erpf
Band II, Spalte 1148
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erpfAWB adj., nur Gl. 3, 3, 35 (8. Jh.): dunkel-
braun, schwärzlich, fuscus
. Das Adj. kommt
weder mhd. noch nhd. vor, hat aber Entspre-
chungen in ae. earp, eorp dss. und aisl. jarpr
braun; auch in germ. PN wie as. Erp(o), ahd.
Erpf(o), aisl. Erpr (wohl aus dem Wgerm. ent-
lehnt) und in ON, die auf den PN zurückge-
hen, wie dt. Erfurt (8. Jh. Erpesford) usw. Hier-
her gehört auch das norddt. (ursprl. ndd.)
Wort Erpel Enterich (mndd. erpel [selten];
mndl. erpel), das wohl als eine Koseform zum
PN Erpo zu fassen ist (wegen des braunen Ge-
fieders der männl. Wildenten?).

Aus diesen Formen ergibt sich eine germ. Form
*erpa-, die auf idg. *erbo- zurückgehen könnte.
Da aber neben aisl. jarpr auch ein Subst. jarpi
Haselhuhn (nach der dunkelrötlichen Farbe
benannt; vgl. nnorw., ndän. hjerpe, nschwed.
[h]järpe) vorkommt, wird auch vermutet, daß
der erste Teil von nhd. Rebhuhn, germ. *rea-
( rebahuon), zum selben Farbadj. gehört, was
den Ansatz einer idg. zweisilbigen Basis
*ereb(h)- (*erbh- : *rebh -) erfordert. Das -p- in
germ. *erpa- neben dem -- in *rea- ließe sich
entweder auf n-Gemination (< idg. *erbh-no-
> *erppo-; vgl. Lühr, Expressivität 191 ff.) oder
auf Wurzelvariation (*erb- neben *erbh-) zu-
rückführen.

Ahd. Wb. III, 429; Splett, Ahd. Wb. I, 1215; Starck-
Wells 133 (805 ist zu streichen); Schade 150; Graff I,
473; Schönfeld, Wb. d. agerm. PN 30; Förstemann,
Adt. Namenbuch2-3 I, 485 ff.; II, 1, 202. 831; Erg.bd.
(H. Kaufmann) 109 f.; Dt. Wb. III, 937 (Erpel); VIII,
334 f. (Rebhuhn); Kluge²¹ 173 (Erpel). 588 (Reb-
huhn); Kluge²² 187 (Erpel). 586 (Rebhuhn); Pfeifer,
Et. Wb. 374 (Erpel). 1385 (Rebhuhn); Suolahti, Dt.
Vogelnamen 255 ff. Fick III (Germ.)⁴ 332; Holthau-
sen, As. Wb. 16; Wadstein, Kl. as. Spr.denkm. 69, 3.
159 (Erpgerd); Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1,
602; Verdam, Mndl. handwb. 168; Holthausen, Ae. et.
Wb. 86. 93; Bosworth-Toller, AS Dict. 255; Vries,
Anord. et. Wb.² 105 (Erpr). 291; Jóhannesson, Isl. et.
Wb. 69; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 145;
Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 410 f.; Hellquist,
Svensk et. ordb.³ 427.

Außergerm. Beziehungen sind höchst unsicher.
Im Slav. und Balt. begegnen mehrere Wörter,
die semantische und lautliche Ähnlichkeiten mit
den germ. Wörtern, aber auch auffällige, lautge-
setzlich nicht zu erklärende Abweichungen auf-
weisen.

Germ. *erpa- am nächsten verwandt scheint lett.
ibe Feldhuhn, mea ibe Haselhuhn, aber
wegen der lett. dial. Formen ierube, irube wollen
Mühlenbach-Endzelin (Lett.-Dt. Wb. I, 708) i-
be auf *rierube mit Intensivreduplikation zu-
rückführen und mit lett. rubenis Birkhuhn ver-
knüpfen (ähnlich Fraenkel, Lit. et. Wb. 193 f.,
der auch lit. jerub, íerb, ìrb usw. Haselhuhn
so deutet, ein Wort, das gewöhnlich als slav.
Lehnwort bezeichnet worden ist). Obgleich
diese Erklärung sehr unwahrscheinlich ist, zeigt
sie doch die Schwächen der herkömmlichen Re-
konstruktion. Könnte es sich bei den Formen
mit -u- zwischen r und b um eine Kontamina-
tion aus *erb(h)- (= ahd. erpf usw.) und
*r(e)ub(h)- (in lett. rubenis, viell. aisl. rjúpa
Schneehuhn) handeln?

