gewôn
Band IV, Spalte 198
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gewônAWB sw. v. II, nur in Gl. seit dem
9. Jh.: den Mund aufsperren, gähnen; hiare,
oscitare, os (cum extensione) aperire, ringi

Var.: k-, ch-. Nach einfachem -w- ist ur-
germ.-ahd. -e- erhalten geblieben; s. Braune-
Reiffenstein 2004: § 114b. Mhd. gewen, gi-
wen sw. v. das Maul aufreißen, gähnen.
Durch die Abschwächung von -ôn und -ên in
mhd. -en ist das Verb mit der Fortsetzung
von ahd. -giwên ( ana-giwên begehren,
gierig verlangen
) zusammengefallen. Älte-
res nhd. gäuen, geuen, gewen, geuwen gäh-
nen, mit offenem Munde stehen, begierig
sein
, im Nhd. ist das Verb nur dial. fortge-
setzt: schweiz. gäuen gaffen, bair. gêuen,
gêuwen, tirol. geuwen das Maul aufsperren.
In schweiz. güwen mit Sehnsucht warten,
nach Unerlaubtem lüstern blicken, bettelnd
herumlungern, gähnen?
lebt die mhd. Ne-
benform göuwen sw. v. gierig, lüstern nach
etwas sein
weiter.

Ahd. Wb. 4, 245; Splett, Ahd. Wb. 1, 303; Köbler, Wb. d.
ahd. Spr. 368; Schützeichel⁶ 134; Starck-Wells 199;
Schützeichel, Glossenwortschatz 3, 448; Graff 4, 107;
Raven 196367: 2, 53; Lexer 1, 1026. 1063; Götz, Lat.-
ahd.-nhd. Wb. 45 (aperire). 457 (oscitare). 578 (ringi);
Dt. Wb. 4, 1539 ff.; 6, 4634 f. Schweiz. Id. 2, 567;
Stalder, Versuch eines schweiz. Id. 2, 517; Schmeller,
Bayer. Wb.² 1, 861; 2, 8; Schöpf, Tirol. Id. 183.

Ahd. gewôn entspricht mndd. gēwen das
Maul aufreißen, gähnen
; mndl. gewen, nndl.
geeuwen gähnen: < westgerm. *gewōe/a-.
Nach Falk-Torp (= Fick 3 [Germ.]⁴ 133) ist w
< * ein ableitendes Formans, mit dessen
Fortsetzung auch aisl., nisl. gjá f. Schlucht,
Kluft
< *īō- gebildet ist.

Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 105; Verwijs-
Verdam, Mndl. wb. 2, 1105; Franck, Et. wb. d. ndl. taal²
180; Vries, Ndls. et. wb. 188 f.; Et. wb. Ndl. F-Ka 201.

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