essi
Band II, Spalte 1162
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essiAWB n. ja-St., nur in Gl. vom 9. Jh. an: As,
Eins im Würfel- und Kartenspiel, unio (vel ca-
nis)
(vgl. Georges, Ausführl. lat.-dt. Handwb.
I, 959: der unglücklichste Wurf, wenn jeder
der vier Würfel die Zahl I zeigt, der Hunds-
wurf
) Var.: -e. Mhd. esse n. Auge im Wür-
felspiel
, ält. nhd. esz, Äß Eins auf dem Wür-
fel
(bis ins 18. Jh. bezeugt). Ahd. essi ist eine
Entlehnung aus lat. assis (z. B. bei Plinius), ei-
ner Nebenform von lat. as das Ganze als Ein-
heit, As als Münzeinheit, ursprl. Pfund Kup-
fer
. Lat. as (< *ass), assis m. (i-St.), das mit
lat. assis, -is m. Diele, Brett, Bohle identisch
ist, bezeichnet ein viereckiges Metallplätt-
chen
(zu lat. asser Latte, Balken) und ist so
nach der alten Form der Münze benannt. Es
handelte sich ursprl. um eine Münzeinheit ei-
nes Duodezimalsystems, das aus zwölf Teilen
(uncia) bestand. Im Lat. entwickelte sich die
Bedeutung über Münze zu (fast) wertlose
Münze
und weiterhin zu niedrigste Zahl auf
Würfeln; Eins im Kartenspiel
. Demgegenüber
ist nhd. As n. Daus, Spielkarte mit höchstem
Wert, die ihr Farbsymbol nur einmal aufweist

im 18. Jh. aus gleichbedeutendem frz. as (seit
dem 12. Jh.), das wahrscheinlich den Akk. as-
sem von lat. as fortsetzt (italien. asso, prov.,
span. as, port. az), entlehnt (ebenso me. as,
aas, engl. ace < frz. as).

Ahd. Wb. III, 441; Splett, Ahd. Wb. I, 191; Starck-
Wells 134. 805; Graff I, 481; Schade 154; Lexer I,
711; Benecke I, 448. 578; Diefenbach, Gl. lat.-germ.
627 (unio); Dt. Wb. III, 1158; Kluge²¹ 33; Kluge²²
42; Pfeifer, Et. Wb. 80 f.; Köbler, Lat.-germanist. Lex.
34. Wartburg, Frz. et. Wb. I, 151. 160 f.; Diez, Et.
Wb. d. rom. Spr.⁵ 29. 505; Meyer-Lübke, Rom. et.
Wb.³ Nr. 732; Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 916; Ga-
millscheg, Et. Wb. d. frz. Spr.² 54. Walde-Hofmann,
Lat. et. Wb. I, 71. 74; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.
50; Thes. ling. lat. II, 744 ff.; Mittellat. Wb. I, 1012.

Ebenso wie ahd. essi kann mndd. es Auge, Eins
auf dem Würfel
(esken kleinstes Goldge-
wicht
), nndd. esch, es As im Kartenspiel,
meckl. es As, kleinste Einheit des Edelmetallge-
wichtes
eine Entlehnung aus lat. assis sein, oder
die Wörter stammen aus dem Mhd. Dagegen
beruhen mndd. ās, mndl. aes n. As, Daus,
nndl. aas, nostfries. as, ās (auch asken, eschen) wie
nhd. As auf frz. as, während aisl. áss m. Eins im
Würfel- oder Kartenspiel, As
, nisl. ás, aschwed.
as aus mndd. ās und nschwed. äss, nnorw. ess,
ndän. es aus nndd. es entlehnt sein mögen.

Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 616. 619;
Mensing, Schleswig-holst. Wb. I, 1063; Wossidlo-Teu-
chert, Meckl. Wb. II, 761; Verdam, Mndl. handwb.
21; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 7; Vries, Ndls. et. wb.
6; Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries. Spr. I, 64 ff.
(doch verfehlt zu lat. as); ME Dict. A-B, 410; Oxf.
Dict. of Engl. Et. 8; OED² I, 95; Vries, Anord. et.
Wb.² 16; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 943; Holthausen,
Vgl. Wb. des Awestnord. 7; Falk-Torp, Norw.-dän. et.
Wb. 197; Torp, Nynorsk et. ordb. 91; Hellquist,
Svensk et. ordb.³ 1448; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske
sprog I, 77.

Die gelegentlich in den Handbüchern vertretene Auf-
fassung, daß die ā-haltigen Wörter im Mndl. und A-
nord. über ein afrz. dial. ais < lat. assis entlehnt seien,
trifft nicht zu, da frz., aprov. ais (italien. asse) Brett
und nicht Münze bedeuten. Während sich assis in
Italien gehalten hat, ist in Frankreich die schon im
Lat. sehr häufige Nebenform axis (seit Livius durch
Vermischung mit axis Achse) durchgedrungen ( eh-
siling
).

S. auch essa².

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