Die slav. Wörter sind noch problematischer: er-
stens hat die Wz. durchgehend Nasalierung, wie
in russ. rjabój bunt, scheckig, rjábka Hasel-
huhn
, rjabína Vogelbeerbaum, Sorbus usw.
(< *rb-; vgl. Vaillant, Gr. comp. des langues sla-
ves I § 66); zweitens kommt in den meisten slav.
Sprachen ein ungeklärter zweisilbiger Stamm
vor: *rb- (der natürlich nicht, wie man oft in
den Handbüchern liest, die volle Form der
idg. zweisilbigen Basis sein kann; so etwas gibt
es nicht), z. B. mbulg. jerbь, russ. ksl. jarjabь,
jerjabь, serbo-kroat. jȁrêb Rebhuhn, slovak.
jarab Haselhuhn, jarab rostbraun, poln. jar-
zbek (älter und dial. jarzb) Haselhuhn, poln.
jarzbaty getupft, gesprenkelt usw. Wieder
sucht Fraenkel, a. a. O. in diesen Formen alte In-
tensivreduplikation, eine Erklärung, die aber
mit Recht von V. Machek, Lingua Posnaniensis
3 (1951), 106 Anm. abgelehnt wird. Es scheint
fast, als ob auch im Slav. eine Kontamination
verschiedener Formen eingetreten ist (*erb[h]-
wie in lett. ibe + *re[m]b[h]- wie in russ. rjábka,
ahd. rebahuon?).

Ebenfalls sehr zweifelhaft ist der Vergleich mit
gr. ὀρφνός dunkelfarbig, dunkelrot, ὄρφνη
Finsternis, der zuerst von Persson, Stud. z.
Wurzelerw. (1891) 218 f. (vgl. auch 221 f. 238)
vorgeschlagen, auch von Noreen, Urg. Lautlehre
89, Hirt, Idg. Ablaut Nr. 571, Osthoff, Et. Par-
erga I, 78 u. a. vertreten wurde und in mehreren
Wörterbüchern noch begegnet (manchmal zu-
sammen mit anderen Möglichkeiten; vgl. z. B.
Boisacq, Dict. ét. gr.⁴ 719; Pokorny 334; Frisk,
Gr. et. Wb. 431 f.). Denn andere wollen diese gr.
Wörter mit gr. ἔρεβος Dunkel der Unterwelt;
aind. rájas- n. Dunst, Nebel, Staub; got. riqis
Finsternis usw., viell. auch toch. A arkant-, B
erkent- schwarz, A orkäm Finsternis, B orka-
mo dunkel, finster verknüpfen und auf eine
idg. Wz. *reg- : *erg- : *org- zurückführen
(vgl. Pokorny 857).

Zupitza, Germ. Gutturale 18; R. Much, Zfdt. Wortf. 2
(1902), 285; H. Petersson, IF 24 (1909), 273. Wal-
de-Pokorny I, 146; Pokorny 334; Frisk, Gr. et. Wb.
II, 431 f.; Chantraine, Dict. ét. gr. 829 f.; Walde-Hof-
mann, Lat. et. Wb. II, 439 (s. v. rōbus); Berneker,
Slav. et. Wb. I, 274; Trautmann, Balt.-Slav. Wb.
104 f.; Vasmer, Russ. et. Wb. II, 560 f.; Sławski, Słow-
nik et. jzyka polskiego I, 506 ff.; E. Fraenkel,
Zfslav.Ph. 13 (1936), 231; ders., Studi Baltici 4 (1934
35), 108 f.; A. Meillet-A. Vaillant, Rev. des ét. slaves 13
(1933), 101 f. (verfehlt); Windekens, Le tokharien
§ 271.

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