elina f. ō-St., seit dem 8. Jh.: ‚Unterarm,
Elle, Ellenbogen, cubitus, ulna‘ 〈Var.: elen,
-l(n)n-, -lne; Gl. 1,268,6 K elinna s. Splett,
Abrogans-Studien 407 f.〉. — Mhd. elline, eln(e),
elle(n), ele st.f., nhd. Elle. Nach dem Schwund
des Mittelvokals führte die Assimilation von ln
> ll zu der Lautform mit ll. In dem mit dem
Sg. gleichlautenden Pl. mhd. ellen wurde das
auslautende -n als Pluralzeichen aufgefaßt, so
daß ein neuer Sg. mhd. elle, nhd. Elle aufkam.
Die alte Form erscheint in nhd. Ellenbogen ne-
ben Ellbogen (→ elinbogo) und dial., z. B. tirol.
èll’n (neben èll’).
Ahd. Wb. III, 263 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 179; Schütz-
eichel⁴ 101; Starck-Wells 124. 803; Graff I, 239 f.;
Schade 10; Lexer I, 541; Benecke I, 429; Diefenbach,
Gl. lat.-germ. 160 (cubitus). 625 (ulna); Dt. Wb. III,
414; Kluge²¹ 163; Kluge²² 175; Pfeifer, Et. Wb. 351.
— Schöpf, Tirol. Id. 103.
Der Unterarm ist in den germ. Sprachen nach
dem mit ihm verbundenen Gelenk benannt; vgl.
lat. cubitus ‚Ellenbogen, Elle‘. Es handelt sich um
eine Bezeichnung eines der verbreitetsten natür-
lichen Längenmaße; vgl. auch aisl. þumalǫln,
mhd. dûm-elle ‚Elle, die vom Ellenbogen bis zur
Daumenspitze (aisl. þumal-fingr ‚Daumen‘)
reicht‘; ferner Klafter, Spanne, gr. ἀγκαλίς ‚ge-
krümmter Arm, Armvoll‘, δάκτυλος ‚Finger‘,
auch als Maß, πυγμή ‚Faust‘, als Längenmaß
‚Weite vom Ellbogen bis zu den Knöcheln‘, ὄρ-
γυια ‚Klafter‘, παλαιστή ‚Handbreite als Maß‘.
Ahd. elina entsprechen: as. (nur in den kleineren
Denkmälern) elina f. ‚Unterarm, cubitus‘,
mndd. ēle, ēlen(e), lne, elle f. ‚Längenmaß,
Elle‘; mndl. elle(n), elne ‚dss.‘, nndl. el ‚dss.‘;
afries. elne, ielne f. ‚Elle‘, nfries. jelne; ae. eln f.
‚Vorderarm, Elle‘, ne. ell (nur Längenmaß); aisl.
selten alin, (mit durchgeführter Synkope) ǫln
(auch mit Dehnung vor ln), später áln ‚Elle,
Unterarm‘ (Noreen, Aisl. Gr.⁴ § 378; ders., IF 4
[1894], 321: doch aisl. Nebenform óln kaum
mit ó = gr. ὠ in ὠλένη; s. u.), -eln in Zusam-
mensetzung tvíeln ‚zwei Ellen breit‘, nisl. öln,
nnorw., nschwed. aln, ndän. alen (aus dem
Skand. lapp. norw. āllan): < urgerm. *alinō (ne-
ben ahd. elinna < *alinjō?), anorw. alun <
*alunō, wohl mit sekundärem Suffixersatz. Aus
dem Germ., und zwar aus frk. *alina, stammen
die allein als Maßbezeichnungen verwendeten
Lehnwörter mlat. alena, aprov. alna, auna,
ana, katal. alna (> aspan., aport. alna, nspan.
ana), afrz. elne, alne, frz. aune ‚Elle‘ (> italien.
auna — italien. alle ‚englische Elle‘ ist junge Ent-
lehnung aus dem Engl.). Gegenüber den übrigen
germ. Bildungen weist got. aleina einen langen
Mittelvokal auf (*alīnō). -ei- in dem nur einmal
als Akk. Sg. bezeugten Wort ist wohl kein
Schreibfehler (anders F. Kluge, Zfvgl.Spr. 26
[1883], 101 Anm. 2: got. alina), sondern mit
-ei- in got. akeit ‚Essig‘ (gen. sg. akeitis neben
aketis < lat. acētum) gegenüber -i- in as. ecid,
ae. eced, schweiz. achiss (→ ezz h) zu verglei-
chen. Wenn im Got. die Länge der nebentonigen
Mittelsilbe bewahrt ist, dann ist die sich aus
dem West- und Nordgerm. für ahd. elina usw.
ergebende Vorform *alinō aus urgerm. *alīnō
< vorurgerm. *olīnā im Nebenton gekürzt
(G. Roethe, Sitz.ber. d. Pr. Akad. d. Wiss.
