*giliuni
Volume IV, Column 305
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*giliuni adj. ja-St. (urspr. wohl i-St.;
s. u.), nur Gl. 5,30,33 (12. Jh.) giliun.. =
*giliuni (unflekt.) oder *giliune (n.pl.):
besonnt; apricus (Lemma: aprici, i. qui ad
solem sedere soliti sunt). Die nächsten Ver-
wandten sind mhd. liune f. (< *liunî f. īn-St.)
Tauwetter, liunen sw. v. auftauen, bair.
läunen dss..

Ahd. Wb. 5, 259 (verfehlt: ist wohl ?gi-luomi);
Splett, Ahd. Wb. 1, 558; Schützeichel⁶ 218; Starck-
Wells 211; Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 134;
Lexer 1, 1942; Schmeller, Bayer. Wb.² 1, 1399. H.
Tiefenbach, BNF 11 (1976), 219.

Ahd. *giliuni ist wohl eine ni-Ableitung (vgl.
Wilmanns [190630] 1967: 2, § 326; Kluge
1926: § 229) zur germ. Wz. *χle- warm
(sein)
in ae. (ge-)hlēow sonnig, warm; apri-
cus
, hlēowþ apricitas; mndl. gelie lau, vor
dem Wind geschützt
, luw vor dem Wind
geschützt, sicher
; aisl. hlr warm, mild: <
urgerm. *χlea-.

Mndl. lien (Alexander X, 453) wird gewöhnlich als
Verschreibung für *lieu gedeutet (vgl. Franck, Et. wb.
d. ndl. taal² 987 (s. v. lij), aber möglicherweise ent-
spricht es ahd. (gi-)liuni.

Holthausen, Ae. et. Wb. 163; Bosworth-Toller, AS
Dict. 401. 543; Suppl. 344. 551; Verdam [1911] 2002:
333 (*lieu). 341; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 2, 1231;
4, 570. 922 f.; Vries, Anord. et. Wb.² 241; Jóhannes-
son, Isl. et. Wb. 240; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 120.

Germ. *χle- < idg. *kle- ist wohl eine Er-
weiterung von der Wz. *kel- warm (sein);
vgl. lat. calēre warm, heiß sein und s. Po-
korny 551 f.

Problematisch bleibt das Verhältnis zu ae.
hlēow, afries. hlī, as. hleo Schutz, Obdach,
Decke
. Vielleicht handelt es sich um eine
Bed.entwicklung warmer Ort > Schutz;
dagegen führen Darms 1978: 54 ff. und Hei-
dermanns, Et. Wb. d. germ. Primäradj. die
Adj. auf ein germ. Subst. *χlea- Schutz
zurück, das sich aber mit keiner idg. Wz.
verknüpfen läßt. Aus lautlichen Gründen ist
Zugehörigkeit zur Wz. *kle- (an-)lehnen
(Darms, a. a. O. 59 f.; vgl. auch Feist, Vgl.
Wb. d. got. Spr. 263 f. s. v. hlija Hütte, Zelt)
sehr zweifelhaft. Nach E. Seebold in Kluge²⁴
560 scheinen die beiden Sippen nicht in
etymologischem Zusammenhang miteinan-
der zu stehen
.

Weiteres, auch zur Dehnstufe in ahd. lâo,
lâo.

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