enko m. n-St., nur in Gl.: ‚Bauer, Ochsen-
hirt, agricultura (zur Bedeutung ‚Bauer‘ von
agricultura vgl. Mlat. Wb. I, 411; oder ist die
Übersetzung Gl. 2, 329, 34 [acharmanne ł ein-
cho ‚agricultura‘] mit acharmanne von einer
Lesart bzw. Verlesung agricultore ausgegan-
gen?), bootes‘ 〈Var.: eincho〉. — Mhd. enke
‚Vieh-, Ackerknecht, Gestirn des Bootes‘, nhd.
dial. enke: schwäb. veraltet enk(e) ‚Knecht‘,
bair. enke ‚Knecht beim Vieh und auf dem Ak-
ker‘, rhein. enk ‚jüngster Pferde- oder Stall-
knecht, dem das Eggen obliegt‘, hess. enke
‚unter dem Großknecht stehender Vieh- oder
Ackerknecht‘, thür. enke ‚Knecht‘, auch ‚jüng-
ster Dienstknecht‘, obersächs. enke ‚Knecht‘,
besonders ‚Pferdeknecht‘, westfäl. enk(e)
‚zweiter Knecht‘, nndd. enke ‚Kleinknecht‘.
Daneben begegnet das Wort in ON, z. B. En-
kenbach (Kreis Kaiserslautern) < 1190 Enkin-
bach und als Familienname Enke.
Ahd. Wb. III, 295 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 182; Starck-
Wells 126. 804; Schade 135; Lexer I, 559 f.; Benecke I,
434; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 79 (bootes); Dt. Wb.
III, 483 f.; Köbler, Lat. germanist. Lex. 48. — Schmel-
ler, Bayer. Wb.² I, 112; Fischer, Schwäb. Wb. II, 722;
Müller, Rhein. Wb. II, 133 f.; Crecelius, Oberhess.
Wb. I, 342; Vilmar, Id. von Kurhessen 92 f.; Hertel,
Thür. Spr.schatz 89; Müller-Fraureuth, Wb. d. ober-
sächs. Mdaa. I, 294; Woeste, Wb. d. westf. Mda. 67;
Schambach, Wb. d. ndd. Mda. 56; Bach, Dt. Namen-
kunde II § 356; M. Gottschald-R. Schützeichel, Deut-
sche Namenkunde: Unsere Familiennamen⁵ (Berlin-
New York, 1982), 172.
Ahd. enko entspricht mndd. enke (Lasch-
Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 546).
Das Wort entzieht sich einer sicheren Deutung.
Die von Kluge, Nom. Stammbildung³ § 150
Anm. erwogene Verwandtschaft mit aisl. ekkja
‚Witwe‘, nisl. ekkill ‚Witwer‘ (< urgerm. *aina-
k-jōn- bzw. *aina-k-la-) ist fraglich, da die Be-
deutungsentwicklung nicht nachvollzogen wer-
den kann. Unsicher ist auch W. L. v. Heltens,
PBB 19 (1894), 407 Zuordnung von enko zu ei-
nem awestfries. *ink(e) n. ‚Ackergerät‘ (Richt-
hofen, Afries. Wb. 850. 1164 inka). Sicher abzu-
lehnen ist Lexers, a. a. O. etymologische Gleich-
setzung mit einer zu lat. ancilla ‚Dienerin‘ gehö-
rigen Lautform. Denn dieses Wort geht zusam-
men mit lat. anculus ‚Diener‘ auf uridg. *ambhi-
ku̯olo- (gr. ἀμφίπολος) ‚der sich um einen her-
umbewegt‘ zurück (H. Osthoff, BB 15 [1890],
315) und kann mit ahd. enko so nicht urver-
wandt sein. Theoretisch könnte zwar lat. ancu-
lus mit Suffixwechsel -il ins Dt. übernommen
worden und dann, um Zusammenfall mit ahd.
enkil ‚Fußknöchel‘ zu vermeiden, das u. a. als
Nomen agentis fungierende Suffix -il durch das
ebenfalls Nomina agentes bildende Suffix -o er-
setzt worden sein. Doch ist lat. anculus nur ein-
mal als Glosse (Festus-Paulus 19) bezeugt. Man
wird daher zweifeln müssen, ob das Wort im
Spätlat. lebendig war. Will man den Anschluß
an das lat. Wort dennoch beibehalten, so bleibt
keine andere Möglichkeit als anzunehmen, daß
ein aus dem Fem. lat. ancilla entlehntes *en-
kil(l)a im Ahd. vorhanden war und daneben als
Neubildung ein Mask. *enkil existierte, dessen
Suffix -il durch das Nomina agentes bildende
Suffix -o ersetzt wurde.
Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. I, 45 f.