elmAWB m. a-St.; elmoAWB m. n-St., nur in Gl.,
Hammelb. Markb., zuerst um 800 (elm),
12. Jh. (elmo): ‚Ulme, ulmus‘ 〈Var.: -e, -i; ver-
schrieben elln〉; ilm(a) f. ō-St., nur in Gl. vom
12. Jh. an: ‚dss.‘; ilmeneAWB mhd. f., nur
Gl. 3, 546, 4 (Wien 2524, 13. Jh.): ‚dss.‘; elm-
boumAWB m. a-St., nur in Gl. vom 10. Jh. an: ‚dss.‘
〈Var.: elem-, el(e)n-, el(i)-, h-〉; ilmboumAWB mhd.
st.m., nur Gl. 3, 40, 57 (Wien 12840, bair.
15. Jh.): ‚dss.‘. — Mhd. elm(e), ilm(e) st.f., elm-
boum neben ilmboum st.m., frühnhd. auch
ilm(e) 15. Jh., nhd. elm nur in ON wie Elm
und dial.: schweiz. elme, schwäb. (veraltet)
elm f. (bad. elm in ON, elsäss. elle, elme in
Flurnamen), oberhess., platt-dt. elme, meckl.
elm f., pl. elmen, nhd. dial. schwäb., oberhess.
elmbaum; nhd. ilm in ON wie Ilmendorf (vgl.
ahd. ilmahi ‚Ulmenbruch‘, s. d.), dial. schweiz.
ilm, bair. ilm(e) f. Nhd. Ulme f. gilt dagegen
als Lehnwort aus dem Lat. (s. u.). Ält. nhd.
Ulm flektiert noch als Mask.
Ahd. Wb. III, 270; Splett, Ahd. Wb. I, 180; Schütz-
eichel⁴ 101; Starck-Wells 125. 299. 652. 804. 842;
Graff I, 249; III, 118; Schade 132; Lexer I, 541. 1421;
II, 1721; Benecke I, 227. 229. 429; Diefenbach, Gl.
lat.-germ. 625 (ulmus); Dt. Wb. IV, 2, 2061; XI, 2,
755 f.; Kluge²¹ 802; Kluge²² 748; Pfeifer, Et. Wb.
1869; Fischer, Mittelalt. Pflanzenkunde 258. 287;
E. Björkman, Zfdt. Wortf. 2 (1902), 211; S. Krause,
Nd. Korresp.bl. 12 (1887), 67; ders., ebd. 13 (1890),
59 f.; Marzell, Wb. d. dt. Pflanzennamen IV, 901 ff. —
Schweiz. Id. I, 193; Ochs, Bad. Wb. I, 681; Fischer,
Schwäb. Wb. II, 697; Schmeller, Bayer. Wb.² I, 68;
Schmidt, Hist. Wb. d. els. Mda. 77; Crecelius, Ober-
hess. Wb. 336; Dähnert, Platt-Dt. Wb. 105; Wossidlo-
Teuchert, Meckl. Wb. II, 722 f.
Ob der Flußname Ilm (765—767 [Kopie von 824] Ilmi-
na, 820/821 [Kopie des 11. Jh.s] Ilma, 1322 Ilm) zu-
gehörig ist, ist fraglich (Förstemann, Adt. Namen-
buch2-3 II, 830). Im Rahmen seines „alteuropäischen“
Konzepts geht H. Krahe, Unsere ältesten Flußnamen
(Wiesbaden, 1964) 35 f. von einer idg. Wz. *el- ‚flie-
ßen, strömen‘ aus (zustimmend Reitzenstein, Lex.
bayer. ON 187) und vergleicht lett. aluots ‚Quell‘; vgl.
auch den Flußnamen lit. Alantà (zu weiteren Ver-
wandten s. A. Vanagas, Lietuvių hidronimų etimologi-
nis žodynas [Vilnius, 1981], 38).
Während ahd. elm(o), ilm(a), ilmene einheimi-
sche Bildungen darstellen, wird frühnhd. ulme
(Ende 15. Jh.) ebenso wie ae. ulm, me. ulme als
Entlehnung aus lat. ulmus ‚Ulme, Rüster‘ oder
als Umformung des einheimischen Wortes nach
dem lat. Wort betrachtet (doch s. u.).
