gifêh adj., Ps 138, Gl. 1,307,35 f. (10.—
12. Jh.); 2,353,26 (10. Jh.): ‚feindlich gesinnt,
widerwärtig, geächtet, der Fehde ausgesetzt;
odiosus, faidosus‘ (zum Lemma vgl. RGA² 8,
279 f.); in der Wendung gifêh sîn ‚feindlich
gesinnt sein, feindlich sein‘ 〈Var.: -u-〉. —
Mhd. gevêch ‚feindlich, feindselig‘, frühnhd.
einmal fech 〈feh〉: 1588 (Dt. Wb. 3, 1386).
Ahd. Wb. 3, 677; Splett, Ahd. Wb. 1, 217; Köbler, Wb. d.
ahd. Spr. 388; Schützeichel⁶ 102; Starck-Wells 206.
816; Graff 3, 384 f.; Lexer 1, 958; Götz, Lat.-ahd.-nhd.
Wb. 254 (faidosus). 446 (odiosus); Kluge²¹ 189 (s. v.
Fehde); Kluge²⁴ s. v. Fehde; Pfeifer, Et. Wb.² 419 (s. v.
Fehde).
Ahd. gifêh ist wohl mit verstärkendem gi- von
adj. fêh ‚verschieden, bunt‘ abgeleitet (vgl.
ahd. *gi-ringi ‚gering‘ : ringi ‚gering‘, ahd. gi-
sunt, as. gi-sund, ae. ge-sund ‚gesund‘ : me.
sund ‚gesund‘). Nicht völlig auszuschließen
ist für gifêh aber auch eine jüngere Rückbil-
dung von einem nicht belegten sw. Verb ahd.
*gi-fêhen (Riecke 1996: 428). Dem ahd. Adj.
entsprechen: mndl. gevee ‚feindlich‘, das von
vee ‚feindlich‘ (selten) gebildet ist; ae. subst.
gefāh ‚Feind‘, me. ifō-, -ifā ‚feindlich‘ (mit
Verlust des anlautenden Vokals me. fō-, fā-
‚feindlich‘, davon ne. foe ‚Feind‘). Keine Prä-
fixbildung neben sich haben: afries. fāch
‚straffällig, geächtet‘; ae. fāh, fāg ‚feindlich,
geächtet, schuldig‘, subst. fāh ‚Feind‘ < ur-
germ. *-fai̯χa- mit ursprünglicher Wurzelbe-
tonung (vgl. Schaffner 2001: 297). Für das
Urgerm. ist wahrscheinlich eine Grundbedeu-
tung ‚verschieden, ungleich‘ anzunehmen, aus
der sich einerseits die Bedeutung ‚verschie-
den, verschiedenfarbig‘ (→ fêh), andererseits
die Bedeutung ‚verschieden, feindlich‘ (‚der
die Farben des Feindes trägt‘) entwickelt ha-
ben (Riecke, a. a. O. 428).
Fick 3 (Germ.)⁴ 241; Heidermanns, Et. Wb. d. germ.
Primäradj. 184; Verdam-Verwijs, Mndl. wb. 2, 1790 f.;
8, 1340; Holthausen, Afries. Wb.² 23. 156; Richthofen,
Afries. Wb. 724; Holthausen, Ae. et. Wb. 97; Bosworth-
Toller, AS Dict. 269; Suppl. 204; ME Dict. s. v.; OED²
s. v.