hâligo adv., nur Gl. 2,503,1: haligo .
latenter (Einsiedeln, StiftsB Cod. 316,
11. Jh., obd.; Zürich, ZB Ms. Car. C 164,
11. Jh.?, obd.): ‚heimlich; latenter‘. Das
Adv. ist nicht weiter fortgesetzt. Das zu-
grunde liegende Adj. ist erst in mhd. hëlec
‚heimlich‘ belegt, dessen Ableitungsbasis in
mhd. hêle, hæl(e) ‚heimlich‘ vorliegt.
Ahd. Wb. 4, 629; Splett, Ahd. Wb. 1, 378; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 509; Schützeichel⁶ 147; Starck-Wells
250; Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 129; Berg-
mann-Stricker, Katalog Nr. 129. 1008; Graff 4, 844;
Lexer 1, 1148. 1228; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 368
(latens).
Ahd. hâligo steht im Germ. allein. Es handelt
sich um eine Adv.-Bildung auf ahd. -o < ur-
germ. *-ōþ/đ (eigtl. urspr. Abl.-Endung uridg.
*-o-ed/t; zur Bildung vgl. Braune-
Reiffenstein 2004: § 267; zur Endung Meier-
Brügger 2002: 200). Ableitungsgrundlage ist
das Adj. urgerm. *χēlia- ‚heimlich‘ (mögli-
cherweise fortgesetzt in ae. hælig ‚unzuver-
lässig‘, falls dies nicht zu ahd. hâli ‚glatt‘
[s. d.] zu stellen ist), eine Ableitung mit dem
Denominalia bildenden Suffix urgerm.
*-ia- (zum Suffix vgl. Krahe-Meid 1969: 3,
§ 144) von urgerm. *χēli- ‚verhehlend, ver-
borgen‘. Das Adj. ist lediglich (zum Mhd.
s. o.) in ae. -hǣle (nur in onhǣle ‚verborgen,
geheim‘) und mndl. hael ‚verborgen, heim-
lich‘ fortgesetzt (vgl. die Adv.-Bildung →
hâlingûn ‚im geheimen‘).
Urgerm. *χēli- ist ein Verbaladj. auf *-i- (zur
Dehnstufe vgl. Krahe-Meid 1969: 3, § 70, 2)
vom Verb urgerm. *χele/a- ‚verbergen‘ (→
helan).
Seebold, Germ. st. Verben 252 f.; Heidermanns, Et. Wb.
d. germ. Primäradj. 289; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 3,
8; Holthausen, Ae. et. Wb. 145; Bosworth-Toller, AS
Dict. 753 f. — KS Matzel 1990: 128.
S. hâlingûn.