gôz
Band IV, Spalte 565
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gôz m. oder n. a- oder i-St., nur in zwei
Gl. aus dem 12. und 13. Jh.: gegossene
Schale, Opferschale; fusile, simpuvium

Var.: c-. Wahrscheinlich ist das Verbal-
nomen (s. u.) aus dem As. entlehnt, da der
Wurzelvokal nicht diphthongiert ist. Der ver-
schobene auslautende Konsonant zeigt be-
reits eine Assimilierung an das ahd. Sprach-
system.

Die gleiche verbale Basis ist für den Dat.Pl.
goton canalibus in Gl. 4,200,32 (Trier, Hs.
61, 1. Drittel des 11. Jh.s) auszumachen,
doch handelt es sich hier wohl um ein ande-
res Wort, und zwar um eine flektierte Form
von nur in dieser Gl. belegtem as. *gōta
sw. f. Gosse, Wasserrinne, das aber in
mndd. gōte f. Gosse fortgesetzt ist. Dem-
entsprechend ist der Gl.-Beleg auch nicht un-
ter dem Lemma gôz (so Schützeichel, Glos-
senwortschatz 4, 18) einzuordnen. Mhd.
gôz st. m. Guß, Regenguß, st. n. gegosse-
nes Gefäß, Metallguß, Kalkguß
, nhd. nur
mdartl.: schwäb. goß gestandene Masse
(von ausgegossener Milch, Schmalz o. Ä.),
Gefäß für Schmalz
, vorarlb. goss n. Schütt-
kasten für Getreide oder Obst, Retortenaus-
gußrohr in der Schnapsbrennerei
, tirol. goss
n. gegossenes und erstarrtes Stück Schmalz,
Unschlitt
, steir. goß m. aus dem Model ge-
stürzte, erstarrte Schmalz- oder Wachs-
masse
, luxem. goss m. Guß, Gußeisen,
auch Bezeichnung für verschiedene gußei-
serne Gegenstände, dt.-lothr. goß m. und n.
Guß, Gußeisen.

Ahd. Wb. 4, 384; Splett, Ahd. Wb. 1, 307; Köbler, Wb. d.
ahd. Spr. 487; Schützeichel⁶ 138; Starck-Wells 236;
Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 18; Bergmann-
Stricker, Katalog Nr. 877; Graff 4, 285; Lexer 1, 1063;
3, Nachtr. 217; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 85 (canalis).
283 (fusile). 612 (simpuvium); Dt. Wb. 8, 983 f. Fi-
scher, Schwäb. Wb. 3, 754; Jutz, Vorarlberg. Wb. 1,
1220; Schöpf, Tirol. Id. 245; Schatz, Wb. d. tirol. Mdaa.
245; Unger-Khull, Steir. Wortschatz 300; Follmann,
Wb. d. dt.-lothr. Mdaa. 211; Luxemb. Wb. 2, 69. Fick
3 (Germ.)⁴ 136.

Ahd. gôz für zu erwartendes *guoz < urgerm.
*ata/i- ist eine urspr. o-stufige Ableitung
vom st. v. ahd. giozan, as. giotan, got. giutan
gießen < urgerm. *ete/a- (< vorurgerm.
*héde/o-; vgl. ahd. liozan losen : lôz Los,
Schicksal
). Die Ablautstufe stimmt so mit der
des Präteritalstamms überein. Von einer
Vddhiableitung ist kaum auszugehen, da eine
entsprechende Ableitungsbasis fehlt und auch
die Bedeutung von gôz dagegen spricht. Eben-
so ist eine postverbale Bildung vom sw. v.
gôzôn durchseihen, durchgießen auszu-
schließen, da das Verb erst später belegt ist
(s. d.).

S. giozan, gzo.

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