giweigi
Volume IV, Column 443
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giweigi n. ja-St., nur Gl. 2,521,60.
574,45 (11. Jh.): Becher, Schale, Schüssel;
buccula
(vgl. Mittellat. Wb. 1, 1601). Vgl.
auch bahweiga Schale, Schüssel (s. d.). Das
Wort kommt weder mhd. noch nhd. vor.

Splett, Ahd. Wb. 1, 1084; Köbler, Wb. d. ahd. Spr.
466; Starck-Wells 227; Schützeichel, Glossenwort-
schatz 10, 467.

Verwandt sind as. wēgi n. Gefäß, Schale,
wēga f. Schüssel; ae. wæge n. Schale, Be-
cher
; zu aisl. veig starker Trank s. u.

Diese Wörter haben keine sichere Etymolo-
gie. Gewöhnlich werden sie aufgrund von
aisl. veig auf urgerm. *aō- Kraft, Stärke
zurückgeführt ( weigar), das zur Wz.
uridg. *ek- : *ok- gehört ( wîgan); vgl.
Fick 3 [Germ.]⁴ 408; Schade 1882: 1, 111.
Eine Bed.entwicklung Stärke, Kraft >
starkes Getränk > Trinkbecher hat aber
m. E. keine Parallelen; es ist auch fraglich,
ob die abweichende Bed. des aisl. Wortes
gewichtiger sein sollte als die der westgerm.
Wörter.

Abzulehnen ist die von J. Trier stammende Erklärung
Zaun > Mannring > Festgelage der Gemeinschaft
> Festtrank (Vries, Anord. et. Wb.² 651).

Wenn aisl. veig starker Trank überhaupt
hierher gehört und nicht mit veig Stärke,
Kraft
identisch ist, mit der Bed. etwas Star-
kes
, hat es vielleicht (unter dem Einfluß von
veig Stärke) eine Bed.entwicklung Gefäß
für Getränke
> ein besonderes Getränk
durchgemacht; vgl. nhd. Bowle oder ne. cup
alkoholisches Mischgetränk.

Wenn man eine Ausgangsbed. Gefäß an-
setzt, gibt es wenigstens eine mögliche Ety-
mologie. Mehrere Bezeichnungen für Gefäße
setzen eine Grundbed. Einbiegung, Höh-
lung, Mulde
voraus: lat. lanx Schüssel, gr.
λέκος, λεκάνη Mulde, Schüssel wohl zur
Wz. *ēl-ēk- biegen (Pokorny 308); lat.
cūpa Kufe, Tonne, cuppa Becher zur Wz.
*ke-p- biegen (Pokorny 591); ähnlich mit
der Grundbedeutung Rundung lat. buccula
urspr. Bäcklein, dann (wie hier) Gefäß zur
Wz. *b(e)u-, *bh(e)u- aufblasen, schwellen
(Pokorny 98); ae. bolla, as. bollo Schale
zur Wz. *bhel- aufblasen, aufschwellen
(Pokorny 121). Es ist also möglich, daß
germ. *a- zur idg. Wz. *e- biegen mit
*gh- oder *k-Erweiterung gehört (Pokorny
1120 ff. 1130; vgl. [mit *g-Erweiterung] aisl.
vík, ae. wīc Bucht [Einbiegung der Kü-
ste
], nhd. Wiek). Wenn der Vergleich mit
aslaw. (bulg.) vikija Weingefäß, vas vina-
rium (Schade, a. a. O.; Holthausen, Ae. et.
Wb. 30; Miklosich, Et. Wb. d. slav. Spr. 391
[ohne Etym.]) zutrifft, ist die gemeinsame
Wz. wohl idg. *ek-.

Zu bahweiga s. Luukkainen 1982.

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