eidum m. a-St., Gl., Notker: ‚Schwieger-
sohn, gener‘ 〈Var.: ai-, -dam, -dem, -dim, -den〉.
— Mhd. eidem st.m. ‚dss.‘, auch ‚Schwiegerva-
ter‘; nhd. (veraltet u. mdartl.) Eidam (s. u.).
Ahd. Wb. III, 99 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 1214; Schütz-
eichel⁴ 98; Starck-Wells 118. 802; Graff I, 156; Scha-
de 126; Lexer I, 517; Benecke I, 414 f.; Diefenbach,
Gl. lat.-germ. 259 (gener); Dt. Wb. III, 83; Dt. Wb.²
VII, 338 f.; Trübners Dt. Wb. II, 137; Kluge²¹ 155;
Kluge²² 168; Pfeifer, Et. Wb. 334.
Das Wort hat nur westgerm. Entsprechungen,
und zwar hauptsächlich im älteren Anglofries.
Die höchst seltenen Belege im Mndd. (eidom,
-um, Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I, 633; fehlt
bei Lasch-Borchling, Mndd. Handwb.) und im
Mndl. (eidom, Verwijs-Verdam, Mndl. Wb. II,
588: nur im Osten) sind wohl aus dem Hochdt.
entlehnt. In beiden Sprachen war die gewöhnli-
che Bezeichnung swāger, die aber auch ‚Schwa-
ger‘ und sogar ‚Schwiegervater‘ bedeuten
konnte; nndl. heißt der Schwiegersohn schoon-
zoon (nach frz. beau-fils). Einheimische Bildun-
gen sind jedoch afries. āthom, -um, -em
‚Schwiegersohn‘; ae. āðum ‚Schwiegersohn,
Schwager‘, me. ōthom, -am, -em, -m, ōdam
‚dss.‘: < *aiþma-. Dafür hat das Ne. die Be-
zeichnung son-in-law; das Got. mēgs und das
Aisl. mágr, das allerdings die allgemeine Bed.
‚Verwandter durch Heirat‘ hat (→ mâg).
Fick III (Germ.)⁴ 2; Holthausen, Afries. Wb.² 4;
Richthofen, Afries. Wb. 614 f.; Holthausen, Ae. et.
Wb. 8; Bosworth-Toller, AS Dict. 59; Suppl. 56;
Suppl. II, 6; ME Dict. O-350; OED² X, 698.
Eine idg. Bezeichnung für den Schwiegersohn
fehlt, denn in idg. Zeit gehörte die verheiratete
Tochter zur Sippe ihres Mannes, aber nicht um-
gekehrt. Die einzige Ausnahme war der ‚Erb-
tochtermann‘: derjenige, der in eine Familie ein-
heiratet, die nur Töchter hat, und am Erbe der
ältesten (oder einzigen) Tochter teilhat. Dt. Ei-
dam hat heute in manchen Mdaa. die spez. Bed.
‚Erbtochtermann‘ (vgl. z. B. Müller, Rhein. Wb.
II, 50 f.; Luxemb. Wb. I, 53; Fr. Debus, Dt.
Wortf. in eur. Bez. I, [1958], 36 f.), die viell.
ursprl. war. So erwägt man einen Zusammen-
hang mit osk. aeteis ‚des Teils, partis‘, aíttíúm
‚der Teile, portionum‘; gr. αἶσα (< *αιτ-i̯α)
‚Anteil, Lebenslos, Geschick, Gebühr‘, αἰτία
‚Schuld‘; av. aēta- ‚(Schuld und) Strafe‘
(‚der gebührende Teil‘?), zur idg. Wz. *ai̯-
[**(H1/3)ai̯-] ‚geben, sich geben lassen, neh-
men‘. Trifft dieser Anschluß zu, so könnte vor-
germ. *ai̯-tmo- ebenso eigtl. ‚Anteil‘ bedeutet
haben und dann zur Bezeichnung der Person,
die durch einen Anteil charakterisiert ist, näm-
lich des Erbtochtermanns, verwendet worden
sein; vgl. den Sg. ält. nhd. der Bursche neben
frühnhd. bursze, borse, bursche ‚Geldbeutel, Ge-
meinschaftshaus für Studenten usw.‘ (→ bursa¹).
