feddh
Band III, Spalte 98
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feddh m. a-St. (einmal *feddcho m. n-
St.), Isid., Murb. H., Notker, Rhfrk. Ps.
(akk.pl. uetechon), in Gl. seit Ende des 8. Jh.s:
Flügel, ala, ascella, penna Var.: u-, v-;
-thdh-, -ddh-, -hth-, -td-, -d(d)-, -t(t)-; -ahh-,
-ach, -ahc, -ac, -ech-, -ich (12.-13. Jh.).
Mhd. vetach, -ech, -ich, vitech, -ich, vettach
st.m.n., vetache, -eche, viteche sw. f.m. dss.,
nhd. Fittich m.

Ahd. Wb. III, 674 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 217; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 251; Schützeichel⁵ 131; Starck-Wells
149. 808; Schützeichel, Glossenwortschatz III, 83 f.;
Seebold, ChWdW8 124; Graff III, 449; Schade 173;
Lexer III, 331; Benecke III, 288; Diefenbach, Gl. lat.-
germ. 19 (ala); Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 29 (ala). 56
(ascella). 492 (pinna); Dt. Wb. III, 1693 f.; Kluge²¹
200; Kluge²⁴ 296; Pfeifer, Et. Wb.² 348. Braune,
Ahd. Gr.¹⁵ § 167 Anm. 10. 188; Lühr, Expressivität
258.

Dieses nur im Hochdeutschen belegte Wort
(mndd. vitteke ist wohl aus dem Hochdt. über-
nommen; vgl. Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 736) ist zweifellos mit ahd. fedar-
cha, -h und fedara (s. d.) verwandt, aber die
Stammbildung ist ungeklärt. Die ältesten For-
men mit -thdh-, -ddh- usw. setzen vorahd.
*-þþ- voraus, das dann regelmäßig zu -tt- wur-
de (vgl. Braune, Ahd. Gr.¹⁵ § 167 Anm. 10). Die
Entstehung der sehr seltenen germ. Geminate
-þþ- gilt als unerklärt: eine germ. n-Gemination
von þ gab es nicht (vgl. Lühr, a. a. O. 194 f.
258), und in diesem Wort ist die westgerm. Kon-
sonantengemination ausgeschlossen. Das Wort
hat dasselbe germ. *-ka-Suffix wie federcha,
-ch (s. d. und Krahe-Meid, Germ. Sprachwiss.
III § 153, 1), aber die Länge des vorangehenden
Vokals ist unsicher; bei Notker wenigstens
scheint er lang zu sein (er schreibt mehrmals â).
Zur späteren Schwächung zu -ich vgl. Wil-
manns, Dt. Gr. I § 305.

Will man nicht eine ansonsten beispiellose Kür-
zung von *feþrh annehmen, scheinen nur die
folgenden Erklärungen möglich:

1) Aus dem idg. Heteroklitikum *pet-r- : *pet-
n- sind im Urgerm. mit germ. *-ka-/ -kō-Suffix
*feþr-a/ēka/ō (ahd. federh, -cha) und *fett-a/
ēka entstanden. Im Vor- oder Frühahd. hat es
zeitweilig zwei Synonyme *feþrh und *fetth
gegeben. Unter dem Einfluß von *feþra und *fe-
þrh sind die abweichenden t-Laute von *fetth
durch die normalen þ-Laute ersetzt worden.
*feþ-þh wurde dann für eine Variante von
*feþ-rh gehalten. Eine ähnliche Angleichung
einer historisch richtigen Form an verwandte
Formen mit anderen, aber auch historisch rich-
tigen
Konsonanten zeigt z. B. das aisl. Wort für
fünf: lautgesetzlich sollte es *féf sein, aber un-
ter dem Einfluß von fimte der fünfte und fim-
tán fünfzehn ist es zu fim(m) geworden (vgl.
Gutenbrunner, Hist. Laut- und Formenlehre des
Aisl. § 127; Noreen, Aisl. Gr.⁴ § 298, 2).

2) Nach Lühr, a. a. O. 258 könnte -þþ- aus
*þ- (das durch Metathese aus *-þχ- entstand)
assimiliert sein. Diese Erklärung setzt aber zu-
erst ein bei Nomina seltenes idg. *-k-Suffix (vgl.
Krahe-Meid, Germ. Sprachwiss. III § 144) voraus.
3) Möglicherweise ist die Geminate in ahd. fed-
dh aber auch expressiver Natur (vgl. z. B. ae.
loppe Floh < urgerm. *lupp-an/ōn); s. Pfeifer,
a. a. O.

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