enti²AWB adv., nur Otfrid V, 8, 55: ‚einst‘. —
Mhd. end, ent konj. ‚ehe, bevor‘, nhd. dial.
bair. end adv. ‚eher‘, kärnt. eant adj., adv.,
konj. ‚vorher, früher, bevor‘.
Ahd. Wb. III, 307; Splett, Ahd. Wb. I, 184; Lexer I,
549; Benecke I, 430; Schmeller, Bayer. Wb.² I, 100;
Lexer, Kärnt. Wb. 85.
Ahd. enti entspricht as. endi- in Heliand endi-
hwethar (Cottonianus endihueđar, Monacensis
oderuueder) (eftha) ‚entweder (oder)‘, got. an-
diz- nur Lukas 16, 13 in andiz-uh (aiþþau) ‚ent-
weder (oder)‘, wobei die Bedeutung ‚entweder
(oder)‘ über ‚zu einer anderen Zeit (oder)‘ aus
‚früher (oder)‘ hervorgegangen ist; vgl. aisl. end-
ra-, endrar-, endri-nær ‚zu anderer Zeit, an-
derswie‘, endr annan veg en endr ‚bald so — bald
so‘, endr ok sinnum ‚von Zeit zu Zeit, dann und
wann‘. Zu der als Adv. verwendeten Lautung ur-
germ. *anđi/ a ‚gegenüber, vor‘ (< uridg. *an-
tí/ á [**H₂antí/ á]; → ant-, inti) wurde ein
Komparativ *anđjaz ‚früher‘ gebildet; zur Bil-
dung vgl. got. airiz ‚eher, früher‘ < *airjaz (→
êr).
Auf einer anderen Vorform beruhen die Adver-
bien ae. end ‚früher, eher‘, aisl. endr ‚damals,
früher, vorher, wieder‘ (Präfix ‚wieder, zurück‘;
z. B. aisl. endrborinn ‚wiedergeboren‘, endrlifna
‚wieder zum Leben erwachen‘), nisl. endur,
nnorw. ender: < *anđiz. Aus dem Anord.
stammt me. ender, enders ‚früher‘, ne. (veraltet)
ender (endurs, endir) ‚früher‘ (in enderday, en-
dernight). Was die Bedeutungen ‚wieder, zu-
rück‘ von aisl. endr angeht, so lassen sich diese
nicht ohne weiteres aus Bedeutungen wie ‚da-
mals, früher, vorher‘ herleiten. Da aisl. enn in
der Bedeutung ‚noch einmal‘ zu aisl. endr
stimmt, formal jedoch mit aisl. enn ‚und, aber‘
< *anþi identisch ist, hat wahrscheinlich eine
Bedeutungsentwicklung von ‚dagegen‘ zu ‚zu-
rück, wieder, ferner, noch‘ stattgefunden, und
die Bedeutungen ‚wieder, zurück‘ sind auf endr
übergegangen (vgl. G. Schmidt, Germ. Adv.
317 f.).
Fick III (Germ.)⁴ 13; Holthausen, Ae. et. Wb. 90;
Bosworth-Toller, AS Dict. 250; ME Dict. E—F, 124 f.;
OED² V, 228; Vries, Anord. et. Wb.² 112 ff.; Jóhan-
nesson, Isl. et. Wb. 30; Holthausen, Vgl. Wb. d.
Awestnord. 50; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog I,
333; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 193; Torp, Ny-
norsk et. ordb. 89; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 50; Leh-
mann, Gothic Et. Dict. A-176.
Schmidt, a. a. O. 317 setzt für ahd. enti und got. an-
diz- einen Kompar. *anđiz voraus, wobei im Ahd.
auslautendes -i wie in anti, enti ‚und‘ bewahrt sei (→
inti). Im Got. finden sich aber neben Adverbien auf
-is auch solche auf -s nach langer Silbe (þanaseiþs
‚noch weiter‘), wo -i- lautgesetzlich geschwunden ist.
Während man bei hauhis ‚höher‘ annehmen kann, daß
das superlativische Adj. hauhista den Schwund von -i-
nach langer Silbe verhindert hat, ist diese Erklärung
bei framis ‚weiter‘, haldis ‚mehr‘ nicht möglich, da sich
daneben keine Adjektive finden. Man hat so wohl
auch für got. -is von einem Komparativsuffix *-jaz
auszugehen, das nach langer Silbe eigtl. *-eis ergeben
hätte, aber wie im Falle von got. airis ‚eher, früher‘ (→
êr) analogisch dem -is von framis angeglichen wurde
(vgl. Kieckers, Handb. d. vgl. got. Gr. 168); s. R. Lühr,
Mü. Stud. z. Spr.wiss. 38 (1979), 151 Anm. 98.
Die in den Handbüchern übliche Deutung von as. en-
dihweđar als ēn-dihweđar und Gleichsetzung mit ahd.
ein(h)wedar, mhd., frühnhd. ein(t)weder (Holthausen,
As. Wb. 15; Sehrt, Wb. z. Hel.² 100; Berr, Et. Gl. to
Hel. 95; Kluge²¹ 168; Kluge²² 181; Pfeifer, Et. Wb.
364) ist abzulehnen, da der Bestandteil -di- im As. bei
dieser Auffassung keine Erklärung findet. Ein *ein-
thi(h)wedar, wie es Pfeifer, a. a. O. postuliert, ist im
Ahd. jedenfalls nicht bezeugt; → eina r. wed