hansaAWB f. ō-St., nur in OT, T: ‚Schar,
Trupp von Soldaten; cohors‘ (das Wort ist
nur einmal T 200, 1 im Akk.Sg. belegt). —
Mhd. hanse st. f. ‚kaufmännische Vereini-
gung, Kaufmannsgilde‘, nhd. Hanse ‚Zu-
sammenschluß norddt. Handelsstädte zur
Wahrung gemeinsamer wirtschaftlicher und
politischer Interessen im Mittelalter‘.
Ahd. Wb. 4, 678; Splett, Ahd. Wb. 1, 1219; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 513 f.; Schützeichel⁶ 148; Graff 4,
978; Lexer 1, 1169; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 113
(cohors); Dt. Wb. 10, 462 ff.; Kluge²¹ 288; Kluge²⁴
s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 507.
In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
mndd. hense, hanse ‚kaufmännische Verei-
nigung, Kaufmannsgilde‘; mndl. hanse, nndl.
hanze ‚kaufmännische Vereinigung, Kauf-
mannsgilde‘; nfries. hanze- ‚kaufmännische
Vereinigung, Kaufmannsgilde‘; ae. hōs ‚Ge-
folge, Schar‘; got. hansa ‚Schar, Manipel,
Kohorte‘: < urgerm. *χansō-.
Aus dem Germ. sind finn. kansa ‚Volk‘,
estn. kaas(a) ‚Gatte, Gattin, Gefährte‘ und
mlat. hansa ‚kaufmännische Vereinigung‘,
nfrz. hanse ‚Hanse‘ entlehnt.
Fern bleibt nnorw., nschwed. hos ‚an, bei, neben‘
(hierher gestellt von A. Noreen, ANF 3 [1886], 12),
das vielmehr zu urgerm. *χūsa- ‚Haus‘ (→ hûs) ge-
hört (vgl. Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1, 421).
Fick 3 (Germ.)⁴ 71; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb.
2, 1, 271; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2, 242; Ver-
wijs-Verdam, Mndl. wb. 3, 85 f.; Franck, Et. wb. d.
ndl. taal² 231; Vries, Ndls. et. wb. 236; Et. wb. Ndl. F-
Ka 381; Holthausen, Ae. et. Wb. 171; Bosworth-
Toller, AS Dict. 554; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr.
245 f.; Lehmann, Gothic Et. Dict. H-42; Kylstra,
Lehnwörter 2, 38 f. — Niermeyer, Med. Lat. lex.² 1,
628; Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 4480; Meyer-Lübke,
Rom. et. Wb.³ Nr. 4033; Wartburg, Frz. et. Wb. 16,
144. — Rooth 1926: 67 ff.
Urgerm. *χansō- < vorurgerm. *konseh₂- ist
am besten mit der Verbalwurzel uridg.
*k̂ens- ‚(öffentlich) schätzen, verkünden‘ zu
verbinden. Denn die Bedeutung ‚Schar‘ kann
aus ‚Verkündung, Beratung‘ → ‚Rat eines
Fürsten‘ → ‚Gefolge eines Fürsten‘ hervor-
gegangen sein (vgl. Lehmann, Gothic Et.
Dict. H-42; vgl. etwa die Rolle der ‚Schar‘
bei Tac., germ. 12, 2: centeni singulis ex ple-
be comites. consilium simul et auctoritas ad-
sunt ‚jeder von ihnen [= Recht sprechende
Fürsten] verfügt über je hundert Gefolgsleute
aus dem gemeinen Volk. Sie stehen ihm zur
Beratung und Urteilsbeglaubigung in einem
zur Seite‘). Der Ansatz des Nasals *-n- ist al-
lerdings umstritten. Von G. Dunkel, FS
Strunk 1995: 13 ff. wird gr. κῶμος ‚festlicher
Umzug‘ hierher gestellt, was einen Ansatz
*k̂ems- ergäbe (gr. κῶμος < *k̂ómso-). Falls
aber mit Janda 2000: 277 gr. κῶμος fern-
bleibt und als *kóh₂-mo- zu uridg. *keh₂-
‚begehren‘ (→ huora) gehört, steht dem An-
satz *k̂ens- nichts im Wege.
Die Verbalwurzel uridg. *k̂ens- ist fortge-
setzt in: ved. śáṃsati ‚spricht feierlich,
preist‘, aav. sǝ̄ṇhaitī ‚verkündet, nennt‘,
apers. θanh- ‚nennen‘ < *k̂éns-e/o-; ved.
śaṃsaya (in ... śaṃsaya ‚mach’ Hoff-
nung‘, mkymr. -gos- (in dan-gos- ‚zeigen‘ <
*k̂ons-éi̯e/o-; lat. censēre ‚schätzen, meinen‘
(entlehnt in osk. censaum ‚dem Census un-
terziehen‘) < *k̂s-éi̯e/o-.
Seinen nächsten Verwandten hat urgerm.
*χansō- in ai. śáṃsa- m. ‚Preis, Lob, Mei-
nung, Urteil‘, aav. sǝ̄ṇgha- ‚Verkündigung,
Urteil‘, jav. saŋha- ‚Anordnung‘ < uridg.
*k̂ónso-. Zu vergleichen ist auch die ti-
Ableitung aav. -sasti- (in frasasti- ‚Ruhm,
Ruf, Ansehen‘) < *k̂sti-.
Aus lautlichen Gründen sind Vorschläge, die von ei-
ner auf Dental auslautenden Verbalwz. ausgehen (eine
Auflistung bei Lehmann, Gothic Et. Dict. H-42), ab-
zulehnen: Uridg. *k̂omt-teh₂- (> kymr. cant ‚Schar‘,
also zum Zahlwort für ‚100‘) hätte etwa über *k̂omtā-
urgerm. *χanþ/đō- ergeben; auch die Annahme einer
Sekundärbildung vorurgerm. *k̂ont-s-ah₂- (zu got. fra-
hinþan ‚gefangen nehmen‘; so Bammesberger 1990:
116) ist wegen der Annahme eines sonst nicht beleg-
ten s-St. wenig überzeugend.
Walde-Pokorny 1, 403; Pokorny 566; LIV² 326;
Mayrhofer, K. et. Wb. d. Aind. 3, 284 f.; ders., Et. Wb.
d. Altindoar. 2, 599 f.; Bartholomae, Airan. Wb.²
1000 f. 1575 f. 1578 f.; Untermann, Wb. d. Osk.-
Umbr. 382 f.; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 1, 198 ff.;
Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 112 f.; Dict. of Welsh 1,
887. — Schumacher 2000: 220; Casaretto 2004: 107 f.