gîseliz
Volume IV, Column 388
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gîselizAWB mhd. st. m., in Gl. 4,215,13 (2
Hss., 12. Jh.): Brei, Mus; glicerium -i-
neben liter. mhd. gîselitze st. f., gîsliz st. m.
Speise aus Hafer, älteres nhd. geislitz f.
eine Speise (mit Diphthongierung des
Langvokals). Das Wort ist aus dem Slaw.
entlehnt, aufgrund der unmittelbaren Nach-
barschaft zum deutschsprachigen Raum am
ehesten aus tschech. kyselice Fruchtsuppe.
Im Nhd. ist das Wort dialektal fortgesetzt:
schwäb. geislitz f. eine Speise, Brei, bair.
geislitz Hafermus, geislitze eine geringe
Speise
, kärnt. geisliz, geislaz Haferbrei,
schles. geislutz Haferbrei, Sauersuppe, sie-
benbürg.-sächs. geislitz Krautsuppe.

Ahd. Wb. 4, 293; Splett, Ahd. Wb. 1, 1217; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 438; Schützeichel⁶ 135; Starck-Wells
219; Schützeichel, Glossenwortschatz 3, 469; Graff 4,
267; Lexer 1, 1023; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 290
(glicerium); Dt. Wb. 7, 2622 f. Fischer, Schwäb. Wb.
3, 230; Schmeller, Bayer. Wb.² 1, 952; Lexer, Kärnt.
Wb. 112; Schöpf, Tirol. Id. 183; Siebenbürg.-sächs.
Wb. 3, 107. F. Krauß, ZMF 12 (1936), 142.

Das Wort ist im Slaw. weit verbreitet, und
zwar hauptsächlich dialektal. Es bezeichnet
vorwiegend breiartige, dickflüssige Speisen,
aber auch Getränke, die säuerlich schmek-
ken: Neben tschech. kyselice serbo-kroat.
kȉselica und aslowak. kyselica saure Kartof-
fel- oder Grützsuppe
, slowen. kíselica Mi-
neralwasser, säuerlicher Wein
, poln. dial.
kisielica saure Brühe, russ. dial. kíselíca
Kohlsuppe, Sauerampfer, rote Johannisbee-
ren, Sauerkraut
, ukrain. dial. kiselicja Sup-
pe aus Roggenmehl
, bulg. kiselica, maked.
kiselica Sauerampfer, säuerlicher Wein.

Aus dem Slaw. wurde das Wort ins Balt. ent-
lehnt: lit. kisilius Haferbrei, säuerlicher
Mehlbrei
, lett. ĩselis aus gleichbedeuten-
dem ukrain. kysel’ Brei aus gesäuertem Ha-
fermehl
(Brückner 1877: 93 und Anm. 99).

Das gemeinslaw. Subst. *kyselica ist mit
dem Suffix -ica- (< *-iko- mit progressiver
Palatalisierung nach vorderem Vokal i;
Bräuer 196169: 1, § 111) von gemeinslaw.
*kysel- sauer abgeleitet.

Berneker, Slav. et. Wb. 1, 678; Trubaev, Et. slov.
slav. jaz. 13, 269 f.; Fraenkel, Lit. et. Wb. 259; Karu-
lis, Latv. et. vārd. 1, 477; Mühlenbach-Endzelin,
Lett.-dt. Wb. 2, 389.

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