
trauen
(so J. Puhvel, in Früh-, Mittel-, Spätindogerma-
nisch. Akten der IX. Fachtagung der Idg. Gesellschaft,
hrsg. von G. E. Dunkel-G. Meyer-S. Scarlata-Ch. Seidl
(Wiesbaden, 1994), 321. Zu anderen etym. Versuchen
für Eid vgl. Feist, a. a. O. 29.

Walde-Pokorny I, 103; Pokorny 11. 294 f.; Boisacq,
Dict. ét. gr.⁴ 26; Frisk, Gr. et. Wb. II, 370 f.; Chan-
traine, Dict. ét. gr. 788; Fick II (Kelt.)⁴ 47; Holder,
Acelt. Spr. II, 841; Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. O-
12; Pedersen, Vgl. Gr. d. kelt. Spr. I, 58; Dict. of Welsh
160. Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog IV, 81
(ganga eiða); Svensk akad. ordb. E-47 f. (edgång).
C. S. Elston, Earliest Relations betw. Celts and Ger-
mans (London, 1934), 64 ff.; Porzig, Glied. d. idg.
Spr. 121; H. Osthoff, BB 24 (1899), 199 ff.; R. Merin-
ger, IF 18 (190506), 295 f.; C. Marstrander, riu 5
(1911), 205; G. S. Lane, Lang. 9 (1933), 246; E. Po-
lomé, Ogam 6 (1954), 145 ff.; ders., JIES 11 (1983),
281 ff.; F. Mezger, Zfvgl.Spr. 76 (195960), 85 f.;
P. Scardigli, Lingua e storia dei Goti (Florenz, 1964),
63 f.; Benveniste, Institutions i.-e. II, 116. 164.

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