flisteren
Volume III, Column 395
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flisterenAWB sw. v. I, nur Gl. 1, 224, 25 (K, Ra):
liebkosen, fovere. Trotz Kluge²¹ 210 und
Pfeifer, Et. Wb.² 361 ist das Wort nicht von
mndd. vlisteren flüstern, nhd. flüstern (älter
flistern) und nndl. fluistern dss. zu trennen;
auch frühnhd. (1482) flinstern (mit expressiver
Nasalierung?) liebkosen, blandiri gehört zu
dieser Sippe (vgl. Weigand, Dt. Wb.⁵ I, 564;
Splett, Abrogans-Studien 323). Der ahd. Beleg,
der in der Glossengruppe palpat, fovit, blandi-
tur : irfoalod, flistirit, flehot steht, hat hier
wohl die Bed. liebkosend schmeicheln (vgl.
Corp. Gl. Lat. VI, 465 f.: fouet: amplectitur,
blanditur), wie frühnhd. flinstern (s. o.); auch
die mndd. Belege haben oft die Nebenbed. der
Schmeichelei oder Ohrenblaserei (vgl. Lasch-
Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 748; Lübben-
Walther, Mndd. Handwb. 485). Das Wort ist
im Mhd. nicht belegt; nhd. flüstern (flistern) ist
wohl wie nndl. fluisteren aus dem Ndd. ent-
lehnt.

Ahd. Wb. III, 985; Splett, Ahd. Wb. I, 247; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 302; Starck-Wells 165; Schützeichel,
Glossenwortschatz III, 216; Seebold, ChWdW8 131;
Graff III, 777; Schade 206; Dt. Wb. III, 1802. 1804.
1854; Kluge²¹ 210; Kluge²⁴ 306; Pfeifer, Et. Wb.²
361. Franck, Et. Wb. d. ndl. taal² 167; Suppl. 49 f.;
Vries, Ndls. et. wb. 172.

Diese Wörter sind wohl lautmalenden Ur-
sprungs und gehören zu einer größeren Gruppe
von Wörtern, die auf fl- anlauten und auf -ern
auslauten (nhd. flittern [ flitarazzen], flattern,
flackern usw.; vgl. Wilmanns, Dt. Gr. II § 73)
mit einer lautsymbolischen Grundbed. (vgl.
A. Liberman, GL 30 [1990], 81 ff., bes. 85) etwa
unstete Bewegungen in der Luft machen; bei
der Sippe von ahd. flisteren spezifisch jmdm.
(Zärtlichkeiten oder Schmeicheleien) in die Oh-
ren blasen
. Das heimliche Flüstern wurde als
eine Art Liebkosen betrachtet; vgl. mhd. rûnen
unde liepkosen sach man sie dicke
(Ottachers
Reimchronik; Lexer I, 1912). Bei solchen laut-
malenden oder lautsymbolischen Wörtern ist
idg. Herkunft oft nicht zu erweisen.

Wohl abzulehnen ist H. D. Meritts Versuch (Some of
the hardest Glosses in Old English [Stanford, CA,
1968], 59 f.), ahd. flisteren mit ae. flustrian, das nur
einmal als Glosse zu plectere vorkommt (plectentis: flu-
striende windende), zu verknüpfen. Daß plectere (trotz
des Kontexts und der zweiten Glosse windende) im
Sinne von amplecti, -ere umarmen aber mit einer
sonst nicht belegten negativen Bed. heuchlerisch
schmeicheln
verstanden worden wäre, ist sehr un-
wahrscheinlich. Ae. flustrian gehört eher, wie bei
Holthausen, Ae. et. Wb. 110, zur selben Wz. wie ae.
*fleohtan flechten, obgleich die Bildung nicht ganz
klar ist (< *fluχstrōn, zu einem Subst. *fluχstro- das
Flechten
?).

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