Das in der roman. Sippe von ulmus (italien., span.,
port. olmo, afrz. olme) entwickelte o erscheint in
frühnhd. olme (16. Jh.), mndd. olm, mndl. olme (aus
afrz. olme, zuerst 11. Jh.) neben orme (aus frz. orme,
afrz. ourme, mit -r- wahrscheinlich aus der Ableitung
*urmellum mit Dissimilation aus *ulmellum; vgl. frz.
ormeau ‚junge Ulme‘; kaum Entlehnung aus dem Süd-
ostfrz., wo -l- vor -m- zu -r- wird, oder aus der Ver-
bindung l’olme mit Dissimilation, da Vokalisierung
des l zu u zu erwarten wäre), nndl. olm, sowie bei
Fischart in „Olmen- oder Rüstbaumrinden“ (1575).
In der Zusammensetzung begegnet die Form mit
anlautendem u- im 12. Jh. in spätahd. ulmboum
(Gl. 3, 263, 39 Wien 2400, Clm 2612), auch
mhd.; vgl. ae. ulmtrēow. Noch früher, und zwar
seit 800, tritt, wie man annimmt, lat. ulmus in
ON auf; z. B. Ulmet in der Pfalz, a. 800 Ulme-
zum, Olzheim bei Prünn < ulmētum ‚Ulmen-
wald‘ (anders H. Kaufmann, Genetivische Orts-
namen [Tübingen, 1961], 57: Ulmezum < *Ul-
mundsheim). Doch könnte hier auch eine Ablei-
tung von urgerm. *ulma- < *mo- fortgesetzt
sein, das in der Ablautstufe möglicherweise der
Vorform von lat. ulmus (s. u.) entspricht. Trifft
dies zu, so wäre weiterhin für das Appellativ
ahd., mhd., frühnhd., nhd., ae. ulm(-) einheimi-
scher Ursprung zu erwägen.
Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 9036; Körting,
Lat.-rom. Wb.³ Nr. 9864; Gamillscheg, Et. Wb. d. frz.
Spr.² 662; Diez, Et. Wb. d. rom. Spr.⁵ 650; G. Gröber,
Arch. f. lat. Lex. 6 (1889), 145; E. Rolland, Flore popu-
laire (Paris, 1896—1914 [1967]) 10. 81 ff.
Dem Wort mit anlautendem e-, ahd. elm(o),
entsprechen: as. elmo- in ON wie Elmenhorst,
mndd. elme; ae. elm, me. elm(e), ellem, elne,
elle (alme aus dem Anord.?), ne. elm: < urgerm.
*elma(n)- m. Da der i-Laut in ahd. ilma usw.
nicht in der Fortsetzung eines *elmō- aufge-
kommen sein kann — für einen jō-St. *elm(i)jō-
fehlen Anhaltspunkte —, ist daneben ein Kollek-
tivum *elm(i)ja- > ahd. *ilmi (s. u. zu *almija-)
zu postulieren, von dem aus *i- auch in den ō-
Stamm eingedrungen sein muß. Im Ablaut dazu
stehen die Vorformen von aisl. almr ‚Ulme‘,
poet. auch ‚Bogen, Mann‘, nisl. álmur,
nschwed., nnorw. alm < urgerm. *alma- (aus
dem Anord. ON wie ne. Almholme) neben einem
Kollektivum aisl. elmi- (im ON Elmikjarr ‚Ul-
mensumpf‘), nschwed. dial. älme, in ON wie
Älmhult < *alm(i)ja-. In ndän. elm ist der Vo-
kal entweder aus dem Kollektivum anord. elmi
bezogen oder das Wort ist aus mndd. elm ent-
lehnt (neben ndän. ulmetræ).
Wohl in der abgeleiteten Bedeutung ‚Bogen‘ erscheint
*alma- im Nordgerm. in PN wie Almgeirr, Almsteinn,
Almveig. Da eine derartige Bedeutungsentwicklung im
Hd. nicht nachweisbar ist, ist fraglich, ob die Ablaut-
stufe *alma- sich auch in den PN langobard. Almarī-
cus, Almoinus, ahd. Almisinth (Bruckner, Spr. d. Lan-
gob. 46. 114. 222; Naumann, Anord. Namenstudien
79 f.) findet.
Fick III (Germ.)⁴ 26; Holthausen, As. Wb. 15 (elm);
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 530; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. I, 656; Verdam, Mndl. handwb.
391; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 468; Vries, Ndls. et.
wb. 481; Holthausen, Ae. et. Wb. 90. 376; Bosworth-
Toller, AS Dict. 247. 1088; Suppl. 186; Suppl. II, 22;
ME Dict. E-F, 69; OED² V, 145; Thorson, Anglo-
Norse Studies 53; Vries, Anord. et. Wb.² 7; Jóhannes-
son, Isl. et. Wb. 72; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 3. 50; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 21. 1431;
Torp, Nynorsk et. ordb. 3; Hellquist, Svensk et. ordb.³
13.
Urgerm. *elma(n)- < vorurgerm. *elmo(n)-,
*alma- < vorurgerm. *olmo- und womöglich
*ulma- < vorurgerm. *mo- stellen sich zu lat.
ulmus ‚Ulme, Rüster‘ (seit Cato) < *mo- oder
*olmo-; mir. lem, gen. lim, nir. leamh m., gall.
Lemo-, Limo-, z. B. Limnum ‚Poitiers‘ (J. Ven-
dryes, MSLP 13 [1905—06], 388), wenn <
*mo- (denkbar auch *limo- mit schwundstufi-
ger Wz. zu *lei̯mo-; s. u.). Da die zugrundelie-
gende Wz. ‚rot, braun‘ bedeutet, ist die Ulme
wie die Erle (→ elira) nach der Farbe des frisch
geschlagenen rötlichbraunen Holzes benannt;
vgl. das Benennungsmotiv von ahd. rust (s. d.).
Die Baumbezeichnung ist auf das germ.-ital.
und möglicherweise auch kelt. Sprachgebiet be-
schränkt (vgl. Krahe, Sprache u. Vorzeit 80).
Aus mhd. ilme stammt aruss. ilemъ, russ. ílem, gen.
il’ma, poln. ilm, ilem, auch ilma usw. (jedoch C. C.
Uhlenbeck, Arch. f. slav. Phil. 15 [1893], 487: aus ahd.
elm-). Trotz der außerordentlichen Verbreitung in
russ. ON wie Ilemno, Ilemna, Ilemka und Flußnamen
wie Ielemka ist kaum ein einheimisches Wort anzuneh-
men.
Eine abweichende Vorform zeigen nkymr. llwyf(en)
‚Ulme‘, nir. ON Liamhain (zu *līamh) < *lei̯mo-,
weshalb dieses Wort eher zu *lei̯- ‚biegen‘ gehört.
Auch mir. lem usw. (s. o.), wenn < *limo-, stellt sich
möglicherweise hierher (Pokorny 309).
Ob aind. aruṇá- ‚rötlich, rotbraun‘, aruṣá- ‚rötlich,
hellrot, glänzend, feuerfarben‘ < *aru- zugehörig
sind (wozu nach H. Hirt, IF 1 [1892], 483 ferner aind.
áraṇya- n. ‚Wildnis, Öde, Dschungel‘; dagegen zu
Recht Uhlenbeck, K. et. Wb. d. aind. Spr. 12, weil zu
*al- [**H₂el-] ‚anders, fremd‘), bleibt fraglich; auch
eine Anknüpfung an rudhirá- ‚rot, blutig‘ wäre denk-
bar, wobei neben der Wz. *r-eu̯-dh- [**H₁r-eu̯-dh-]
eine Wurzelform *er-u- [**H₁er-u-] angenommen
werden müßte (s. Mayrhofer, K. et. Wb. d. Aind. I,
46 f.; ders., Et. Wb. d. Altindoar. I, 107 f. 113). Über
vermeintliches ligur. Lemu- in ON s. Kretschmer,
Zfvgl.Spr. 38 (1905), 117 (nicht ligur., sondern zu gall.
Lemo-). Fern bleibt air. ailm ‚Kiefer, Tanne‘ (Ven-
dryes, Lex. ét. de l’irl. anc. A-34). Abzulehnen ist
A.Jurets (Rev. hitt. 6 [1944—45], 31) Verbindung eines
vermeintlichen heth. āra- ‚Wald‘ mit aind. áraṇya-
(dazu s. o.) und lat. arbōs ‚Baum‘, zumal das heth.
Wort nicht existiert (Kammenhuber, Thesaurus I,
194 ff.) (zu lat. arbōs < *ardh- s. Walde-Hofmann,
a. a. O. I, 62).
