hamo²AWB m. n-St., seit dem 10. Jh. in Gl.:
‚gebogene Angelrute; calamus‘. — Mhd.
ham(e) sw. m. ‚Angelrute, Angelhaken‘
(zum Ausfall von e nach m vgl. Paul 2007: §
M10 Anm. 6), nhd. (mit dem Eindringen von
n aus den obliquen Kasus) Hamen m. ‚An-
gelrute‘.
Ahd. Wb. 4, 668; Splett, Ahd. Wb. 1, 1219; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 513; Schützeichel⁶ 148; Starck-Wells 252.
821; Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 145 (dort sind
hamo¹ und hamo² unter einem Lemma zusammenge-
stellt); Graff 4, 946; Lexer 1, 1162; Götz, Lat.-ahd.-nhd.
Wb. 82 (calamus); Dt. Wb. 10, 307 f.; Kluge²¹ 286; Klu-
ge²⁴ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 502.
Ahd. hamo² ist entweder ein Lehnwort aus
lat. hāmus ‚(Angel-)Haken‘ mit Kürzung des
Vokals durch Einfluß von ahd. hamo¹ ‚sack-
förmiges Fangnetz für den Fischfang‘ (s. d.)
oder eine sekundäre Bedeutungserweiterung
von ahd. hamo¹ unter Einfluß von lat. hāmus.
Dieselbe Bedeutung zeigen auch mndd.
hāme ‚Angel‘ und mndl. hame ‚Angel, Ecke‘
(vgl. auch mndl. geaemt ‚mit einem Haken
versehen‘). Viel später ist dagegen ne.
fachspr. hamulus ‚Häkchen‘ aus lat. hāmulus
‚kleiner Haken, Häkchen‘ übernommen.
Wenig wahrscheinlich ist die Verbindung (über eine
Bedeutung ‚Gekrümmtes‘) mit ahd. ham ‚lahm‘
(s. d.), da dies auf eine Wurzel uridg. *(s)k̂emH- ‚ver-
stümmelt sein‘ und nicht ‚krumm sein‘ zurückzufüh-
ren ist.
Fick 3 (Germ.)⁴ 74; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb.
2, 1, 209; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2, 182 f. (viel-
leicht unter hame ‚Netz‘ [→ hamo¹] mitbehandelt);
Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 2, 944; 3, 65; OED² s. v. —
Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 1, 633; Ernout-Meillet,
Dict. ét. lat.⁴ 289. — Heyne 1899—1908: 4, 254 Anm.
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