galt
Volume IV, Column 34
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galtAWB adj., nur in Gl. 2,656,45 (akk.sg. f.;
11. Jh., bair.) gialta: sterilem: unfruchtbar,
(noch) nicht trächtig (von Kühen); sterilis
.
Es liegt wohl Verschreibung für *galta vor.
Mhd. galt, nhd. gelt, galt keine Milch ge-
bend, unfruchtbar
.

Ahd. Wb. 4, 34; Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 354; Schützei-
chel⁶ 127; Starck-Wells 189; Schützeichel, Glossen-
wortschatz 3, 379; Bergmann-Stricker, Katalog Nr.
634; Graff 1, 197; Lexer 1, 730 f.; Götz, Lat.-ahd.-nhd.
Wb. 627 (sterilis); Dt. Wb. 4, 1206; 5, 3059 ff.; Kluge²¹
245; Kluge²⁴ s. v.

Ahd. galt hat in aschwed. gal(d)- (in gald-
viþer Baum, der keine Frucht trägt und
galnöt unfruchtbare Kuh) eine Entspre-
chung: < urgerm. *alđa-. Daneben stehen
mndl. gelde, nndl. geld unfruchtbar; ae.
gielde, me. geld, ne. dial. yeld unfruchtbar;
aisl. geldr, nisl., fär. geldur, nnorw. gjeld,
ndän. gold, aschwed. galder, nschwed. gall,
gåll (aus dem Skand. entlehnt in ne. dial.
geld [vgl. Thorson 1936: 28]; aus dem Skand.
ebenfalls norw. lapp. galdda unfruchtbar,
verschnitten
[vgl. Qvigstad 1893: 160]): <
*alđia-. Nach Noreen [1923] 1970: § 424, 1
ist das Nebeneinander von nicht umgelauteten
und umgelauteten Formen im Skand. am ehe-
sten durch den Übertritt eines alten u-St. in die
a- oder ja-Klasse zu erklären, was auch für die
anderen germ. Sprachen denkbar wäre (auch
hier sind alte u-Adj. in die a- oder ja-Klasse
übergetreten). In diesem Fall wäre ein Adjek-
tiv urgerm. *al-đu- anzusetzen. Dagegen
spricht jedoch, daß mit dem Suffix urgerm.
*-đu- keine Adj., sondern Verbalabstrakta
oder Nomina agentis gebildet werden (vgl.
Krahe-Meid 1969: 3, § 124). Das ja-Adj.
könnte so eine Rückbildung aus dem Verbum
*alđ-ie/a- sein (> nhd. gelzen, mndl. gelten,
aisl., nisl. fär. gelda, nnorw. gjelda, ndän. gil-
de, nschwed. gälla; vgl. Heidermanns, Et. Wb.
d. germ. Primäradj. 228). Für das Urgerm. ist
dann nur eine Form *alđa- anzusetzen.

Eine andere Möglichkeit ist die Annahme ei-
ner sekundären Weiterbildung mit dem Suf-
fix *-a- zu einem alten a-St. (vgl. das Ne-
beneinander von got. fairns alt [< *ferna-]
und got. fairneis alt [< *fernia-]; Krahe-
Meid 1969: 3, § 74, 4). Auch in diesem Fall
hat man von einem ursprünglichen Adj. ur-
germ. *al-đa- auszugehen.

Falls urgerm. *-đ- in *al-đa- das Resultat
von grammatischem Wechsel ist, kann zum
Adj. auch got. gilþa* Sichel (nur akk.sg. in
Mk. 4, 29) gestellt werden (< urgerm. *el-
þō-). Für das Adj. wäre dann eine Grundbe-
deutung verschnitten anzusetzen.

Anders gebildet ist ae. gielm Garbe (<
*el-ma-), eigtl. Abgeschnittenes; urgerm.
*el-ma- hat in akymr. gylym, mkymr. geleu,
gelyf Messer, Dolch (< *hel-mo-) eine Pa-
rallele.

Fick 3 (Germ.)⁴ 132; Heidermanns, Et. Wb. d. germ.
Primäradj. 228; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 2, 1204;
Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 182; Vries, Ndls. et. wb.
190 f.; Holthausen, Ae. et. Wb. 129; ME Dict. s. v.; OED
s.vv.; Vries, Anord. et. Wb.² 162 f.; Bjorvand, Våre ar-
veord 310 f.; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 385; Fritzner,
Ordb. o. d. g. norske sprog 1, 575; Holthausen, Vgl. Wb.
d. Awestnord. 83; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 337 f.;
Nielsen, Dansk et. ordb. 151. 156. 160; Ordb. o. d.
danske sprog 6, 1206 f.; Torp, Nynorsk et. ordb. 156;
Hellquist, Svensk et. ordb.³ 267; Svenska akad. ordb.
s. v.; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 215; Lehmann, Gothic
Et. Dict. G-89. Oberdörffer 1908: 21.

Urgerm. *alđa- basiert auf vorurgerm.
*hol-to- (mit dem Verbaladjektive bilden-
den Suffix uridg. *-to-). Die Ableitungsbasis
bildet die Wurzel uridg. *hel- schneiden,
die aber einzelsprachlich nicht verbal fortge-
setzt ist.

Andere Verbindungen mit der Wurzel *hel-
sind unsicher: ai. halá- m. Pflug kann auf
*helo- zurückgehen (die Vorform *holo-
kommt wegen des Nichteintretens des Brug-
mannschen Gesetzes nicht in Frage); da das
Wort aber erst spät bezeugt ist, wird auch ei-
ne Entlehnung aus dem Munda erwogen.
Auch arm. joł Schilf(gras) wurde früher
unter einer Vorform *holo- zur Wurzel
*hel- gestellt; neuerdings wird es aber mit
uridg. **helh₃- gelb sein verbunden (ent-
weder aus **holh₃-no-, **holh₃-so- oder
**holh₃-o-; vgl. Olsen 1999: 54). Auch der
Anschluß von gr. γάλλος Priester der Cybe-
le, Verschnittener
(daraus entlehnt lat. gal-
lus Verschnittener, verschnittener Priester
der Cybele
) ist nicht gesichert. Denn gr.
γάλλος galt bereits in der Antike als ein
Lehnwort aus dem Phryg. Wegen der nicht-
griechischen Herkunft der Cybele liegt so die
Annahme eines Lehnworts näher. Jedenfalls
ist gr. γάλλος von heth. ikalla- zerreißen,
aufschlitzen
zu trennen (vgl. Tischler, Heth.
et. Gl. 1, 399 f.). Fraglich ist auch die Zuge-
hörigkeit von lit. úolis dickes Stück Holz,
Baumstamm
, das innerhalb des Baltischen
isoliert ist (das hiermit verbundene lett. ze-
lejs ist nämlich in sielējs [= sielains] Holz-
floß
zu ändern).

Als sichere Fortsetzer von der Verbalwurzel
uridg. *hel- können daher nur die obenge-
nannten urgerm. Formen *al-đa-, *el-þō-
und *el-ma- gelten.

Walde-Pokorny 1, 629; Pokorny 434; Mayrhofer, K. et.
Wb. d. Aind. 3, 584; Chantraine, Dict. ét. gr. 208; Wal-
de-Hofmann, Lat. et. Wb. 1, 581; Ernout-Meillet, Dict.
ét. lat.⁴ 267; Hübschmann, Arm. Gr. 471; Fraenkel, Lit.
et. Wb. 1323; Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. 3,
858; 4, 703. M. Olsen, IF 38 (19171920), 168 f.; J.
Vendryes, EC 4 (194148), 60 f.

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