furben
Volume III, Column 654
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furbenAWB sw. v. I, in Gl., Mons. Frg., Tatian,
Notker, Ps.gl.: reinigen, säubern, putzen,
glätten, polieren, expurgare, levare, mundare,
purgare, tergere, (Bäume u. Weinstöcke) be-
schneiden, putare, (Brachland neu) pflügen,
novare, wiederherstellen, herrichten, curare,
verzeihen, expiare
Var.: u-; -iur- (12. Jh.);
-p-. Mhd. vürben, vurben reinigen, säu-
bern, putzen, fegen
, nhd. nur noch mdartl.
(obd.) erhalten: schweiz. fürben kehren, fe-
gen, weißen (beim Gipsen)
(Schweiz. Id. I,
991), schwäb. fürben dss. (Fischer, Schwäb.
Wb. II, 1838), vorarlb. fürben kehren (Jutz,
Vorarlberg. Wb. I, 1026), bair. furben, fürben
fegen, kehren (Schmeller, Bayer. Wb.² I,
751), kärnt. fürb’n säubern, reinigen (Lexer,
Kärnt. Wb. 105), tirol. fürben dss. (Schatz,
Wb. d. tirol. Mdaa. I, 196), steir. fürben, fürb-
nen fegen, putzen, scheuern, reinigen (Un-
ger-Khull, Steir. Wortschatz 259).

Das Wort ist aufs Dt. beschränkt und hat nur
im As. eine Entsprechung: *furvian reinigen,
glätten
(part.prät. gifvrvid casta Gl. 2, 578, 21;
gifuriuidemo levato Gl. 2, 717, 38; vgl. Wad-
stein, Kl. as. Spr.denkm. 92, 26. 113, 3. 243). Aus
dem Germ. entlehnt sind afrz. forbir, furbir,
nfrz. fourbir putzen, glätten, italien. forbire;
aus dem Frz. (Stamm f[o]urbisse-) me. furbishen,
ne. furbish polieren, auffrischen.

Ahd. Wb. III, 1370 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 275; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 341; Schützeichel⁵ 144; Starck-Wells
185; Schützeichel, Glossenwortschatz III, 347; Graff
III, 680; Schade 233; Raven, Schw. Verben d. Ahd. I,
51; Lexer III, 590; Benecke III, 446; Götz, Lat.-ahd.-
nhd. Wb. 164 f. (curare). 242 (expiare). 244 (expur-
gare). 372 (levare²). 418 (mundare). 433 (novare). 541
(purgare). 542 (putare²). 660 (terere); Dt. Wb. IV, 1,
1, 662 ff.; Holthausen, As. Wb. 24. Meyer-Lübke,
Rom. et. Wb.³ Nr. 3592; Wartburg, Frz. et. Wb. XV,
2, 188 ff.; ME Dict. E-F, 943; OED² VI, 275; Oxf.
Dict. of Engl. Et. 382.

Gewöhnlich wird ahd. furben zu gr. πρέπω falle
in die Augen, erscheine, steche hervor, zeichne
mich aus
; arm. erewim werde sichtbar, er-
scheine
, erewak Gestalt, Bild, Zeichen; air.
richt Form, Gestalt gestellt und auf eine idg.
Wz. *prep- in die Augen fallen, Erscheinung,
Gestalt
zurückgeführt (Walde-Pokorny II, 89;
Pokorny 845; LIV² 492). Diese zuerst von
F. Holthausen, Zfvgl. Spr. 28 (1887), 284 vorge-
schlagene Etymologie (die von Frisk, Gr. et.
Wb. II, 591 als ganz unsicher bezeichnet
wird) ist lautlich möglich (germ. *fur- < *pp-),
aber die nur in der dt. Sprache stattgefundene
Bed.entwicklung ist etwas problematisch; nach
H. Osthoff, IF 8 (1898), 43 f. (und ihm folgend
Walde-Pokorny und Pokorny) war die Bed.
ursprl. in die Augen fallend machen, ein Anse-
hen geben
. Obgleich genaue Parallelen fehlen,
ist eine derartige Entwicklung nicht unmöglich:
daß Begriffe wie in die Augen fallen, erschei-
nen
mit solchen wie hell, klar verbunden wer-
den können, zeigt u. a. aind. citrá- augenfällig,
herrlich, hell
, als Subst. n. Erscheinung; daß
hell, klar und rein, lauter nahe verwandte Be-
griffe sind, beweist u. a. ae. scīr klar, glänzend,
rein
, afries. skīria reinigen, läutern. Für diese
Etymologie spricht weiter mhd. vürbe, das so-
wohl Reinigung als auch Sternschnuppe
(glänzende Erscheinung?) bedeutet (vgl. Lexer
III, 590).

Nicht besser Zipper, Et. Gl. to OHG Tatian 64: zu
ahd. prûsten (eigtl. mhd., ursprl. wohl mndd.; prû-
sten) prusten(?), brutire, aind. pruóti spritzt aus,
lit. praũsti das Gesicht waschen, von der idg. Wz.
*per(ǝ)- : *prē- : *pre- sprühen, spritzen, prusten,
schnauben
(Pokorny 809); bloß eine sehr fragliche
Wurzeletymologie (wenn sich all diese meist lautma-
lenden Wörter tatsächlich auf eine uridg. Wz. zurück-
führen lassen).

Boisacq, Dict. ét. gr.⁴ 810; Chantraine, Dict. ét. gr.
935 f.; Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. R-29.

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