fristôn
Volume III, Column 577
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fristôn sw. v. II, nur Gl. 4, 6, 51 (9. Jh.) dam-
nat: fristot scadot nidrit. Ein Verb, das lat.
damnāre übersetzt, ist auf keine Weise mit der
Sippe von frist¹ Zeit(raum), (günstige) Gele-
genheit
und fristen aufschieben, jmdm. eine
Frist geben
(s. d. d.) zu verknüpfen; die Defini-
tion im Ahd. Wb. 1271 jmdn. vor Gericht
bringen, jmds. Verurteilung betreiben(?)
ist
nicht zu rechtfertigen und wird durch die Zss.
anafristôn verleumden (s. u.) widerlegt. Ahd.
fristôn = *firristôn mit Vereinfachung des
Doppelkonsonanten und Verlust des unbeton-
ten Vokals wie in *frachan (s. d. und fir-).
Das Verb ist eine denominative Bildung zu
frist² (< *firrist), einer Ableitung mit t-Suffix
zu einem nicht belegten Verb *firrîsan ( rî-
san
). Da girîsan sich ziemen, passend sein, ge-
bühren, gefallen
(lat. decere, dignam esse, pla-
cere usw.), girist Würdigkeit, dignitas, giri-
stîg
, -lîh würdig, angemessen, passend, di-
gnus, congruus
bedeuten (s. d. d.), sind für die
fir-Zss. folgende Bedeutungen zu vermuten:

*firrîsan ungeziemend, unpassend, unwürdig
sein, mißfallen
; frist² Unwürdigkeit, unwürdi-
ges Benehmen, Niederträchtigkeit, Unehrlich-
keit (indignitas)
. Hierher gehört wohl auch frist
in der Bed. Vorwand, Vergeben, obtentus,
praetextus
(eine unaufrichtige Behauptung) in
Gl. 1, 752, 59; 2, 105, 13. 228, 39 (im Ahd. Wb.
III, 1269); s. frist¹.

fristôn jmdn. niederträchtig behandeln >
jmdm. Unrecht tun, Schaden zufügen (zur
Bed. von lat. damnare: scadôn, nidarôn s. o. und
vgl. Niermeyer, Med. Lat. lex.² I, 394.

Ahd. Wb. III, 1274; Splett, Ahd. Wb. I, 265; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 331; Starck-Wells 179; Graff III, 838.

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