hî(w)o
Band IV, Spalte 1079
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(w)oAWB m. n-St., nur nom.sg. in Gl.
1,91,2 (zwischen 820 und 830, bair.) unreht
hio . adultor: Gatte. Mhd. hî(w)e sw. m.
Gatte. Nhd. nur als Erstglied in Heirat
Hochzeit ( hîrât).

Ahd. Wb. 4, 1158; Splett, Ahd. Wb. 1, 393; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 554; Schützeichel⁶ 163; Starck-Wells
280; Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 348; Berg-
mann-Stricker, Katalog Nr. 895; Graff 4, 1066 f.; Le-
xer 1, 1311 f.; Dt. Wb. 10, 891 ff.; Kluge²¹ 300 f.;
Kluge²⁴ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 525 f.

In den anderen germ. Sprachen entspricht le-
diglich: mndl. hie m. Gatte: < urgerm.
*χīan- (zu den pl. Entsprechungen s. hîwun
Ehegatten).

Unklar in seiner genauen Stammbildung sind
ae. hīw- (in hīwcund heimisch, hīwrǣden
Haushaltung), aisl. h- (in hbli Hauswe-
sen
) und got. heiwa- (in heiwafrauja Haus-
herr, Gastherr
), die sowohl urgerm. *χīan-,
aber auch urgerm. *χīa- fortsetzen können.

Daneben stehen zwei Adj., nämlich urgerm.
*χī-iska- (mit dem denominale Adjektiva
bildenden Suffix urgerm. *-iska-), dem ahd.
hîwiski Familie (s. d.) zugrunde liegt, sowie
eine Ableitung mit dem denominale Adjekti-
va bildenden Suffix urgerm. *-ia- in run.
(Stein von Årstad, ca. 550) PN hiwigaz (<
urgerm. *χī-ia-).

Wohl nicht hierher ist die Inschrift auf der Fibel von
Meldorf (ca. 25 n. Chr.) zu stellen, deren Zeichenfol-
ge von einigen als hiwi gelesen und als Dat./Akk.Sg.
von urgerm. *χii- Gattin (also für die Gattin) ge-
deutet wird. Jedoch fehlt für den Ansatz eines urgerm.
i-St. jeder Hinweis (der mögliche uridg. i-St. [s. u.]
steht bedeutungsmäßig für eine Fibelinschrift zu weit
ab).

Fick 3 (Germ.)⁴ 88; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 3,
422 f.; Holthausen, Ae. et. Wb. 137; Bosworth-Toller,
AS Dict. 539; Suppl. 547; Vries, Anord. et. Wb.² 274;
Jóhannesson, Isl. et. Wb. 195; Fritzner, Ordb. o. d. g.
norske sprog 2, 145 f.; Holthausen, Vgl. Wb. d.
Awestnord. 137. Bammesberger 1990: 69; Casaretto
2004: 246. 266.

Urgerm. *χean- < vorurgerm. *eon-
stellt die Individualisierung eines Adj. uridg.
*eo- vertraut dar, das in ai. éva- lieb,
vertraut
fortgesetzt ist. Substantiviert liegt
das Adj. vor in alat. ceiuis, lat. cīvis Bür-
ger
. Aus der lat. Frühform *cēvis ist osk.
ceus Bürger entlehnt, d. h. zwischen 250
und 150 v. Chr. Die Flexion als i-St. im Lat.
wird allgemein als analogische Umformung
nach lat. hostis Fremdling, feindlicher
Fremdling, Feind
( gast) aufgefaßt. Nach
einem Vorschlag von B. Vine, InL 29
(2006), 139 ff. ist der i-St. dagegen aus dem
Uridg. (*ei-) ererbt und als Abstraktbil-
dung mit der Bedeutung Gesellschaft anzu-
sehen, dessen Bedeutung in singulativer
Verwendung zu Bürger wurde.

Ebenfalls substantiviert findet sich das Adj.
in lett. siva Ehefrau < *eeh₂-.

Eine schwundstufige Bildung ist ai. ivá-
günstig, hold, lieb, gütig.

Wie die unter heim heim(wärts) angeführ-
ten Entsprechungen zeigen, ist als Ablei-
tungsbasis die Verbalwurzel uridg. *e-
liegen anzusehen, die vorliegt in ai. aye
liegt, ere liegen, jav. sōire sie liegen,
gr. κεῖται liegt, befindet sich, heth. kitta(ri),
kluw. zīyar(i), lyk. sijeni, sijni, pal. kītar,
lyk. sitni liegt.

Die von B. Vine, InL 29 (2006), 139 ff. vorgeschlage-
ne Verbindung mit uridg. *i- dieser ist zwar nicht
auszuschließen, aber semantisch jedenfalls nicht we-
sentlich näherliegend als die traditionelle Etymologie.

Nicht hierher ist air. cia Mann zu stellen, wobei
vielmehr eine besondere Verwendung von air. cía
wer vorliegt (vgl. Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. C-
93).

Walde-Pokorny 1, 358 ff.; Pokorny 539 f.; LIV² 320;
Mayrhofer, K. et. Wb. d. Aind. 3, 303. 344. 376; ders.,
Et. Wb. d. Altindoar. 2, 613 f. 640. 654 f.; Bartholo-
mae, Airan. Wb.² 1706 f.; Frisk, Gr. et. Wb. 1, 809 f.;
Chantraine, Dict. ét. gr. 509 f.; Untermann, Wb. d.
Osk.-Umbr. 395; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 1,
224; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 124; de Vaan 2008:
116; Kronasser, Etym. d. heth. Spr. 2, 93. Lühr
2000: 220.

S. heim.

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