gotawebbiAWB n. ja-St., im T, bei O und in
Gl. seit dem 8./9. Jh.: ‚feines Gewebe, kost-
barer Stoff (Damast, Seide, Purpur[stoff]
usw.) und die daraus hergestellten Klei-
dungsstücke; bombyx, byssinum, byssus,
coccinum, coccum, colobium, cyclas, hyacin-
thus, ostrum, peplum, polymitum, purpura,
scutula, sericum‘ 〈Var.: c-, --, -u-; -ti-, -to-,
-tu-, -te-, -tte-, -t(t)-, -de-; -uua-, -uu-, -wie-;
-pp-, -bh-〉. Das Wort ist im Mhd. und Nhd.
nicht mehr belegt.
Ahd. Wb. 4, 362 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 314. 1075;
Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 484; Schützeichel⁶ 137;
Starck-Wells 234. 819; Schützeichel, Glossenwort-
schatz 4, 5 ff.; Seebold, ChWdW8 147; Graff 1,
646 ff.; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 75 f. (bombyx). 79
(byssinus, byssus). 110 (coccinum, coccum). 115 (co-
lobium). 167 (cyclas). 458 (ostrum). 475 (peplum).
498 (polymitum). 541 (purpura). 595 (scutula). 606
(sericum). — Lühr 1982: 478.
Im Westgerm. kommen Entsprechungen nur
in den alten Sprachen vor: as. goduweb(bi) n.
‚kostbares Gewebe, Seidenzeug, Scharlach-
tuch‘; afries. godwebb, -wob n. ‚kostbares
Gewebe‘; ae. godwebb n. ‚feines Tuch, kost-
bares Gewebe, Purpur‘. Aisl. guðvefr m.
‚feine und teure Stoffart‘, nisl. guðvefur, ist
wohl aus dem Ae. entlehnt (wie guðsifjar
‚Gevatterschaft‘ aus ae. godsibb); vgl. Vries,
Anord. et. Wb.² 193. Aus dem Germ. ent-
lehnt sind: russ.-ksl. godovablь, tschech.
hedvabi, hedbavi, hedbav, poln. jedwab
‚Seide‘.
Holthausen, As. Wb. 28; Sehrt, Wb. z. Hel.² 206;
Wadstein, Kl. as. Spr.denkm. 188; Berr, Et. Gl. to Hel.
162; Holthausen, Afries. Wb.² 35. 158; Richthofen,
Afries. Wb. 780; Holthausen, Ae. et. Wb. 134; Bos-
worth-Toller, AS Dict. 484; Suppl. 481; Jóhannesson,
Isl. et. Wb. 130. 1017; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske
sprog 1, 660; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 99.
— Lühr 2000: 49. — Miklosich [1886] 1970: 69; Ber-
neker, Slav. et. Wb. 1, 316.
Das Wort ist wohl eine Lehnübersetzung von
gr. θεούφαντος ‚von Gott gewebt‘, viell. über
ein nicht belegtes lat. (vestis) a deo texta.
Vgl. Splett 1979: 48 und bes. H. Adolf,
JEGP 58 (1959), 442 f., die die Entstehung
des Wortes auf den Brauch, Reliquien mit
kostbarem Stoff einzuwickeln, zurückführt.
Daß das Wort eigentlich ‚Baumwollstoff‘ bedeutet
habe und ein volksetymologisch entstelltes Lehnwort
aus arab. qutn ‚Baumwolle‘ sei (vgl. Graff 2, 913;
Seiler [1921—25] 2007: 1, 211; immer noch Vries,
Anord. et. Wb.² 193 f.), ist schon aus chronologischen
Gründen höchst unwahrscheinlich. S. bes. H. Adolf,
a. a. O. R. Hildebrandt, FS Schmitt 1988: 666 f. erwägt
die Möglichkeit, daß das Wort zu ahd. *goto : gota
‚Pate, Patin‘ gehören könnte und urspr.
‚Patengeschenk oder -bekleidung‘ bedeutet hätte (da-
gegen St. Sonderegger, ZDA 119 [1990], 340), aber er
hält arab. Ursprung für wahrscheinlicher.