grînan
Band IV, Spalte 623
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grînan st. v. I (präs. grînu, prät. grein,
grinum, part.prät. gigrinan), seit dem 9. Jh.
in Gl.: kläffen, heulen, belfern, murren;
fremere, gannire, muttire, ringi
Var.: c-;
-y-. Mhd. grînen den Mund (lachend/
knurrend/ winselnd/ weinend) verziehen,
brummen, knurren
, nhd. greinen weinen,
heulen
.

Ahd. Wb. 4, 430 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 325; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 493; Schützeichel⁶ 140; Starck-Wells 240.
820; Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 50 f.; Graff 4,
328; Lexer 1, 1086 f.; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 277
(fremere). 285 (gannire). 421 (mut[t]ire). 578 (ringi);
Dt. Wb. 9, 53 ff.; Kluge²¹ 269; Kluge²⁴ s. v.

In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
mndd. grīnen greinen, den Mund verziehen
zum Weinen, Knurren
; mndl. grīnen, nndl.
grienen heulen, brüllen, grinsen; nfries.
grine greinen, wimmern, klagen, meckern;
aisl., nisl., fär. grína grinsen, nnorw. grina
böse blicken, ndän. grine, nschwed. grina
hämisch lächeln: < urgerm. *rīne/a- den
Mund verziehen, winseln
(zum Bedeu-
tungsansatz vgl. H. Glombik-Hujer, DWEB 5
[1968], 89 ff.).

Anders gebildet ist ae. grānian stöhnen,
jammern
, me. grōnen jammern, stöhnen,
klagen, meckern
, ne. groan stöhnen, mur-
meln, meckern
: < westgerm. *granōe/a-.

Von grînan ist got. griþs* (nur akk.sg. grid 1 Tim. 3,
13) Schritt zu trennen, da es wie mhd. grit
Schritt von der Verbalwurzel uridg. *ghredh-
schreiten abgeleitet ist (vgl. LIV² 203). Die von
Bruckner, Spr. d. Langob. 261 hinzugestellten langob.
PN Grînpo und Grînebertus gehören zu urgerm.
*rīman- Maske ( grîmo).

Fick 3 (Germ.)⁴ 143; Seebold, Germ. st. Verben 236 f.;
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 162; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. 2, 147 f.; Verwijs-Verdam, Mndl.
wb. 2, 2144 f.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 215; Vries,
Ndls. et. wb. 220 f.; Et. wb. Ndl. F-Ka 330 f.; Fryske wb.
7, 376; Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries. Spr. 1,
688; Dijkstra, Friesch Wb. 1, 476; Holthausen, Ae. et.
Wb. 136; Bosworth-Toller, AS Dict. 487; Suppl. 484;
ME Dict. s. v.; OED² s. v.; Vries, Anord. et. Wb.² 189;
Jóhannesson, Isl. et. Wb. 400; Fritzner, Ordb. o. d. g.
norske sprog 1, 647; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 96; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 348; Nielsen,
Dansk et. ordb. 162; Ordb. o. d. danske sprog 7, 98 ff.;
Torp, Nynorsk et. ordb. 182; Hellquist, Svensk et. ordb.³
299 f.; Svenska akad. ordb. s. v.; Feist, Vgl. Wb. d. got.
Spr. 222; Lehmann, Gothic Et. Dict. G-108.

Urgerm. *rīne/a- hat keine Etymologie.
Wegen der Bedeutung liegt es nahe, an eine
onomatopoetische Bildung zu denken (vgl.
R. Lühr, MSS 35 [1976], 90 Anm. 43).

Semantisch wenig überzeugend ist die in LIV² 180 vor-
genommene Bestimmung als n-Infix-Bildung uridg.
*hri-né/n-H- zur Verbalwurzel uridg. *hreH- verle-
gen sein
(fortgesetzt in ved. á-hrayāa- dreist, frech
und jíhriyat- sich schämend) mit einem Bedeutungs-
wandel von verlegen sein zu Zähne fletschen; zudem
müßte man eine analogische Vollstufe *rīne/a- anstelle
von *rine/a- nach dem Vorbild des Langvokals der
Verben der st. Klasse I annehmen. Schließlich wäre bei
einer Vorform *hrinH- Resonantengemination durch
Laryngal, also urgerm. *rinne/a-, zu erwarten. Allen-
falls nach einem Muster urgerm. *rinne/a- Zähne flet-
schen
: *īne/a- gähnen könnte zu *rinne/a- ein
*rīne/a- geschaffen sein.

Walde-Pokorny 1, 605; LIV² 180; Mayrhofer, K. et. Wb.
d. Aind. 1, 436; ders., Et. Wb. d. Altindoar. 2, 823.

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