esil
Band II, Spalte 1155
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esilAWB m. a-St. Esel, asinus, onager Var.: ei-
(12. Jh.), æ- (13./14. Jh.); -sill, -sel. Mhd.
esel st.m.; nhd. Esel.

Ahd. Wb. III, 438; Splett, Ahd. Wb. I, 191; Schütz-
eichel⁴ 104; Starck-Wells 134. 805; Graff I, 486 f.;
Schade 154; Lexer I, 708 f.; Benecke I, 447; Diefen-
bach, Gl. lat.-germ. 54 (asinus). 396 (onager); Dt. Wb.
III, 1143 ff.; Kluge²¹ 175; Kluge²² 188; Pfeifer, Et.
Wb. 377. Palander, Ahd. Tiernamen 97 ff.

Germ. Entsprechungen sind: as. esil (vgl. Wad-
stein, Kl. as. Spr.denkm. 108, 15. 180), mndd.,
mndl. ēsel, nndl. ezel; nostfries. äsel, esel,
nwestfries. ezel; ae. eosol, esol (zum Suffixvokal
-o- s. Sievers-Brunner, Ae. Gr.³ § 141 Anm. 3;
zum Velarumlaut ebd. § 110 Anm. 2), fehlt dem
Me. und Ne., s. u. (ne. easel Staffelei ist ein ndl.
Lehnwort); got. asilus.

Holthausen, As. Wb. 17; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 618; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I,
747; Verdam, Mndl. handwb. 169; Franck, Et. wb. d.
ndl. taal² 161; Vries, Ndls. et. wb. 164; Doornkaat
Koolman, Wb. d. ostfries. Spr. I, 66; Dijkstra, Friesch
Wb. I, 332; Holthausen, Ae. et. Wb. 93; Bosworth-
Toller, AS Dict. 256. 258; Suppl. 194; Oxf. Dict. of
Engl. Et. 298; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 59 f.; Leh-
mann, Gothic Et. Dict. A-208.

Es unterliegt keinem Zweifel, daß diese germ.
Wörter aus dem Lat. entlehnt sind; umstritten
ist jedoch, ob aus lat. asinus mit einem Wandel
von n > l in unbetonter Silbe nach i (Kluge,
Urgerm.³ 68; oder in Anlehnung an ahd. fasal,
frühmhd. fesil fruchtbar[!] nach J. Brüch,
Kretschmer-Festschrift [1926] 12) oder aus dem
lat. Diminutivum asellus, indem unbetontes lat.
e zu germ. i und -ill- zu -il- wurde (W. Luft,
ZfdA. 41 [1897], 241 f.; E. Schwentner, PBB 44
[1920], 497; Jellinek, Gesch. d. got. Spr. 184).

Gegen die erste Herleitung ist einzuwenden,
daß Kluges Lautgesetz fraglich ist, weil die
meisten dafür erbrachten Beispiele anders zu er-
klären sind (s. bes. E. Schwentner, a. a. O.; ders.,
PBB 48 [192324], 302 ff.; Brüchs Erklärung ist
noch unwahrscheinlicher), während die Annah-
me einer lautlichen Entwicklung germ. *asil- <
lat. *asell- durch mehrere Parallelen bestätigt
wird: z. B. ahd. flegil Flegel < lat. flagellum;
ahd. skuzzil Schüssel < lat. scutella. Der
Haupteinwand gegen diese Herleitung, nämlich
daß die Wörter für Esel in den roman. Spra-
chen alle auf lat. asinus und nicht auf asellus be-
ruhen (z. B. afrz. asne, nfrz. âne, span. asno,
italien. asino), ist nicht stichhaltig, was schon
W. Luft, a. a. O. dargelegt hat. Denn das germ.
Wort muß schon früh, also aus dem Mittellat.,
entlehnt worden sein (vgl. got. asilus), und im
Mittellat. sind sowohl asinus als auch asellus be-
legt (vgl. Mittellat. Wb. I, 1028 f.). Daß das von
den Germanen entlehnte Wort später in der Ro-
mania ausstarb, ist für das Germanische ohne
Belang. Entlehnung aus asellus ist also wahr-
scheinlich.

Spätere Entlehnungen sind ae. assa, me. asse, as,
ne. ass aus dem Kelt. (air. asan m. f., kymr. asyn
m., asen f., korn. asen, bret. azen < lat. asinus);
aisl. (spät bezeugt) asni, aschwed. āsne,
nschwed. åsna, ndän. asen aus afrz. asne (s. o.).

Holthausen, Ae. et. Wb. 7; Bosworth-Toller 55;
Suppl. 52; OED² I, 698; Oxf. Dict. of Engl. Et. 55;
Vries, Anord. et. Wb.² 16; Jóhannesson, Isl. et. Wb.
942 f.; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 7; Falk-
Torp, Norw.-dän. et. Wb. 34; Hellquist, Svensk et.
ordb.³ 1425 f. Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. A-93.

Aus dem Germ. (Got.?) entlehnt ist aksl. osьlъ
(russ. osël, poln. osioł usw.), aus dem Slav.
apreuß. asilis, lit. ãsilas (lett. ēzelis ist eine späte-
re Entlehnung aus dem Mndd.).

Kiparsky, Gemeinslav. Lehnw. aus d. Germ. 208; Sad-
nik-Aitzetmüller, Handwb. z. d. aksl. Texten 78. 278
(Nr. 611); J. Otrbski, Sprache 12 (1966), 50; Fraen-
kel, Lit. et. Wb. 18; Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt.
Wb. 578.

Lat. asinus ist ein nichtidg. Wort wohl kleinasia-
tischen Ursprungs (mit sumer. anu Esel ver-
wandt?); aus derselben Quelle wahrscheinlich
auch gr. ὄνος Esel und arm. ē, gen. ioy
dss.(?), doch dazu s. u. Weiteres bei Walde-
Hofmann, Lat. et. Wb. I, 72 f.; Ernout-Meillet,
Dict. ét. lat.⁴ 51; Frisk, Gr. et. Wb. II, 397 f.;
Chantraine, Dict. ét. gr. 804 f.; Schrader, Real-
lex. d. idg. Alt.² I, 270 ff.

Arm. ē, ioy Esel leitet H. Pedersen, Zfvgl.Spr. 38
(1905), 205 (ders., ebd. 39 [1906], 404) von idg.
*eo- [**(H)eo-] (mit Wandel von * > * im
Inlaut?; G. Klingenschmitt mündlich) her (zustim-
mend A. Pârvulescu, Word 44 [1993], 74 f.: die Bedeu-
tungsentwicklung habe Parallelen in anderen Spra-
chen, die ursprl. Bedeutung sei equides Arbeitstier
(dagegen J. A. C. Greppin, Annual of Armenian lingui-
stics 5 [Cleveland, OH, 1984], 92 ff.).

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