[1919], 793). Daneben besteht die Möglichkeit,
daß die nord- und westgerm. Lautungen auf ei-
nem *alenō < vorurgerm. *olenā mit Entwick-
lung von *-e- zu *-i- im Schwachton beruhen.
Da das Wort Elle außerhalb des Germ. unter-
schiedliche Vokale in den n-Suffixen zeigt
(s. u.), könnten tatsächlich Wörter mit Suffixva-
rianten im Germ. fortgesetzt sein.
Fick III (Germ.)⁴ 21; Holthausen, As. Wb. 15; Wad-
stein, Kl. as. Spr.denkm. 179; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 526; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I,
651; Verdam, Mndl. handwb. 163; Franck, Et. Wb. d.
ndl. taal² 153; Vries, Ndls. et. wb. 154; Holthausen,
Afries. Wb.² 19; Richthofen, Afries. Wb. 704; Holt-
hausen, Ae. et. Wb. 90; Bosworth-Toller, AS Dict.
247 f.; Suppl. 186 f.; Stratmann-Bradley, ME Dict.³
69; OED² V, 143 f.; Vries, Anord. et. Wb.² 6. 101.
686; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 76; Holthausen, Vgl.
Wb. d. Awestnord. 3. 50. 357; Falk-Torp, Norw.-dän.
et. Wb. I, 20; Torp, Nynorsk et. ordb. 3; Fritzner,
Ordb. o. d. g. norske sprog III, 1085; Quigstad, Nord.
Lehnw. im Lapp. 89; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 35;
Lehmann, Gothic Et. Dict. A-118; Hoops Reallex.²
VII, 160; Krahe-Meid, Germ. Sprachwiss. III § 94, 1. —
Du Cange I, 174; Wartburg, Frz. et. Wb. I, 66; Mey-
er-Lübke, Rom. et. Wb. Nr. 341; Gamillscheg, Et.
Wb. d. frz. Spr. 61; Diez, Et. Wb. d. rom. Spr. 14;
K. Glaser, Zffrz. Spr. 26 (1904), 111 f.
Zu vorurgerm. *olīnā, *olenā stellen sich: gr.
ὠλένη f. ‚Ellenbogen, gekrümmter Arm, Unter-
arm‘ (< *ōlenā), ὠλήν, -ένος f., Hesych (Dimi-
nutiv?) ὠλλόν ⋅ τὴν τοῦ βραχίονος καμπήν (<
*ὠλνο-), ὠλέκρᾱνον, ὀλέκρᾱνον ‚Ellenbogen-
kopf‘ (< *ὠλενό/ὀλενό-κρᾱνον durch Ferndis-
similation); lat. ulna f. ‚Ellenbogen, der ganze
Arm, kleines Ellenmaß als halber cubitus‘ (<
*olenā; *-ln- hätte ll ergeben); alb. elërë, geg.
llânë ‚Arm vom Ellenbogen bis zur Hand‘ (<
*olénā; vgl. H. Pedersen, Zfvgl.Spr. 33 [1895],
544: mit ll als Zeichen dafür, daß im Anlaut ein
Vokal abgefallen ist; S. E. Mann, Lang. 28
[1952], 37); air. uilen f. ‚Ellbogen, Winkel‘,
mir. uillind (mit -ll- < -ln- in den Kasus mit
Synkope; s. Pedersen, Vgl. Gr. d. kelt. Spr. II,
59), nkymr., mkorn. elin, nbret. elin, ilin ‚El-
lenbogen‘ < *olīnā. Der lange Mittelvokal von
got. aleina hat also im Kelt. eine Entsprechung.
Auch aind. āṇí- ‚Bolzen, der das Rad an der
Achse festhält, Achszapfen‘ hat man — wegen
Suśruta āṇi- m. ‚Teil des Beins unmittelbar über
dem Knie‘ — mit dem Wort Elle verbunden, und
zwar unter der Annahme, der wagentechnische
Ausdruck sei durch Vergleich mit einem Arm
oder Armteil entstanden (Kluge²¹ 450). Formal
könnte in der Tat von *l-n-/*-n- (ahd. lu-
n[a], lon[a], luning ‚Lünse, Achsnagel‘; s. d.)
ausgegangen werden, auch wenn der Lautwan-
del von *-ln- > ved. -ṇ- zweifelhaft ist (Mayr-
hofer, Et. Wb. d. Altindoar. I, 161 f.; vgl. K. et.
