ganazzoAWB [-ss-] m. n-St., in Gl. seit dem
8. Jh. (s. u.); die meisten Belege seit dem
11./12. Jh.: ‚Gänserich; anser, anetus (vgl.
Mittellat. Wb. 1, 633); männliches Bleßhuhn;
fulix(?)‘ (Gl. 3,7,35, 8. Jh.: g...o; vgl. StSGl,
Anm. zur Stelle und ae. ganot ‚fulix‘; s.u). —
Mhd. ganze m. ‚Gänserich‘, frühnhd. ganz
m., nhd. dial. ganz(e), gan(t)sch, gän(t)sch
m. ‚Gänserich‘.
Ahd. Wb. 4, 36 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 286; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 355; Schützeichel⁶ 128; Starck-Wells
190; Schützeichel, Glossenwortschatz 3, 385; Graff 4,
220; Lexer 1, 737; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 40 (ane-
tus). 43 (anser); Dt. Wb. 4, 1307 f.; Kluge²¹ 231 (s. v.
Gans); Kluge²⁴ s. v. Gans; Pfeifer, Et. Wb.² 395 f.
(s. v. Gans). — Schweiz. Id. 2, 387 (ganz); Fischer,
Schwäb. Wb. 3, 62 ff. (ganze); Frings-Große, Wb. d.
obersächs. Mdaa. 2, 17 (gäntsch[ch]); Mitzka, Schles.
Wb. 1, 363 (gansch, gänsch). 365 (ganz); Woeste,
Wb. d. westf. Mda. 71 (gante); Bretschneider, Bran-
denb.-berlin. Wb. 2, 251 f. (gänt, ganter, gänter);
Wossidlo-Teuchert, Meckl. Wb. 3, 35 ff. (gant, ganter,
gänter); Riemann, Preuß. Wb. 2, 251 (gant, ganter). —
Suolahti [1909] 2000: 410 ff.
Das Wort, das schon bei Plinius und in ande-
ren lat. Quellen als ganta ‚Wildgans, wilder
Wasservogel‘ (> afrz. jante ‚dss.‘) belegt ist,
hat nur westgerm. Entsprechungen: mndd.
gante, nndd. gante, gänt ‚Gänserich‘; mndl.,
nndl. gent ‚dss.‘; ae. ganot ‚ein wilder Was-
servogel; fulix‘, me. ganet, ne. gannet
‚Tölpel‘. Urgerm. *anata-(n), *anita-(n)
(vgl. z. B. mndl. gent) gehört zur germ. Wz.
*an- in gans (s. d.) mit dem in Tiernamen
häufigen germ. t-Suffix (→ elbiz) und be-
deutete wohl urspr. ‚ein wilder Wasservo-
gel‘; erst später wurde es zu einer Bezeich-
nung für die männliche Gans.
Die Form ganta bei Plinius und anderen röm. Schrift-
stellern ist kein Beweis für urgerm. *antan, denn
solche germ. Wörter wurden gewöhnlich latinisiert
(vgl. alcēs ‚Elche‘ bei Caesar, glēsum ‚Bernstein‘ bei
Tacitus), und im Lat. wurden unbetonte Mittelvokale
oft synkopiert.
Eine andere Bildung ist urgerm. *an-ra- in mndd.
ganre, ae. ganra, me. gandre, ne. gander ‚Gänserich‘
(zum r-Suffix → kataro ‚Kater‘).
Fick 3 (Germ.)⁴ 125; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. 2, 1, 15; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2, 11;
Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 2, 1454; Bosworth-
Toller, AS Dict. 361; Suppl. 282; ME Dict. s. v.; OED²
s. v.; Wartburg, Frz. et. Wb. 16, 12; Walde-Pokorny 1,
536; Pokorny 412.