giweigi n. ja-St., nur Gl. 2,521,60.
574,45 (11. Jh.): ‚Becher, Schale, Schüssel;
buccula‘ (vgl. Mittellat. Wb. 1, 1601). Vgl.
auch bahweiga ‚Schale, Schüssel‘ (s. d.). Das
Wort kommt weder mhd. noch nhd. vor.
Splett, Ahd. Wb. 1, 1084; Köbler, Wb. d. ahd. Spr.
466; Starck-Wells 227; Schützeichel, Glossenwort-
schatz 10, 467.
Verwandt sind as. wēgi n. ‚Gefäß, Schale‘,
wēga f. ‚Schüssel‘; ae. wæge n. ‚Schale, Be-
cher‘; zu aisl. veig ‚starker Trank‘ s. u.
Diese Wörter haben keine sichere Etymolo-
gie. Gewöhnlich werden sie aufgrund von
aisl. veig auf urgerm. *u̯ai̯ō- ‚Kraft, Stärke‘
zurückgeführt (→ weigar), das zur Wz.
uridg. *u̯ei̯k- : *u̯oi̯k- gehört (→ wîgan); vgl.
Fick 3 [Germ.]⁴ 408; Schade 1882: 1, 111.
Eine Bed.entwicklung ‚Stärke, Kraft‘ >
‚starkes Getränk‘ > ‚Trinkbecher‘ hat aber
m. E. keine Parallelen; es ist auch fraglich,
ob die abweichende Bed. des aisl. Wortes
gewichtiger sein sollte als die der westgerm.
Wörter.
Abzulehnen ist die von J. Trier stammende Erklärung
‚Zaun‘ > ‚Mannring‘ > ‚Festgelage der Gemeinschaft‘
> ‚Festtrank‘ (Vries, Anord. et. Wb.² 651).
Wenn aisl. veig ‚starker Trank‘ überhaupt
hierher gehört und nicht mit veig ‚Stärke,
Kraft‘ identisch ist, mit der Bed. ‚etwas Star-
kes‘, hat es vielleicht (unter dem Einfluß von
veig ‚Stärke‘) eine Bed.entwicklung ‚Gefäß
für Getränke‘ > ‚ein besonderes Getränk‘
durchgemacht; vgl. nhd. Bowle oder ne. cup
‚alkoholisches Mischgetränk‘.
Wenn man eine Ausgangsbed. ‚Gefäß‘ an-
setzt, gibt es wenigstens eine mögliche Ety-
mologie. Mehrere Bezeichnungen für Gefäße
setzen eine Grundbed. ‚Einbiegung, Höh-
lung, Mulde‘ voraus: lat. lanx ‚Schüssel‘, gr.
λέκος, λεκάνη ‚Mulde, Schüssel‘ wohl zur
Wz. *ēl-ēk- ‚biegen‘ (Pokorny 308); lat.
cūpa ‚Kufe, Tonne‘, cuppa ‚Becher‘ zur Wz.
*keu̯-p- ‚biegen‘ (Pokorny 591); ähnlich mit
der Grundbedeutung ‚Rundung‘ lat. buccula
urspr. ‚Bäcklein‘, dann (wie hier) ‚Gefäß‘ zur
Wz. *b(e)u-, *bh(e)u- ‚aufblasen, schwellen‘
(Pokorny 98); ae. bolla, as. bollo ‚Schale‘
zur Wz. *bhel- ‚aufblasen, aufschwellen‘
(Pokorny 121). Es ist also möglich, daß
germ. *u̯ai̯- zur idg. Wz. *u̯ei̯- ‚biegen‘ mit
*gh- oder *k-Erweiterung gehört (Pokorny
1120 ff. 1130; vgl. [mit *g-Erweiterung] aisl.
vík, ae. wīc ‚Bucht‘ [‚Einbiegung der Kü-
ste‘], nhd. Wiek). Wenn der Vergleich mit
aslaw. (bulg.) vikija ‚Weingefäß, vas vina-
rium‘ (Schade, a. a. O.; Holthausen, Ae. et.
Wb. 30; Miklosich, Et. Wb. d. slav. Spr. 391
[ohne Etym.]) zutrifft, ist die gemeinsame
Wz. wohl idg. *u̯ei̯k-.
Zu bahweiga s. Luukkainen 1982.