Wb. d. Aind. I, 72: mind.(?) *arṇí- < idg. *el-
ni-; unbelegtes aṇi- ‚Achsennagel‘ < *-ṇi-?;
zu aind. ṇ hinter ehemaligem r vgl. Wackerna-
gel, Aind. Gr. I, 191 f.).
Aind. kalyṇa- ‚schön, lieblich, gut, glücklich‘,
das nach J. Wackernagel, Zfvgl.Spr. 61 (1933—
34), 192 f. als Zusammensetzung ‚schönarmig‘
aus *kali- (= gr. *καλι-, ersetzt durch καλλι-) und
-āṇa- (= gr. ὠλλόν < *ōlno-) zu deuten ist, ist
vor allem bezüglich des Hintergliedes ganz un-
sicher (Mayrhofer, K. et. Wb. d. Aind. I, 185).
Mit t-Suffixen erscheinen: aind. aratní- m. ‚El-
lenbogen, Elle‘ (< *ol-tn- [anders Pokorny
308: „einfache Wurzel *l-“]), aind. rtnī- f.
‚Bogenende‘, klass. aṭani-, -nī- f. ‚eingekerbtes
Ende des Bogens‘ (< *l-tn-, dissimiliert aus
*ln-tn-?; kaum T. Burrow, Bull. School Or. and
Afr. Stud. 38 [1975], 65: ved. r- bzw. klass. aṭ-
< *oltnī bzw. *elteni-), jungved. auch ratni-
‚Ellenbogen, Elle als Maß‘; jungav. frārāθni.drā-
jah- n. ‚Länge einer Elle‘ (mit einem zweiten
kaum ursprl. langen ā), arǝθnā̊ ‚zwei Ellenbo-
gen‘ (zu arǝθna- m. ‚Ellenbogen‘ mit -ǝ- als
Sproßvokal hinter r < *ol-tn-), apers. akk. pl.
〈aršniš〉 ‚Ellen (als Maß)‘, npers. āran(j) ‚Ellen-
bogen‘ (< *arhn-) (aus dem Iran. über turkota-
tar. Vermittlung russ. aršin ‚Elle‘, nhd. Arschin,
frz. 1699 archine ‚russische Elle‘; s. J. Ch. A.
Heyse, Allg. verdeutschendes u. erklärendes
Fremdwb. [Hannover, 1922 (1978)], 76; Bloch-
Wartburg, Dict. ét. de la langue franç.⁶ 34). k-
Suffixe weisen auf: aksl. lakъtь ‚Ellenbogen,
Elle‘, serbo-kroat. lâkat, tschech. loket, russ. ló-
kot’ (< urslav. *olkъt-; vgl. den nach den Kon-
sonantenstämmen flektierenden Gen. Pl. lakъtъ)
< vorurslav. *olku-t- (zum zugrundeliegenden
Mittelvokal -u- vgl. lit. alknė usw. [s. u.]; fer-
ner lat. caput ‚Haupt‘ < *kapu-t-; → houbit),
lit. uolektìs, úolektis ‚Elle‘ (alit. auch Konsonan-
tenstamm), lett. uôlekts (< *ōlekti-), èlks, èlka
‚Biegung, Winkel, Ellenbogen‘, apreuß. woltis
‚Unterarm‘, woaltis ‚Elle‘ (< *ōlk-t-), lit. al-
knė, dial. elknė ‚Ellenbogen, Biegung, Krüm-
mung‘, apreuß. alkunis ‚Ellenbogen‘ (< *alkū-
ni-), lett. èlkuon(i)s ‚Biegung, Ellenbogen‘ (<
*alkōni-) mit einzelsprachlicher und dial. Ent-
wicklung von *a > e (Stang, Vgl. Gr. d. balt.
Spr. 32); zum Nebeneinander der Suffixe -ūn-
und -ōn- vgl. gr. χελύνη ‚Schildkröte‘ neben
χελώνη (Brugmann, Grdr.² I, 1, 280). Ein Tek-
talsuffix zeigt auch gr. Hesych ἄλαξ ⋅ πῆχυς (<
*ǝl--k-?), sofern die Lesung zurecht besteht.
Das Wort für ‚Elle‘ flektiert entweder als Mask.
oder als Fem. (und nicht als Neutr.), also könnte
der Oberarm als aktiv handelnder Körperteil
verstanden worden sein.
