ewit
Band II, Spalte 1183
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ewitAWB m. a-St.(?), nur Tatian und Gl. 2, 21, 32
(Wien Cod. 969, 10. Jh., rheinfrk.): akk. pl.
euuida (zu inl. d für t im Rheinfrk. s. Braune,
Ahd. Gr.¹⁴ § 163): Schafherde, caulae; ouwitiAWB
n. ja-St., nur in zwei bair. Gl.-Hss. (Gl.
1, 647, 18 Clm 19440, 10./11. Jh., Clm 18140,
11. Jh.): dss. Var.: ouv-, ovu-.

Ahd. Wb. III, 469; Splett, Ahd. Wb. I, 692; Schütz-
eichel⁴ 105; Starck-Wells 456; Graff I, 505; Palander,
Ahd. Tiernamen 125 f.

Zu ahd. ewit, ouwiti stellen sich ae. ēow(o)de n.
(später ēowd f.) Schafherde < *awiđja- und
got. aweþi n. Schafherde (nom. akk. sg. aweþi,
gen. sg. aweþjis), alles als Kollektiva fungieren-
de Ableitungen von dem zu urgerm. *awī,
*awjōz Schaf ( ou) gehörigen Stamm *awi-
( ewist); zum Suffix *-iđja- vgl. Wilmanns,
Dt. Gr. II § 264 f.; Krahe-Meid III § 120, 4; Klu-
ge, Nom. Stammbildung³ § 70 und Kollektiva
wie die Ortsnamen andd. Ekthi Eichenwald,
Snewithi mit vielem Schnee, Bergithi, Wulfithi
(I. Petters, Germania 12 [1867], 469 f.). Ist die
Form *awiđja- der alleinige Ausgangspunkt für
die ahd. Wörter, so ist ewit wohl unter dem
Einfluß des gleichbedeutenden und viel öfter be-
legten Wortes ewist (s. d.) mask. geworden (die
Ahd. Wb. III, 459 angesetzte Form ewida st.f.
ist unwahrscheinlich, denn es handelt sich hier
nicht um ein Abstraktum). Demgegenüber setzt
die Lautung ouwiti den ja-Stamm (mit Verall-
gemeinerung von ungeminiertem -t-) fort, wobei
die Lautform der Basis ouwi (belegt ist auui)
eingeführt sein dürfte (zur Verallgemeinerung
von ouw- < *awj- s. Schatz, Ahd. Gr. § 290).

Holthausen, Ae. et. Wb. 93; Bosworth-Toller, AS
Dict. 257; Suppl. 193; Suppl. II, 22; Feist, Vgl. Wb. d.
got. Spr. 70; Lehmann, Gothic Et. Dict. A-239; Streit-
berg, Urg. Gr. § 73.

Da ē in dem got. Wort sich nicht mit dem
Stammauslaut von urgerm. *awja- vereinen
läßt, vertrat O. Bremer, PBB 11 (1885), 32 die
vielfach übernommene Auffassung, daß got.
aweþi (mit Umkehrschreibung wie in ize für
izei) für *aweiþi steht; denn altes ē ging in ī
über; vgl. lekeis Arzt neben leikeis. Doch führt
auch ein Ansatz *awīþi (Kluge, Nom. Stamm-
bildung³ § 70; Krahe-Meid, Germ. Sprachwiss.
III § 120, 4) zu keiner überzeugenden morpholo-
gischen Analyse. Um got. aweþi mit den west-
germ. Wörtern vereinen zu können, deutet
A. Bammesberger, Mü. Stud. z. Spr.wiss. 34
(1976), 6 -e- als Schreibung für etymologisch zu
erwartendes -i- wie in aggele ( engil), usdrebi
usw. (vgl. Grienberger, Unters. z. got. Wortkun-
de 39). In der Vorform *awiþi sei weiterhin
nach R. Thurneysens, IF 8 (1898), 211 Gesetz
*þ aus *đ hervorgegangen; vgl. ae. frēod Liebe,
Freundschaft
mit got. frijaþwa ἀγάπη < *fri-
jađwō. Da aber das got. aweþi stets (dreimal)
mit e geschrieben ist, dürfte mit der e-Schrei-
bung tatsächlich langes ē gemeint sein. Von der
Bildeweise her vergleichen sich lat. vinētum
Weinberg, Weingarten, fruticētum Gebüsch
und mit Suffixablaut ahd. heimôti Heimat
(s. d.) (W. van Helten, PBB 20 [1895], 506 f.).

Walde-Pokorny I, 167; Pokorny 784; Walde-Hof-
mann, Lat. et. Wb. II, 229 (got. aweþi < *oēto-).
Setzt die e-Schreibung in got. aweþi tatsächlich altes
*ē fort, ist die Bildeweise nicht mit der von arm. awdi,
awdvoy Schaf, lit. avt (weibliches) Lamm, Schäf-
chen
unmittelbar vergleichbar, obwohl das lit. und
arm. Wort ebenso ein Dentalsuffix aufweist (anders
Lehmann, a. a. O. nach Lidén, Arm. Stud. 24: got.
aweþi, arm. awdi < kollektivischem *oēto-). Im
Lit. liegt die geläufige Diminutivbildung mit Suffix
-īt()ē- vor (Endzelin, Comp. Phon. and Morph. of Bal-
tic § 165) und im Falle des Arm. ist die Annahme eines
Lautwandels von *-t- zu inlautendem -d- hinter u un-
haltbar (zum Wandel von inlautendem *-t- > tՙ hinter
* s. Klingenschmitt, Altarm. Verbum 99 f.).

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