gullaAWB f. jō-St., nur in Gl. seit dem
12. Jh.: ‚eine Schweinekrankheit, Grind(?),
Geschwür am Hals(?); porrigo‘. — Mhd. güll
st. f. ‚Geschwür am Hals‘, nhd. mdartl. kärnt.
gille (oder gülle?) ‚ein kleines Geschwür am
Hals, Entzündung der Haarwurzeln‘ (Lexer,
Kärnt. Wb. 114); steir. güll, gill ‚Name einer
Krankheit verschiedener Tiere, die Ge-
schwüre am Hals zeigt, Entzündung der
Haarwurzeln‘ (Unger-Khull, Steir. Wortsch.
314).
Ahd. Wb. 4, 473 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 331; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 498; Schützeichel⁶ 142; Starck-Wells
243. 820; Graff 4, 182; Schützeichel, Glossenwort-
schatz 4, 80; Lexer 1, 1116; Diefenbach, Gl. lat.-
germ. 448 (porrigo); Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 501
(porrigo); Dt. Wb. 9, 1073 f. (gülle). — Höfler 1899:
208.
Das Wort (< *uli̯a-) ist nur in ahd. und
mhd. bair. Glossen und nhd. nur noch in
Teilen von Österreich belegt. Es hat keine
sichere Etymologie, z. T. weil die Grundbed.
unklar ist (auch lat. porrigo bezeichnete im
Mittelalter verschiedene Krankheiten; vgl.
Diefenbach, a. a. O.). Es ist bestimmt nicht
aus lat. gula ‚Kehle, Schlund‘ entlehnt
(Höfler, a. a. O.). Möglich ist aber, wie schon
Grimm (Dt. Wb., a. a. O.) vermutet hat,
Entlehnung aus einem slaw. Wort: vgl. bes.
poln. gula ‚Beule, Auswuchs‘ (auch russ.
dial. gula ‚dss.‘), slowak. gul’a ‚Kugel‘ (<
*gulja-); zur Et. vgl. Sławski 1952 ff.: 1,
376; Weiteres zur idg. Wz. *geu̯- ‚biegen,
krümmen, wölben‘ mit l-Erweiterung bei
Pokorny 396 f.