Von der Bildeweise zu ahd. elina gehörige, aber
bedeutungsmäßig ferner stehende Wörter sind:
arm. ołn, gen. ołin, pl. ołownkՙ ‚Rückenwirbel,
Rückgrat, Rücken, Schulter‘ (< *olen), owln,
gen. owlan ‚Wirbelknochen des Rückgrats,
Nacken, Genick, Hals‘ (< *ōlen), pl. owlownkՙ
(= gr. *ὠλόν-ες) und mit Tektalsuffix arm. oł-
okՙ, pl. olokՙownkՙ, gen. olokՙancՙ ‚Schienbein‘
(< *ol-ek- mit Assimilation von *-e- > -o-);
vgl. auch Ableitungen wie nkymr. olwyn ‚Rad‘
(< *oleinā); arm. ałełn, gen. ałełan ‚Bogen‘ (<
*aln-); aksl. lanita ‚Wange‘ (< *olnita < *olnī-
tā); zur Bedeutung vgl. ahd. wanga ‚Wange‘
(s. d.) neben ae. wōh ‚krumm‘. Dazu auch russ.
dial. alьčikъ(?) ‚talus‘.
Walde-Pokorny I, 156 f.; Pokorny 307 f.; Mayrhofer,
K. et. Wb. d. Aind. I, 47. 78; Et. Wb. d. Altindoar. I,
109. 174; Bartholomae, Airan. Wb. 196. 1021; Horn,
Grundr. d. npers. Et. 5. 18; Hübschmann, Pers. Stud.
6; Boisacq, Dict. ét. gr.⁴ 1081; Frisk, Gr. et. Wb. II,
1146 f.; Curtius, Grundzüge d. gr. Et.⁵ 374 f.; Prell-
witz, Et. Wb. d. gr. Spr.² 369; K. Brugmann, Ber. ü. d.
Verhandl. d. Kgl. Sächs. Ges. d. Wiss. zu Leipzig 53
(1901), 31 ff.; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. I, 744;
II, 812; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 744; Meyer, Et.
Wb. d. alb. Spr. 233 (jedoch: Vorform *lenā ohne an-
lautenden Vokal); Lidén, Arm. Stud. 95 f. 127 ff.;
ders., Zfvgl.Spr. 40 (1905—06), 265; J. A. C. Greppin,
Bazmavep 1—4 (1983), 271; Berneker, Slav. et. Wb.
31; Trautmann, Balt.-Slav. Wb. 202; Miklosich, Et.
Wb. d. slav. Spr. 4. 221; Vasmer, Russ. et. Wb. I, 29;
II, 55; Sadnik-Aitzetmüller, Vgl. Wb. d. slav. Spr. Nr.
76; Torbiörnsson, Gemeinslav. Liq.metathese I, 68;
Fraenkel, Lit. et. Wb. 8. 1167; Mühlenbach-Endzelin,
Lett.-dt. Wb. I, 567 f.; IV, 417; Trautmann, Apreuß.
Spr.denkm. 298. 464; J. Zubatý, BB 18 (1892), 253 f.
(aber mit angenommener Vermengung von zwei ver-
schiedenen „wörterfamilien“ im Balt.); Fick II (Kelt.)⁴
52; Holder, Acelt. Spr. II, 844; Dict. of Irish U-64 f.;
Dict. of Welsh 1206; Thurneysen, Gr. of OIr. 47;
C. A. Mastrelli, in Bonfante-Festschrift 447 ff. — Eine
unhaltbare Zusammenstellung aller möglichen Wur-
zeln mit *el- gibt W. Krogmann, IF 53 (1935), 47.
Aind. arḍa- ‚langhörnig‘, ep. arāla-, Pāli aḷāra- ‚ge-
bogen‘ bleiben fern, weil es sich um Proto-Munda-
Wörter handelt (Mayrhofer, K. et. Wb. d. Aind. I, 48;
ders., Et. Wb. d. Altindoar. I, 111). Daher kann arm.
ałełn (s. o.) nicht damit verbunden werden (anders
Bugge, Beitr. z. Erläuterung d. arm. Spr. 36). Auch die
Zugehörigkeit von aind. ālavāla- n. ‚Vertiefung um
die Wurzel eines Baumes, in welche Wasser gegossen
wird‘ ist fraglich (Mayrhofer, K. et. Wb. d. Aind. I,
79 f.: wohl kaum tautologische Zusammensetzung aus
*el- ‚biegen‘ [aind. aratní-] und *u̯el- ‚winden‘ [aind.
válati ‚wendet sich‘]).
