fasôn
Band III, Spalte 82
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fasôn sw. v. II, nur bei Notker, Ps.gl. und in
Gl. (2, 670, 51 [11. Jh., bair.]; Thoma, Ahd. Gl.
z. A. Test. 26, 31): nachspüren, suchen, inse-
qui, quaerere, vestigare
Var.: u-. Mhd. vas-
sen sw. v. quaerere, investigare (? nur Lexer,
Mhd. Taschenwb.³⁷, ohne Quellenangabe).
Das Wort ist in der nhd. Schriftsprache nicht
belegt, hat aber Entsprechungen in den
schwäb. und schweiz. Mdaa.: schwäb. fasen
sw. v. suchen, ernten (auch einfasnen einern-
ten
); schweiz. fasen sw. v. zusammenlesen,
-raffen, -suchen
.

Ahd. Wb. III, 645; Splett, Ahd. Wb. I, 213; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 249; Schützeichel⁵ 130; Starck-Wells
142; Schützeichel, Glossenwortschatz III, 75; Graff
III, 705; Schade 170; Raven, Schw. Verben d. Ahd. II,
38; Sehrt, Notker-Gl. 50. Schweiz. Id. I, 1058; Fi-
scher, Schwäb. Wb. II, 962. 604 (einfasnen).

Das Verb, das keine Entsprechungen in den an-
deren germ. Sprachen hat, ist wohl von faso Fa-
ser, Faden
(s. d.) abgeleitet und bedeutete
ursprl. etwa zerfasern (Pokorny) oder viell.
eher (Fasern, Wolle) zupfen; vgl. bair. faseln
zupfen (Schmeller, Bayer. Wb.² I, 763). Zur
Bed. vgl. nfrz. éplucher ausklauben, zupfen,
aber auch sorgfältig untersuchen (< vulg.lat.
*piluccare ursprl. die Haare ausrupfen; vgl.
Gamillscheg, Et. Wb. d. frz. Spr.² 384); ähnl.
nndl. pluizen.

Nach E. Seebold, Rosenfeld-Festschrift 497 geht so-
wohl faso als auch fasôn auf eine s-Erweiterung der
idg. Wz. *pe(ǝ)- [**pe(H)-] erforschen (=
*pe[ǝ]- [**pe(H)-] reinigen, sieben; Pokorny 827;
LIV² 480) zurück, aber er räumt ein, daß seine Erklä-
rung der Bildung etwas kompliziert ist. Auch setzen
die schwäb. und schweiz. Verben eher eine Grundbed.
rupfen, pflücken als reinigen, sieben voraus. Zwar
kommt im Bair. ein Verb fäseln vor, das nach Schmel-
ler, a. a. O. I, 763 (Getreidekörner) fähen, durch
ein kleines Sieb schlagen bedeutet, aber es ist unklar,
ob für dieses isolierte Wort eine ursprl. Bed. Getreide
im Wind reinigen
(Seebold; in dem Fall würde man
wohl *fese[l]n erwarten; fesa) oder ausklauben,
auslesen
anzunehmen ist.

Das nhd. Verb faseln (erst seit dem 17. Jh. belegt) wirr
reden, Sinnloses reden
ist kaum unmittelbar mit ahd.
fasôn zu verknüpfen, gehört aber wohl auch zu ahd.
faso im Sinne von etwas Leichtes, Substanzloses wie
Fäserchen oder Flaum(flocken) äußern
(vgl. mndd.
vāse Torheit, Unsinn, dummes Zeug [Lasch-Borch-
ling, Mndd. Handwb I, 1, 662: ganz vereinzelt];
nnorw. fjas dss.; rhein. fasel Unsinn, Geschwätz).
Zur Bed. vgl. auch aisl. hégómi m. Geschwätz, eitles
Gerede
, eigentl. wohl ein Gaumen voll Flaum. Etwas
anders L. Hermodsson, Studia neoph. 37 (1965),
112 ff.

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