genesta
Volume IV, Column 161
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genestaAWB f. ō-St., nur in Gl., seit dem
11. Jh.: Ginster, Besenginster; myrica (Ge-
nista L., Sarothamnus scoparius L.). Das
Wort ist aus lat. genista, vulg.lat. genesta
Ginster; Spartium iunceum (Genista tincto-
ria L.) entlehnt. Der Schmetterlingsblütler
bezeichnet die in Mitteleuropa verbreiteten
gelbblühenden Ginsterarten und, wie aus my-
rica zu schließen ist, auch heidekrautartige
Pflanzen. Mhd. genst, ginst (mit e > i vor
Nasalverbindung; Paul 1989: § 65), älteres
nhd. genst, ginst. Im Nhd. ausschließlich dia-
lektal verbreitet: schwäb., rhein., märk.,
ndsächs. ginst, märk. auch genst neben gin-
ster ( genester), luxem. nur gins(t) m.

Thür., hess. ginselgelb leuchtend gelb, thür. ginsel
Ginster gehören nicht zu ginst, sondern zu ginsel
junge Gans mit diminutivem *-lo-Suffix, wobei die
gelbe Farbe junger Gänse ausschlaggebend für die
Übertragung war; Vilmar, Id. von Kurhessen 127;
Spangenberg, Thür. Wb. 2, 641.

Blüten und Kraut des Ginsters wurden in der mittelal-
terlichen Medizin als blutstillendes und harntreiben-
des Mittel sowie gegen Nieren-, Blasensteine und
Gicht angewendet. Der Besenginster diente vornehm-
lich als Flechtwerk zur Einzäunung.

Ahd. Wb. 4, 214 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 298; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 365; Schützeichel⁶ 132; Starck-Wells
197; Schützeichel, Glossenwortschatz 3, 437; Graff 4,
217; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 421 (myrica); Dt. Wb.
5, 3486; 7, 7519. Fischer, Schwäb. Wb. 2, 661; Lu-
xemb. Wb. 2, 58; Müller, Rhein. Wb. 2, 1238; Bret-
schneider, Brandenb.-berlin. Wb. 2, 348; Stellmacher,
Ndsächs. Wb. 5, 445. Marzell [194358] 2000: 2,
601611; 4, 110114; Sauerhoff 2003/04: 282 f.

Gleichfalls aus dem Lat. stammen mndd.
ginst; mndl. genst, geenst, nndl. genst Gin-
ster
.

Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 116; Verwijs-
Verdam, Mndl. wb. 2, 1453; Vries, Ndls. et. wb. 197.

In den romanischen Sprachen ist lat. genista
als italien. ginesta, prov. genesto, span. hi-
niesta, port. giesta fortgesetzt. Für afrz. ge-
nest, ginest (13. Jh.), nfrz. genêt ist von einer
Vorform galloroman. *genestum auszuge-
hen, die aus pluralisch aufgefaßtem vulg.lat.
genesta rückgebildet ist. Die f. Form liegt in
afrz., mfrz. geneste (12. Jh.) vor.

Lat. genista ist wohl etrusk. Ursprungs wie
andere Wörter mit Suffix -st-/-str- (vgl. fe-
nestra Fenster; lanista neben lanistra Gla-
diatorenmeister
).

Walde-Pokorny 1, 586; Pokorny 381; Walde-Hof-
mann, Lat. et. Wb. 1, 591; Ernout-Meillet, Dict. ét.
lat.⁴ 270; Niermeyer, Med. Lat. lex.² 1, 613; Du
Cange² 3, 522; Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 4218;
Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 3733; Wartburg, Frz.
et. Wb. 4, 100 ff. Gamillscheg 1969: 475. G. Her-
big, IF 37 (1916/17), 171 f.; P. Kretschmer, Glotta 30
(1943), 112.

S. genester.

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