Als Ausgangspunkt für die mit ahd. elina unmit-
telbar verwandten Bildungen ist wohl ein uridg.
*l-en- [**Hl-en-], *ol-īn- [**Hol-īn-], *ōl-
n- [**Hōl-n-], -stufige Ableitungen von der
Wz. uridg. *el- [**Hel-] ‚biegen‘ (zu [**H-]
s. u.), anzunehmen, wobei *l-en-, *ōl-n- ver-
schiedene Ablautvarianten eines n-Stammes
darstellen. Wie z. B. die Vorformen *ol-tn-
[**Hol-tn-] (aind. aratní-), *olnītā (aksl. la-
nita) und — mit weniger Sicherheit *ǝl--k- (gr.
ἄλαξ?) — zeigen, konnten die n-Ableitungen mit
einem t- (oder k-?)Suffix versehen werden. Ne-
ben dem n-Stamm *l-en-/ ōl-n- findet sich im
Baltoslav. und Arm. ein k-Stamm *l-ek-/ l-k-,
der neben n-Suffixen (*ol-k-ūn/ ōn-) ebenfalls
mit t-Suffixen auftritt; vgl. *ol-k-u-t- (aksl.
lakъtь); *ōl-ek-ti- (lit. uolektìs), *ōl-k-t-
(apreuß. woltis). Die unterschiedlichen Bedeu-
tungen lassen sich unter einer Grundbedeutung
‚Biegung oder Gelenkstelle des Körpers‘ verei-
nen, sofern nicht eine bei Körperteilbezeichnun-
gen mögliche Verschiebung des Inhalts und der
Lokalisierung eingetreten ist, etwa ‚(gekrümm-
ter) Arm‘ > ‚Schulter‘ > ‚Rücken‘.
Benvenistes (Origines 104 f.) Ansatz eines Heterokliti-
kums *ra-tar/ āra-tn- als Basis des Fem. aind. *ra-
tna-(-i-) scheitert nach O. Szemerényi, Sprache 12
(1966), 199 daran, daß von einem Verbalstamm *le-
auszugehen ist, aber das Suffix -ter/ -tn- sonst unmit-
telbar an die Wz. (*l-) und nicht an erweitertes *le-
antritt. Doch überzeugt auch Szemerényis Rückfüh-
rung auf ein Partizip *ol-ont/ ol-t- nicht; denn von
einem *ol-ont- findet sich keine Spur. Überholt ist
Perssons (Stud. z. Wurzelerw. 186 f. 239 f.) Ansatz ei-
ner zweisilbigen Wz. *lek-, *lek- (so auch E. Lidén,
PBB 15 [1891], 517 f.).
Daß für die Wz. zu Recht ein anlautender La-
ryngal angesetzt wird, zeigen arm. ałełn (und gr.
ἄλαξ? mit dem zweiten α < *; anders F. Bech-
tel, Zfvgl.Spr. 44 [1911], 128 *ōlakt- : *alakt-),
da deren anlautende Folge al- im Zusammen-
hang mit den angeführten Wörtern nur auf eine
Form *ǝl- [**H₂l-] zurückgehen kann. Somit
ergibt sich ein Wurzelansatz **H₂el- ‚biegen‘.
Anders H. C. Melchert, Sprache 29 [1983], 13: eher
**H₃el-; doch weist heth. ḫaliya- ‚niederknien, nie-
derfallen‘, wenn das Verb, wie Melchert annimmt, als
‚sich biegen‘ zugehörig ist, auf **H₂- (dagegen Tisch-
ler, Heth. et. Gl. I, 130: ohne sichere Etymologie). Zur
schwundstufigen Form [**H₂-] in urgerm. *luni-
usw. s. ahd. lun, lon, luning ‚Lünse, Achsnagel‘.
Lat. lacertus, -ī m. ‚Muskeln, bes. des Oberarms,
Oberarm‘ und aisl. leggr ‚Unterbein, Knochen‘ sind
wegen ihrer andersartigen Wurzelstruktur nicht un-
mittelbar anzuschließen; s. Walde-Hofmann, a. a. O.
I, 743 f.; anders Meillet, Études sur l’étym. 287 f., der
mit lat. lacer-tus und urslav. *olkъ-t- Heteroklitika
des Typs aind. yákt, yaknáḥ ‚Leber‘ vergleicht (vgl.
bereits A. Fick, Zfvgl.Spr. 19 [1870], 80).
S. auch elinbogo.