hûfoAWB m. n-St., im Abr, Rb und weiteren
Gl. (vorwiegend bair. und alem.), WH und
bei N: ‚Haufen, Anhäufung, Hügel, Wall,
Zusammenballung, Ansammlung; acervus,
agger, aggestorium, congeries, congestio,
cumulus, strues, tumulus‘ 〈Var.: -uu-, -u-;
-ff-, -ph-〉. — Mhd. hûfe (hûffe) sw. m., dane-
ben auch hûf st. m. ‚Haufe, zusammenge-
schichtete Menge von Gegenständen‘, nhd.
Haufen (mit -n aus den obliquen Kasus) ne-
ben älterem Haufe m. ‚übereinanderge-
schichtete Dinge, große Anzahl, Trupp Be-
waffneter‘. Wegen des Zusammenfalls von
ahd., mhd. û und ou in nhd. au setzt nhd.
Haufe(n) auch ahd. houf (s. d.) fort.
Ahd. Wb. 4, 1315 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 407; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 566; Schützeichel⁶ 168; Starck-Wells
289. XLIII; Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 420 f.;
Seebold, ChWdW8 165; Graff 4, 833 f.; Lexer 1,
1376 f.; 3, Nachtr. 251; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 9
(acervus). 133 (congestio). 163 (cumulus); Dt. Wb. 10,
582 ff.; Kluge²¹ 293; Kluge²⁴ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.²
515 f.
Ahd. hûfo hat nur in mndd. hūpe, hūpe(n) m.
‚Haufen, Anzahl‘ eine Entsprechung: < west-
germ. *χūpon-. Weiter verbreitet ist das dazu
im Ablaut stehende urgerm. *χau̯pa- (→
houf).
Fick 3 (Germ.)⁴ 94; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb.
2, 1, 389; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2, 297 f.
Westgerm. *χūpon- kann auf ein uridg.
*kuHb-on- zurückgehen, das zu den Wurzeln
mit auslautendem b gehört, die meist nur in
westidg. Sprachen bezeugt sind. Dazu steht
mit Ablaut und anderer Stammbildung ur-
germ. *χau̯pa- (→ houf), das seinerseits auf
uridg. *kou̯Hb-o- mit lautgesetzlichem
Schwund des Laryngals weist. Aus beiden
Formen ergibt sich der Ansatz einer Wurzel
*keu̯Hb-/kuHb-, die vielleicht als Variante der
unter → hûba besprochenen Formen *kuHbh-
oder *kuHp- anzusehen ist. Doch ist der Ver-
gleich dieser Formen wegen des unterschied-
lichen Auslauts schwierig.
Des weiteren haben hûfo und houf neben dem
semantischen Merkmal ‚gewölbt sein‘ zusätz-
lich eine Bedeutungskomponente ‚aus einzel-
nen Stücken bestehend‘, von der aus sich die
Bedeutung ‚Haufen, Truppe‘ als bestimmte
Menge an Einzelteilen oder Menschen entwik-
kelt hat. So wäre es denkbar, daß diesen bei-
den Wörtern eher eine uridg. Wurzel *k̂eu̯H
‚werfen‘ (LIV² 330) zugrundeliegt (zur Se-
mantik vgl. z. B. lit. kráuju ‚packe, werfe auf-
einander‘ und lit. krūvà ‚Haufen‘ [Fraenkel,
Lit. et. Wb. 291] oder lat. struere ‚schichten,
aufeinanderlegen‘ und lat. struēs ‚Haufen, be-
stimmte Menge, Haufen zusammengefügter
Dinge‘ [Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 2,
607]), wobei man dann mit einer unklaren la-
bialen Erweiterung zu germ. *χū-p-/*χau̯-p-
rechnen müßte.
Anders R. S. P. Beekes, HS 109 (1996) 225,
der ahd. hûfo usw. < *kūb- als alteuropäisches
Lehnwort erklärt.
Walde-Pokorny 1, 374; Pokorny 590; LIV² 330.