grint¹
Volume IV, Column 625
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grint¹ m. a- oder i-St., seit dem 9. Jh. in
zahlreichen Gl.: Grind, (Kopf-)Ausschlag,
kahler Kopf, Glatze; albicium, alopecia, fur-
fur, glabella, glaber, glabrio
Var.: c-; -th,
-d. Die Flexionsklasse ist nicht sicher zu
bestimmen, da das Wort nur im Nom.Sg. be-
legt ist (das m. Genus wird nach dem mhd.
Befund angenommen). Mhd. grint m.
Grind, Grindkopf, nhd. Grind m. Sand,
Schorf
.

Ahd. Wb. 4, 431; Splett, Ahd. Wb. 1, 326; Köbler, Wb. d.
ahd. Spr. 493; Schützeichel⁶ 140; Starck-Wells 240.
820; Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 51 f.; Graff 4,
330; Lexer 1, 1087; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 29 (albi-
cium). 33 (alopotia). 283 (furfur). 290 (glabella, glaber,
glabrio); Dt. Wb. 9, 368 ff.; Kluge²¹ 271; Kluge²⁴ s. v.;
Pfeifer, Et. Wb.² 478. A. Senn, JEGP 32 (1933), 518.

Ahd. grint hat nur in mndd. grint
(Meer-)Sand, Grind eine im Genus über-
einstimmende Entsprechung: < urgerm.
*renda/i- m. Daneben sind teils mit ande-
rem Genus, teils mit abweichendem Voka-
lismus folgende Bildungen belegt: mndd.
grint Mahlgang, Mühlengetriebe; mndl.
grint, nndl. grind, grint Kies, Grind; nfries.
grint Kies; ae. gegrind, me. grind Zusam-
menprall
< *renda- n.; mndl. grinde Sand,
Grind
< *rendō- f.; mndd. grant Kies; ae.
grand- (in grandorleas unschuldig; vgl.
aisl. grandlaus, nisl. grandalaus unschul-
dig
); aisl., nisl., fär., nnorw., nschwed.
grand Körnchen, Kies, Sand, Schaden,
Kummer, Sünde
(davon abgeleitet ist aisl.,
nisl., fär., nnorw. granda, adän. grande,
ndän. gran, nschwed. granna schaden, ver-
letzen
) < *randa- n.; aisl., nisl. grandi,
nnorw. grande Sandbank < *randan- m.

Die Ableitungsbasis ist ein st. Verb urgerm.
*rende/a-, das als ae. grindan, me. grinden,
ne. grind reiben, zermalmen fortgesetzt ist.
Das got. Kompositum grinda-fraþjis klein-
mütig
, eigtl. einen kleinkörnigen Verstand
habend
, setzt ein Verbaladj. *grinds zerrie-
ben
voraus, das von einem mit dem Ae.
übereinstimmenden st. Verb *grindan zer-
reiben
abgeleitet ist.

Fick 3 (Germ.)⁴ 140; Seebold, Germ. st. Verben 240;
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 149. 162; Schil-
ler-Lübben, Mndd. Wb. 2, 148; Verwijs-Verdam, Mndl.
wb. 2, 2143 f.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 216; Vries,
Ndls. et. wb. 222; Et. wb. Ndl. F-Ka 336 f.; Fryske wb.
7, 380; Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries. Spr. 1,
686 f.; Dijkstra, Friesch Wb. 1, 476; Holthausen, Ae. et.
Wb. 137 f.; Bosworth-Toller, AS Dict. 419; Suppl. 487;
ME Dict. s. v.; OED² s. v.; Vries, Anord. et. Wb.² 184;
Jóhannesson, Isl. et. Wb. 399 f.; Fritzner, Ordb. o. d. g.
norske sprog 1, 629 f.; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 94; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 341; Nielsen,
Dansk et. ordb. 161; Ordb. o. d. danske sprog 7, 1;
Torp, Nynorsk et. ordb. 177; Hellquist, Svensk et. ordb.³
296; Svenska akad. ordb. s. v.; Feist, Vgl. Wb. d. got.
Spr. 222; Lehmann, Gothic Et. Dict. G-107. Grien-
berger 1900: 99; Schubert 1968: 45.

Die urgerm. *rende/a- < vorurgerm.
*ghrendhe/o- zugrundeliegende Wurzel ist
eine dh-Erweiterung der uridg. Verbalwz.
*ghren- zerreiben, wozu (mit einer *-d[h]-
Erweiterung) auch lit. grsti schaben,
scheuern
(< *ghren-d- [vielleicht auch
*ghren-dh-; vgl. Lühr 2000: 121]) gehört.
Dissimilation aus urgr. *χρονδρος < *ghron-
d- oder *ghron-dh- (mit Entwicklung von
*ndh > nd; vgl. die parallele Entwicklung
von *mbh > mb in gr. Hesych ἀθεμβοῦσα
ausgelassen < uridg. *ghembh-; gambar)
zeigt gr. χόνδρος Graupe, Korn. Unklar ist
dagegen der Zusammenhang mit lat. frendō
(zer-)knirsche, zermalme, da dessen Anlaut
auf *gh- weist (uridg. *gh wird vor r zu lat.
g-). Womöglich liegt im Anlaut von frendō
aber Einfluß von gleichbedeutendem lat.
fri(c)āre vor.

Ohne weitere Erklärung trennt Seebold, Germ. st. Ver-
ben 240 urgerm. *grunþu- Grund, Boden ( grunt)
von der Verbalwurzel uridg. *ghren- zerreiben, in-
dem er das auslautende urgerm. *-đ als wurzelhaft an-
sieht. Nicht überzeugend ist auch sein Ansatz der
Wurzel als uridg. *hrendh-, da im Lit. *h zu ge-
worden wäre. Will man dennoch an einer Vorform
*hrendh- festhalten, müßte man anstelle der zu erwar-
teten Form **rsti eine Kentum-Entwicklung von
*h > lit. g- annehmen. Zusätzlich wäre auch für lat.
frendō mit sekundärem Einfluß von fri[c]are zu rech-
nen, da sich im Lat. *hr- vor r zu g- entwickelt. Dies
alles spricht gegen Seebolds Ansatz.

Zu trennen ist (trotz Jokl 1911: 25) wohl alb. krúnde
Kleie, Viehfutter, da dieses besser zu krúaj (ab-)krat-
zen
zu stellen ist (vgl. Demiraj, Alb. Et. 226).

Walde-Pokorny 1, 656 f.; Pokorny 459; LIV² 204; Frisk,
Gr. et. Wb. 2, 1110 f.; Chantraine, Dict. ét. gr. 1268 f.;
Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 1, 545; Ernout-Meillet,
Dict. ét. lat.⁴ 253; Fraenkel, Lit. et. Wb. 167. Sommer-
Pfister 1977: 144; Rix 1992: 97.

S. grunt.

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