enti²
Volume II, Column 1083
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enti²AWB adv., nur Otfrid V, 8, 55: einst.
Mhd. end, ent konj. ehe, bevor, nhd. dial.
bair. end adv. eher, kärnt. eant adj., adv.,
konj. vorher, früher, bevor.

Ahd. Wb. III, 307; Splett, Ahd. Wb. I, 184; Lexer I,
549; Benecke I, 430; Schmeller, Bayer. Wb.² I, 100;
Lexer, Kärnt. Wb. 85.

Ahd. enti entspricht as. endi- in Heliand endi-
hwethar (Cottonianus endihueđar, Monacensis
oderuueder) (eftha) entweder (oder), got. an-
diz- nur Lukas 16, 13 in andiz-uh (aiþþau) ent-
weder (oder)
, wobei die Bedeutung entweder
(oder)
über zu einer anderen Zeit (oder) aus
früher (oder) hervorgegangen ist; vgl. aisl. end-
ra-, endrar-, endri-nær zu anderer Zeit, an-
derswie
, endr annan veg en endr bald so bald
so
, endr ok sinnum von Zeit zu Zeit, dann und
wann
. Zu der als Adv. verwendeten Lautung ur-
germ. *anđi/ a gegenüber, vor (< uridg. *an-
tí/ á [**Hantí/ á]; ant-, inti) wurde ein
Komparativ *anđjaz früher gebildet; zur Bil-
dung vgl. got. airiz eher, früher < *airjaz (
êr).

Auf einer anderen Vorform beruhen die Adver-
bien ae. end früher, eher, aisl. endr damals,
früher, vorher, wieder
(Präfix wieder, zurück;
z. B. aisl. endrborinn wiedergeboren, endrlifna
wieder zum Leben erwachen), nisl. endur,
nnorw. ender: < *anđiz. Aus dem Anord.
stammt me. ender, enders früher, ne. (veraltet)
ender (endurs, endir) früher (in enderday, en-
dernight). Was die Bedeutungen wieder, zu-
rück
von aisl. endr angeht, so lassen sich diese
nicht ohne weiteres aus Bedeutungen wie da-
mals, früher, vorher
herleiten. Da aisl. enn in
der Bedeutung noch einmal zu aisl. endr
stimmt, formal jedoch mit aisl. enn und, aber
< *anþi identisch ist, hat wahrscheinlich eine
Bedeutungsentwicklung von dagegen zu zu-
rück, wieder, ferner, noch
stattgefunden, und
die Bedeutungen wieder, zurück sind auf endr
übergegangen (vgl. G. Schmidt, Germ. Adv.
317 f.).

Fick III (Germ.)⁴ 13; Holthausen, Ae. et. Wb. 90;
Bosworth-Toller, AS Dict. 250; ME Dict. EF, 124 f.;
OED² V, 228; Vries, Anord. et. Wb.² 112 ff.; Jóhan-
nesson, Isl. et. Wb. 30; Holthausen, Vgl. Wb. d.
Awestnord. 50; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog I,
333; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 193; Torp, Ny-
norsk et. ordb. 89; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 50; Leh-
mann, Gothic Et. Dict. A-176.

Schmidt, a. a. O. 317 setzt für ahd. enti und got. an-
diz- einen Kompar. *anđiz voraus, wobei im Ahd.
auslautendes -i wie in anti, enti und bewahrt sei (
inti). Im Got. finden sich aber neben Adverbien auf
-is auch solche auf -s nach langer Silbe (þanaseiþs
noch weiter), wo -i- lautgesetzlich geschwunden ist.
Während man bei hauhis höher annehmen kann, daß
das superlativische Adj. hauhista den Schwund von -i-
nach langer Silbe verhindert hat, ist diese Erklärung
bei framis weiter, haldis mehr nicht möglich, da sich
daneben keine Adjektive finden. Man hat so wohl
auch für got. -is von einem Komparativsuffix *-jaz
auszugehen, das nach langer Silbe eigtl. *-eis ergeben
hätte, aber wie im Falle von got. airis eher, früher (
êr) analogisch dem -is von framis angeglichen wurde
(vgl. Kieckers, Handb. d. vgl. got. Gr. 168); s. R. Lühr,
Mü. Stud. z. Spr.wiss. 38 (1979), 151 Anm. 98.

Die in den Handbüchern übliche Deutung von as. en-
dihweđar als ēn-dihweđar und Gleichsetzung mit ahd.
ein(h)wedar, mhd., frühnhd. ein(t)weder (Holthausen,
As. Wb. 15; Sehrt, Wb. z. Hel.² 100; Berr, Et. Gl. to
Hel. 95; Kluge²¹ 168; Kluge²² 181; Pfeifer, Et. Wb.
364) ist abzulehnen, da der Bestandteil -di- im As. bei
dieser Auffassung keine Erklärung findet. Ein *ein-
thi(h)wedar, wie es Pfeifer, a. a. O. postuliert, ist im
Ahd. jedenfalls nicht bezeugt; einwedar.

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