Vgl. Pokorny 10 f., der wegen gr. οἶτος ‚Schicksal‘
auch eine ablautende Form *oi̯- ansetzt; dieses Wort
kann aber zur Wz. *ei̯- ‚gehen‘ gehören (‚Gang der
Welt‘?), vgl. Pokorny 294 und → eid.
Die etymologische Verbindung von ahd. eidum mit
der Wz. *ai̯-, die zuerst von E. Hermann, Nachr. v. d.
Ges. d. Wiss. z. Gött. 1918, 216 f. vorgeschlagen wur-
de, hat die ältere Anknüpfung an ‚Eid‘ (→ eid) zu
Recht weitgehend verdrängt, denn der Vergleich mit
ne. son-in-law ‚Sohn nach dem (Kirchen-)Recht‘ er-
klärt nicht, warum auf deutsch gerade der Schwieger-
sohn allein so heißt; auf engl. kommen daneben auch
father-in-law, mother-in-law usw. vor. Obgleich der
Anschluß an Eid noch heute gelegentlich als zweite
Möglichkeit erwähnt wird (z. B. Dt. Wb.² VII, 338),
ist er wohl nur volksetymologisch.
Nach E. Seebold (Kluge²² 168) ist das Wort viell. eine
Bildung auf idg. *-to- zur idg. Wz. *oi̯- ‚der eine,
derselbe‘, aber auf die semantische Entwicklung geht
er nicht ein. Abzulehnen ist bes. aus semantischen
Gründen die alte Zusammenstellung mit got. aiþei
‚Mutter‘ (einem Wort, das selbst keine sichere Etym.
hat).
Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 28. — Walde-Pokorny I, 2;
Buck, Gr. of Oscan and Umbrian § 16, 1. 62. 162, 1.
187 a; Meiser, Lautgesch. d. umbr. Spr. 197 Anm. 2;
Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. I, 18 (s. v. aequus); II,
848 (s. v. ūtor); Frisk, Gr. et. Wb. I, 41 (αἴνυμαι). 44
(αἶσα). 47 (αἴτιος, αἰτία); Chantraine, Dict. ét. gr. 36.
38 f. 41; Bartholomae, Airan. Wb. 11.
Beim Ansatz einer Wz. [**H₂ei̯-] bleibt heth.
pāi ‚er gibt‘ (wozu iu̯aru- ‚Gabe‘), das in den
Handbüchern mit osk. aeteis usw. verbunden
wird, fern (dazu s. Oettinger, Stammbildung d.
heth. Verbums 469 f.; H. C. Melchert, Studies in
Hittite Historical Phonology, Ergänzungshefte
zur Zfvgl.Spr. 32 [Göttingen, 1984], 32). Alle
angeführten a-haltigen Formen, zu denen noch
gr. αἴνυμαι ‚greife, nehme‘, eigtl. ‚ich lasse mir
geben‘, und toch. A e-, B ai- ‚geben‘ (z. B. aiṣ-
ṣä ‚er gibt‘) gehören, lassen sich am besten un-
ter einer Wz. mit grundstufigem *ai̯- oder
**H1/3ai̯- vereinbaren (anders zum Gr. Peters,
Idg. Laryngale im Griech. 82 f.). Zum Anschluß
von ahd. eigan jedoch s. d.
Pedersen, Groupement des dial. i.-e. 31; Windekens,
Lex. ét. tokh. 1; ders., Le tokharien 85. 174; Friedrich,
Heth. Wb. 155; Kronasser, Et. d. heth. Spr. I, 540;
Sturtevant-Hahn, Comp. Hitt. Gr. § 94b. 283. 361.
Nhd. Eidam, das noch in der Lutherbibel mehr-
mals vorkommt, ist heute schriftsprl. veraltet,
konkurriert aber immer noch in md. (selten auch
obd.) Mdaa. mit den jüngeren Bildungen Toch-
termann und Schwiegersohn. Zur Verbreitung in
den nhd. Mdaa. vgl. Debus, a. a. O. 31 ff. 80 f.;
E. E. Müller, Großvater — Enkel — Schwiegersohn
(Heidelberg, 1979), 121 ff.; Mitzka-Schmitt,
Dt. Wortatlas VI (Karte: ‚Schwiegersohn‘).
S. auch snur(a) ‚Schwiegertochter‘.