gelbôn
Volume IV, Column 137
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gelbôn sw. v. II, nur bei O: vorspie-
geln, täuschen
. Das Verb ist lediglich in
1,23,64 (ni uuanne, theih thir gelbo, druhtin
ist iz selbo glaube nicht, daß ich dir vor-
spiegle, der Herr ist es selber
) und 4,29,27
(ni uuanne, theih thir gelbo, thia tunichun
span si selbo glaube nicht, daß ich dir vor-
spiegle, sie wirkte selber dieses Kleid
) be-
legt. Mit einer anderen Wurzelerweiterung
stellt sich gelpfôn? sich anmaßen (s. d.)
hinzu. Mit b ist ält. nhd. galb m. Gebell,
galben bellen zugehörig.

Ahd. Wb. 4, 197; Splett, Ahd. Wb. 1, 295; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 363; Schützeichel⁶ 132; Graff 4, 196; Dt.
Wb. 4, 1160. Raven 196367: 2, 52.

Das Verb hat in mndd. gelven heulen, bel-
len
< westgerm. *gelbōe/a- eine Entspre-
chung, wovon mit einem r-haltigen Iterativ-
suffix (Krahe-Meid 1969: 3, § 196) gelvern
anhaltend betteln, bitten abgeleitet ist. Die
Basis ist ein nicht belegtes st. Verb urgerm.
*ele/a- tönen (vgl. zur gleichen Vokal-
stufe in Grundwort und Ableitung urgerm.
*elpe/a- prahlen : ahd. gelpfôn? sich an-
maßen
[s. d.], ahd. wegôn beistehen, hel-
fen
: wegan wiegen; vgl. Krahe-Meid
1969: 3, § 183, 2). Die zwischen tönen und
vorspiegeln, täuschen vermittelnde Bedeu-
tung ist dabei prahlend, mit Ruhmredigkeit
erwähnen
(Kelle [185681] 1967: 3, 167).
Weitere Ableitungen von urgerm. *ele/a-
sind: as. galbōn sich rühmen (< urgerm.
*alōe/a-; nur 2.sg.imp. Hel 1561 [ne gal-
bo thu far thīnun geun nicht rühme dich
deiner Gabe
] in der Hs. M [C hat galpo]),
mndd. (erweitert mit dem Iterativsuffix *-r-)
galfern unablässig heulen, bellen (< west-
germ. *galbōe/a-), mndd. gilveren schrei-
en, winseln
(< westgerm. *gilb-irōe/a- mit
Umlaut aus *el-; zum Suffix vgl. Krahe-
Meid 1969: 3, § 196), mndd. gelve Woge,
mndl. gelve f. Welle (< westgerm. *gelbō-;
davon abgeleitet mndl. gelven, golven strö-
men, fließen
, gelvinge, golvinge Strö-
mung
), aisl. gjalfr n., nisl. gjálfur, fär. gjálv,
nnorw. gjelv, gjelg Lärm, aufgeregte See (<
urgerm. *ela-), aisl. gylfr FlußN auch
Welle, Meer (< urgerm. *uli-), aisl. Gylfi
Name eines Seekönigs (< urgerm. *ul-
ian-).

Fick 3 (Germ.)⁴ 132; Seebold, Germ. st. Verben
223 f.; Holthausen, As. Wb. 24; Sehrt, Wb. z. Hel.²
162; Berr, Et. Gl. to Hel. 146; Lasch-Borchling,
Mndd. Handwb. 2, 1, 5. 61. 115; Schiller-Lübben,
Mndd. Wb. 2, 7. 112; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 2,
1306; Vries, Anord. et. Wb.² 169. 196; Jóhannesson,
Isl. et. Wb. 384; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog
1, 604; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 86; Falk-
Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1, 319; Torp, Nynorsk et.
ordb. 157. W. Schulze ZVSp 57 (1930), 297.

Urgerm. *ele/a- < vorurgerm. *ghelbh- be-
ruht auf einer -bh-Erweiterung der Verbalwz.
uridg. *ghel- rufen ( galan, gellen). An-
dere Erweiterungen liegen in gelpfôn? sich
anmaßen
(s. d.) und gelzôn aufschreien
(s. d.) vor. Nicht mit den germ. Wörtern zu
verbinden sind ai. pragalbhá- entschlossen,
mutig
, gálbhate ist kühn, ist zuversicht-
lich
. Diese Wörter gehören zu apagalbhá-
verzagt, verlegen mit Bedeutungsentwick-
lung aus *abortivus; fehlschlagend.
-galbha- wiederum ist identisch mit ai.
gárbha- m. Mutterleib, Leibesfrucht, Neu-
geborenes
(< uridg. *golbho-; vgl. Mayrho-
fer, Et. Wb. d. Altindoar. 1, 474 f.; anders
noch ders., K. et. Wb. d. Aind. 1, 330; ebenso
Krahe-Meid 1969: 3, § 68, 3).

Pokorny 428.

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