grun
Band IV, Spalte 655
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grunAWB m. und f. i-St., nur bei O: Ver-
derben, Unglück, Elend, Jammer; tribulatio

Var.: k-. Im Sg. kommen nur m. Formen
(dat. grunne, akk. grun), im Pl. nur f. (akk.
grunni) vor (Wilmanns [190630] 1967: 3,
§ 181, 3 Anm. 1; Braune-Reiffenstein 2004:
§ 216 Anm. 4). Der Sg. würde auch den An-
satz eines a-Stamms rechtfertigen. Da sich
aber m. i-St. häufiger mit f. i-St. überschnei-
den, liegt die Annahme eines m. i-St. näher
(Kelle [185681] 1967: 2, 190).

Ahd. Wb. 4, 447 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 329; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 495; Schützeichel⁶ 141; Graff 4, 328;
Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 677 (tribulatio); Dt. Wb. 8,
2122. Wissmann 1932: 157; Froschauer 2003: 165 f.
(mit dem Hinweis, daß das ahd. Wort isoliert sei).

Dem ahd. Subst. entspricht im Westgerm.
lediglich ae. gryn und mit Metathese gyrn
m. n. Sorge, Kummer, Unglück < west-
germ. *gruni-. (Ae. gryn ist also nicht wie
im OED² 6, 909 angegeben eine obsolete
Variante zu dem aus afrz. groign entlehnten
ae. groin Grunzen, Murren). Doch gehört
wohl auch aisl. grunr m. Argwohn, Vermu-
tung, Zweifel
< urgerm. *runi- hierher, das
mit gr. φρήν, gen.sg. φρενός f. Zwerchfell
[als Sitz aller Seelentätigkeit], Sinn, Seele,
Geist, Verstand, Herz
zu verbinden ist. In
den germ. Sprachen wäre demnach nur die
abstrakte Bedeutung Gefühl unangenehmer
Art
erhalten, woraus sich die Bedeutung
worüber man Kummer hat, Elend, Un-
glück
, entwickelt hat. Die angeführten
Subst. dürften dann einen uridg. hysterody-
namischen n-St. nom.sg. *ghr-n, gen.sg.
*ghr--és fortsetzen, wobei die Ablautstufe
der obliquen Kasus im Germ. verallgemei-
nert wurde (vgl. Lühr 2000: 250).

Fick 3 (Germ.)⁴ 145. 146 (mit Zweifel an der Verbin-
dung von aisl. grunr und gr. φρήν); Holthausen, Ae.
et. Wb. 139. 138; Bosworth-Toller, AS Dict. 492;
Suppl. 489; OED² s. v.; Vries, Anord. et. Wb.² 191
(Verbindung von aisl. grunr mit gr. φρήν); ebenso
Jóhannesson, Isl. et. Wb. 423; Fritzner, Ordb. o. d. g.
norske sprog 1, 653; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 97; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 353. 1474;
Torp, Nynorsk et. ordb. 185. Walde-Pokorny 1,
648 f.; Pokorny 460 f. 496; Frisk, Gr. et. Wb. 2,
1041 ff.; Chantraine, Dict. ét. gr. 1228.

S. auch grennen, grînan.

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