Das Nebeneinander der sicher fortgesetzten Ab-
lautstufen *elmo(n)- (germ.) und *olmo- (germ.,
möglicherweise ital.) deutet auf ein Nebeneinan-
der eines e-stufigen Adj. und eines o-stufigen
Subst.; vgl. gr. θερμός, arm. ǰerm ‚warm‘,
thrak.-phryg. germo- (in ON z. B. Γέρμη) <
*gu̯hermo- neben aind. gharmá-, apreuß. gorme
‚Hitze‘ < *gu̯hormo- (Frisk, Gr. et. Wb. I, 665;
E. Hamp, Zfvgl.Spr. 96 [1982—83], 171 Anm. 1
betrachtet das *-e- in *gu̯hermo- dagegen als
Analogie). Sofern daneben nur für das Germ.
eine Ablautstufe *mo- anzunehmen ist, könnte
diese aus einem n-stämmigen vorurgerm. *elm-
on-, *m-n- hervorgegangen sein, wobei zu
*m-n- über *m-on- sekundär ein o-Stamm
rückgebildet werden konnte (s. Lühr, Expressi-
vität 212). Hatte die Ablautstufe *mo- eine
weitere Verbreitung (auch ital., kelt.; s. o.), so
ist auf Fälle wie aind. druma- m. ‚Baum, Pflan-
ze‘, gr. Kollektivum δρυμά n. pl. ‚Gehölz,
Wald‘, δρῡμός m. sg. ‚dss.‘ (mit -ῡ- aus δρῦς
‚Baum‘, besonders ‚Eiche‘), urslav. *drъmъ
(russ. drom) ‚Dickicht‘ < uridg. *dru-mo- zu
verweisen, Bildungen, die die schwundstufige
Wurzelform vor dem m-Suffix zeigen (Mayrho-
fer, Et. Wb. d. Altindoar. I, 759; Krahe-Meid,
Germ. Sprachwiss. III § 104, 1).
Walde-Pokorny I, 152; Pokorny 303; Fick I (Idg.)⁴
357 (doch alle dt. Formen möglicherweise aus dem
Lat.); Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. II, 812; Ernout-
Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 744; Vaniček, Et. Wb. d. lat.
Spr. 20 f.; Berneker, Slav. et. Wb. I, 424 f.; Miklosich,
Et. Wb. d. slav. Spr. 95; Vasmer, Russ. et. Wb. I, 478;
Fick II (Kelt.)⁴ 57. 242 (aber nkymr. llwyf[en] < *lei̯-
mā < *lei̯pmā zu lit. líepa, russ., poln. lipa ‚Linde‘;
gegen diesen Anschluß: J. Vendryes, MSLP 19 [1914],
199 ff.; Pedersen, Vgl. Gr. d. kelt. Spr. I, 175); Holder,
Acelt. Spr. II, 226 f.; Hessens Ir. Lex. II, 1, 62; Dict. of
Irish A-127; L-95; Wh. Stokes, BB 9 (1885), 90 (doch
nkymr. llwyf[en] < *lēma < *elema wie nkymr. llaw
< *alamā, vgl. gr. παλάμη, lat. palma ‚Hand‘); R. Ha-
berl, Zfcelt. Ph. 8 [1912], 86 f. (gegen Holders, a. a. O.
II, 175 verfehlten Ansatz lemo- ‚Stimme‘); H. Peder-
sen, Zfvgl.Spr. 38 (1905), 313 f.; L. Sütterlin, IF 25
(1909), 60 (jedoch *eleimo- neben *elmo- mit
Schwund von *-i-); F. A. Wood, GR 1 [1926], 309 f.
Zum Nebeneinander von Mask. und Fem. bei Baum-
bezeichnungen s. A. Meillet, MSLP 14 (1906—08),
478 f.
Wenig überzeugend ist F. R. Prevedins (Lang. 5
[1929], 151) wegen Zusammenstellungen wie apreuß.
smorde ‚Faulbaum, Rhamnus frangulla‘, lit. smirdti
‚stinken, einen ekeligen Geruch verbreiten‘, nhd.
Stinkblume vorgenommene Verbindung von ahd. el-
m(o), ablautend aisl. almr usw. mit aisl. ilmr ‚Wohlge-
ruch‘, da der Geruch kein für Ulmen typisches Merk-
mal ist (s. Marzell, a. a. O.). Auch die poetische Be-
zeichnung von Walküren und Asinnen mit aisl. ilmr
(Egilsson-Jónsson, Lexicon poeticum² 319) gibt keinen
Anlaß zu der Verknüpfung mit aisl. almr ‚Ulme,
Mann‘ (anders F. Holthausen, Zfvgl.Spr. 73 [1956],
95); denn aller Wahrscheinlichkeit nach ist das Wort
ilmr ‚Duft‘ zur Bezeichnung von Frauen verwendet.